Ein Innenblick auf die Mongolei und migrantische Kultur in Berlin
mongolischer Frauenchor
von Brit Beneke
Fotos:
briti bay fotodesign
v.l.n.r.: Diana Chico Alvarez (Ecuador), Khischigdulam Krause (Mongolei) und
Lucia Muriel (Ecuador) bei der Podiumsdiskussion
Am dritten
Adventswochenende gab es für Mongolei-Interessierte gleich mehrere
Veranstaltungen in Berlin. Am 15. Dezember 2017 zeigte die Regisseurin
Byambasuren Davaa in der Berliner Urania Fotos ihrer Heimat. Unter dem Titel
„MEINE MONGOLEI - Eine Reise in die Mongolei„ gab sie in ihrem
Live-Multimediavortrag einen Rundumblick vom alltäglichen Leben auf dem Land,
von den Entwicklungen in der Stadt, den historischen Sehenswürdigkeiten und den
Veränderungen der Umwelt. Mit feinem Humor berichtete sie von Begegnungen, die
sie in der Steppe gemacht hatte.
Für die Urania war es etwas Besonderes, den Blick von Innen, einer dort
Aufgewachsenen, und nicht durch die Augen ausländischer TouristInnen zeigen zu
können. Auf Byambasuren Davaas Bilder kam die überwältigende Schönheit der
Landschaft zur Geltung. Demgegenüber stellte sie Aufnahmen von
Bergbauhinterlassenschaften oder Überweidung. Byambasuren Davaa wies mit großem
Nachdruck auf die Gefahren hin, die entstehen, wenn das mongolische Volk nichts
gegen die Zerstörung von Natur und Umwelt unternähme. Im voll besetzten Saal
saßen etliche mongolische Landsleute, die sich von den Landschaftsaufnahmen und
den Bildern des Alltags verzaubern ließen.
Fotoausstellung zur Mongolei
Am 17. Dezember ging es
bei dem „Musikalischen Dialog der Kulturen“ im Haus am Franz-Mehring-Platz in
Berlin um migrantische Kultur. Eingeladen hatten der Cultur e.V., der MAIDAR
e.V., MEPA e.V., GlobalConnect-Berlin e.V. und die LUNASOLGalerie. In Berlin
lebende MigrantInnen aus der Mongolei und aus Lateinamerika stellten sich
gegenseitig und dem deutschen Publikum ihre kulturellen Besonderheiten vor. Ein
Pferdekopfgeigenspieler spielte mongolische Lieder. Die Legende von der
Entstehung der Pferdekopfgeige durch Chöchö Namžil, der aus Trauer um sein Pferd
und die Entfernung zur Geliebten den speziellen Geigenkopf schnitzte, wurde
vorgetragen.
Zwei Mädchen führten mongolischen, traditionellen Tanz zu schneller lauter
Technomusik auf. Das passte hervorragend zusammen, und das Publikum feierte die
Tänzerinnen mit Applaus und Jubelrufen.
Khischigdulam Krause vom MAIDAR e.V. stellte die Arbeit des Vereins vor:
Ehrenamtliche geben in ihrer Freizeit Mongolisch-Unterricht für Kinder, die in
Deutschland aufwachsen, aber mongolische Eltern haben. Sie sollten nicht
vergessen, wo sie herkämen.
In der Podiumsdiskussion
zum Thema „Die Situation der Migranten aus der Mongolei und Lateinamerika in
Deutschland“ stellten die Rednerinnen viele Gemeinsamkeiten aufgrund der
Migrationssituation fest. Lucia Muriel aus Ecuador meinte: „Der Dialog unter uns
MigrantInnen macht uns stärker in der Diaspora“.
Khischigdulam Krause wies auf die Prägung durch das Leben im Ausland hin: „Wir
sind doch sehr deutsch geworden. Wir haben heute pünktlich angefangen.“
Im Dialog mit den Frauen aus Lateinamerika ist Khischigdulam Krause ein
bedeutender Unterschied in der Erfahrungswelt der MongolInnen aufgefallen.
Während die Gesprächspartnerinnen von der tiefen Prägung ihrer Kultur durch den
Kolonialismus berichteten, wurde ihr bewusst, dass das mongolische Volk in
seiner Geschichte niemals einen derartigen Einschnitt erfahren hatte.
Pferdekopfgeigenspiel
Der weitere Verlauf des Abends war dann wieder von frohen Klängen und Tänzen erfüllt. Es gab Musik und Tanz aus Ecuador, Mexico, Bolivien und Chile. Es sah ganz so aus, als ob sich eine zukünftige Zusammenarbeit der Vereine anbahnt.
Stand mit lateinamerikanischen Trachten