WORLDVISION-Kinderpatenschaften

MONGOLEI - ein Reisebericht

Nachdem im Oktober 2000 eine Gruppe mongolischer Jugendfachkräfte zu Gast beim Kinder- und Jugendring Bonn e.V. war, fand nun im Mai 2001 ein Gegenbesuch in der Mongolei statt. Es fanden sich sieben in der Jugendarbeit erfahrene und engagierte Menschen aus Bonn, die Interesse und Zeit für diese internationale Begegnung hatten.

Für einige von uns war es die erste Reise außerhalb Europas und für alle ein aufregendes, unbekanntes Ziel – nur nicht für Frank Voßen, der kennt die Strecke wohl mittlerweile auswendig.

Die Vielfalt unserer Erlebnisse und Eindrücke angemessen wiederzugeben, scheint mir unmöglich, aber ich möchte anhand der wenigen Worte, die wir auf mongolisch gelernt haben, einen kleinen Einblick geben:

Mongolisch für „Jugendfachkräfte"

Hallo und willkommen!
So wurden wir am Flughafen von Ulaan Baatar in Empfang genommen und lernten unseren Dolmetscher Binderya – einen sechzehnjährigen Schüler eines Sprachenkollegs kennen, der uns die ganze Zeit über begleitete und mit viel Geduld übersetzte. Dafür wurde ihm seine Abschlussprüfung im Fach Deutsch erlassen!
Ulaan Baatar - „roter Recke“
In der Hauptstadt wechseln sich Plattenbauviertel mit slumartigen Zeltvierteln und pompöse Altbauten mit moderneren Hochhäusern ab. Die Straßen sind dicht befahren und in den Bussen drängen sich die Menschen. Man sieht erstaunlich viele Spielplätze und am Straßenrand immer wieder Billardtische.
Schlaglöcher und fehlende Gullideckel haben uns schnell gelehrt, eher auf unsere Füße zu achten, als auf das durchaus interessante Straßenleben.
Die meiste Zeit jedoch wurden wir von Haustür zu Haustür chauffiert .
Kinder und Jugendliche
Jeden Tag lernten wir andere Organisationen und Einrichtungen der Jugendhilfe kennen. Uns überraschten vor allem die Vielfalt und die unterschiedlichen Ansätze der Institutionen.
Wir besuchten staatliche und nicht-staatliche Organisationen, Einrichtungen für Kinder und/oder für Jugendliche bis zu einem Alter von 35 Jahren, solche die besonders talentierte Kinder fördern und solche, die versuchen Straßenkinder von der Prostitution abzubringen, ein Kinderheim, die Pfadfinder, Jugendverbände von Parteien, die Studentenvertretung der technischen Universität und viele mehr.
Gemeinsam war allen das Ziel, die mongolischen Kinder und Jugendlichen in vielfältiger Hinsicht zu fördern und somit die Zukunft der Mongolei zu gestalten.
70% der Mongolen sind unter 35 Jahre alt. Deshalb wird die Mongolei auch als „das jüngste Land der Welt" bezeichnet. Allerdings betrifft die Massenarbeitslosigkeit vor allem die jungen Menschen: 60% der Arbeitslosen sind Jugendliche.
Tanzen
Neben den Besuchen bei Jugendorganisationen bekamen wir auch Kultur geboten. Die Museen, Denkmäler, Tempel, der Palast des letzten religiösen Führers, das tibetisch-buddhistische Gandan-Kloster, die Tanzaufführungen und Konzerte beeindruckten jedes auf seine Art.
Unvergesslich wird uns allen aber der Besuch im Kinderheim bleiben, bei dem wir selbst von den kleinen Tänzern zum Mitmachen aufgefordert wurden.
Natürlich kam auch der Spaß nicht zu kurz. So durften wir einen Tag lang alle Attraktionen des Kinderparks kostenlos benutzen. Allerdings haben wir aufgrund der verdächtig knarrenden Konstruktionen manchmal erst gelacht, nachdem wir wieder mit beiden Beinen auf dem Boden standen!
Ger (Rundzelt)
Die runden Filzzelte der Nomaden, auch Jurte genannt, findet man in der Hauptstadt nur noch vereinzelt, aber nur wenige Kilometer außerhalb Ulaan Baatars sieht man die ersten Nomadensiedlungen. Dort beginnt dann die weite, aber auch bergige und felsige Landschaft
- und die Stille.
Nachdem man uns bei einem Ausflug in einen nahegelegenen Nationalpark wegen des Regens lieber in einem Hotel unterbrachte, konnten wir unsere letzten Nächte dann doch noch in einem traditionellen Ger verbringen – und fanden es herrlich, wenn auch recht kalt.
Deel (traditionelles Gewand)
Auch wenn man in der Stadt nur noch selten und dann eher älteren Menschen in traditioneller Kleidung begegnet, konnten wir den hübschen Gewändern nicht widerstehen und haben ausprobiert, wie sie uns stehen. Und tatsächlich, der eine oder andere würde aus der Ferne gesehen glatt als Mongole durchgehen!
Guten Appetit
Von vielen Seiten vor der gemüsearmen nur aus Hammelfleisch und Stutenmilchprodukten bestehenden Kost vorgewarnt, waren wir positiv überrascht. Es gab neben Hammelfleisch, Hammelfleischsuppe und mit Hammelfleisch gefüllten Teigtaschen auch Wurst und Fleisch von anderen Tieren, was allerdings oft wegen des verwendeten Hammelfettes wiederum nach Hammel schmeckte.
Da unsere Gastgeber stets sehr bemüht waren und unsere Sonderwünsche berücksichtigt, wenn auch nicht verstanden, haben („Wie, Du isst kein Fleisch – und was ist mit Wurst?"), sind auch die Vegetarier unter uns nicht vom Fleisch gefallen.
Warten
Warten, das heißt in der Mongolei wirklich warten, einfach nur warten. Kein ungeduldiges Auf-die-Uhr-Schauen, kein „Können wir da nicht mal anrufen", kein „Welche Uhrzeit steht denn im Programm?", sondern ganz einfach abwarten und die Dinge so hinnehmen, wie sie kommen – und tatsächlich nach 1-2 Stunden kommt wirklich der Bus.
Von Tag zu Tag gewöhnten wir uns mehr an diese Gelassenheit und so verging die Zeit dann wie im Flug, als wir auf dem Rückweg zehn Stunden im Moskauer Flughafen auf den Weiterflug warten mussten.
Tschüss
Nach fast 2 Wochen in Ulaan Baatar war unsere Aufnahmefähigkeit an ihre Grenzen gelangt und wir traten, um einige Souvenirs und Visitenkarten reicher, die Rückreise an.
Nachdem wir nun genug Zeit hatten, all die Erlebnisse zu verdauen, muss sich zeigen, welche der geknüpften Kontakte wir vertiefen können.
Danke
Herzlichen Dank an all jene, die entweder auf deutscher oder auf mongolischer Seite zum Gelingen dieses Jugendfachkräfteaustausches beigetragen haben.

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Last Update: 03. Januar 2021