Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 9. - 15. April 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Ulaanbaatar am 09.04.

Schneestürme fordern 22 Menschenleben
Starke Schneefälle und Windgeschwindigkeiten bis zu 40 Meter pro Sekunde führten in mehreren Aimags zu einer Verschärfung der ohnehin durch Zud sowie Maul- und Klauenseuche angespannten Situation. Im Malchin-Sum des Uvs-Aimags starben fünf Menschen, als sie ihre Herden vor den Wetterunbilden in Sicherheit bringen wollten, ein 22-Jähriger erfror auf seinem Motorrad.
Die Dächer des größten Hotels im Aimag und anderer Gebäude wurden abgedeckt, die Sums Naranbulag und Zavkhan sind von der Außenwelt völlig abgeschnitten.
Ähnliches wird aus den Aimags Bayan-Ulgii, Khovd, Khuvsgul, Bayankhongor, Arkhangai, Bulgan, Zavkhan, Mittel-, Süd- und Ostgobi, aus Gobi-Altai, Sukhbaatar und Khentii gemeldet. Stromleitungsmasten stürzten um, in Kraftwerken brachen Brände aus, Jurten brachen zusammen, ganze Herden gingen im Schneechaos verloren, stürzten Abhänge hinunter. 1000 Tiere stürzten in den Zavkhan und ertranken. Vor allem viele Jungtiere überlebten den erneuten Wintereinbruch nicht.
Wie viele Tiere insgesamt verendeten und wie hoch die materiellen Schäden sein werden, vermag noch niemand zu sagen.
In den drei westlichen Aimags ist die Stromzufuhr aus Russland seit dem 07. April unterbrochen.
Auch in Ulaanbaatar fielen von Sonntag bis Dienstag 27 cm Neuschnee, zahlreiche Verkehrsunfälle waren die Folge, öffentliche und private Busse fuhren nur sehr eingeschränkt, die Stromversorgung in Schulen, Krankenhäusern, anderen öffentlichen Einrichtungen und in Wohnvierteln fiel stundenweise aus.
Der Flugverkehr in Buyant Ukhaa (Flugplatz von Ulaanbaatar) kam zum Erliegen – so musste das Passagierflugzeug aus Berlin in Irkutsk eine unfreiwillige Pause einlegen, ehe es am Abend des neunten April in Ulaanbaatar landen konnte.
Am Dienstagnachmittag verwandelte einsetzendes Tauwetter Fahrbahnen und Gehwege der mongolischen Hauptstadt in Bäche und Seen.


Javkhlantuya am 13.04.01 im Krankenhaus

Brandenburg helfen mongolischen Kindern
Erika und Dieter Schumann aus Niemegk in Brandenburg wünschten zum Geburtstag von Erika keine Geschenke, sondern Geld, dass sie Not leidenden mongolischen Kindern zugute kommen lassen wollten. 1 500 DM kamen so zusammen, die mit der 300-DM-Spende der Erzieherin Monika Vaskovits aus Königs-Wusterhausen am 13. April im Unfallkrankenhaus von Ulaanbaatar übergeben werden konnten.
Javkhlantuya ist drei Jahre alt und kann sich ohne Hilfe nicht fortbewegen, weil das linke Bein 15 cm kürzer als das rechte ist.
Das Mädchen lebt bei seinen Großeltern, einer arbeitslosen Lehrerin und einem pensionierten Musiker. Javkhlantuyas Mutter, fast selbst noch ein Kind, verfügt über keinerlei Einkünfte. Die Familie lebt von der Rente des Großvaters: umgerechnet 32 DM, hinzu kommen 18 DM Kindergeld sowie das, was Gelegenheitsarbeiten einbringen.
Die Orthoprothese, mit der das Bein der Dreijährigen künstlich verlängert werden soll, kostet 800 DM und muss entsprechend dem Wachstum des Mädchens regelmäßig neu angepasst werden.
Altansukh aus dem Uvs-Aimag im Nordwesten der Mongolei ist 15 Jahre alt und beim Ziegenhüten von einem Felsen abgestürzt. Dabei hat er sich an beiden Armen komplizierte Brüche zugezogen, ein Bein musste amputiert werden. Auch für ihn kann durch die Spende aus dem fernen Brandenburg eine Beinprothese angefertigt werden. Ebenso für den Waisenjungen Bat, der beim Kohlediebstahl unter einen Eisenbahnwaggon geriet und dabei ein Bein verlor.
Den Namen Brandenburg hat keiner von ihnen zuvor gehört, auch aussprechen können sie das Wort kaum, aber dass Menschen in so weiter Ferne dazu beitragen, ihnen ein Leben auf „eigenen Beinen" zu ermöglichen und so ein Stück Lebensqualität zu gewinnen, werden sie sicher im Gedächtnis behalten.

Studenten unterstützen Gonchigdorj
R. Gonchigdorj, Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei (DP), erfuhr während seiner Wahlkampfveranstaltungen an der Mongolischen Staatsuniversität in Ulaanbaatar und an der Landwirtschaftsuniversität in Darkhan großen Zuspruch seitens der Studierenden und der Lehrkräfte. Auch Mitglieder der MRVP sagten ihm bei der Präsidentschaftswahl ihre Unterstützung zu.

Präsident Bagabandi auf Dienstreise in den Aimags Bayan-Ulgii, Uvs, Gobi-Altai und Bayankhongor
N. Bagabandi besuchte in den vier Aimags Betriebe, Kultureinrichtungen wie das „Musik- und Schauspielhaus" in Ulaangom, Krankenhäuser und Schulen.
Im Sagil-Sum des Uvs-Aimags war er Gast der Viehzüchter, die gerade den Umzug in die Frühjahrslager vorbereiteten.
In Bayankhongor wurde die Wagenkolonne des Präsidenten vom Schneesturm überrascht, sein Auto blieb im Schnee stecken, so dass der Präsident per Hubschrauber die Heimreise nach Ulaanbaatar fortsetzen musste.

Gesundheitsberater der GTZ ausgezeichnet
Dr. Wolf Wagner ist vom Minister für Gesundheit, P. Nyamdavaa, als „Hervorragender Mitarbeiter im Gesundheitswesen" geehrt worden. Die Auszeichnung, die von der stellvertretenden Gesundheitsministerin, N. Udval, überreicht wurde, erhielt er für seinen aufopferungsvollen und sehr erfolgreichen Einsatz bei der „Verbesserung der Reproduktiven Gesundheit in der Mongolei".

Steuern für ausländische Arbeitskräfte
Das Parlament beschloss ein Gesetz, wonach künftig für ausländische Arbeitskräfte in mongolischen Unternehmen und Organisationen monatlich 35 000 Tugrik an Steuern zu zahlen sind. Ausnahmen gibt es nur für wissenschaftliche Institutionen und für Schulen. Die Annahme des Gesetzes war von heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Abgeordneten begleitet. Als Begründung für die restriktive Maßnahme wird der Schutz der Arbeitsplätze für Mongolen angeführt.

Wiedereinführung der Sechs-Tage-Arbeitswoche?
Die Ständige Kommission für Wirtschaft im Großen Staatskhural diskutiert die Frage, ob landesweit wieder an sechs Tagen gearbeitet werden soll.
Widerstand gegen diese Pläne kommt aus dem Ministerium für soziale Sicherheit und Arbeit.
Die meisten Geschäfte haben ohnehin an sieben Tagen in der Woche geöffnet.

Theaterfestival
Im Juni 2001 findet in Ulaanbaatar zum dritten Mal seit 1991 das Theaterfestival der mongolisch sprechenden Völker statt. Ihre Teilnahme zugesagt haben Theater aus Burjatien und Kalmückien in Russland sowie aus der Inneren Mongolei in China.
Ch. Ulaan, der mongolische Wirtschafts- und Finanzminister, hat für Organisation und Durchführung fast 28 Millionen Tugrik zugesagt.


   

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