Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 20. - 26. August 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Mongolische Grassteppe. Pferdeherde an der Tränke

Entdeckung des Grabes von Chingis-Chaan – eine Zeitungsente
Die in mehreren Zeitungen verbreitete Meldung, wonach amerikanischen und mongolischen Wissenschaftlern die Entdeckung der sagenumwobenen Grabstätte des Chingis-Chaan gelungen sei, erwies sich schnell als Falschmeldung.
Die Mitglieder der gemeinsamen mongolisch-amerikanischen Expedition zur Erforschung der Geschichte Zentralasiens und des mongolischen Großreiches arbeiten seit zwei Jahren im Batshireet-Sum des Khentii-Aimags, wo sich die 3.200 m lange „uglugchiin kherem" (Mauer, Wall) erstreckt. In diesem Gebiet entdeckten die Forscher 60 Gräber, die wahrscheinlich aus der Kitan-Zeit (10.-12. Jh.) stammen. Eine genauere Datierung werden die weiteren Forschungsarbeiten ergeben.


Oberbürgermeisteramt und Stadtparlament von Ulaanbaatar

Ulaanbaatar und Bonn kooperieren
Vom 20.08.-16.09. werden vier leitende Verwaltungsbeamte der Stadt Ulaanbaatar einen Lehrgang in Bonn mit den Schwerpunkten: Stadtplanung, Stadtentwicklung, Kataster- und Vermögenswesen absolvieren.
Der Trainingskurs ist Bestandteil des Tacis City Twinning Projects zur nachhaltigen Stadtentwicklung.
Bereits Ende Juli weilte Michael Isselmann, Leiter des Bonner Stadtplanungsamtes in der Mongolei, um sich mit den dringendsten Problemen der mongolischen Hauptstadt bekannt zu machen. Das Hauptaugenmerk müsse zunächst auf die Boden- und Luftverschmutzung, die Sanitäreinrichtungen, Maßnahmen zur Vermeidung von Überschwemmungen sowie auf den Mangel an sozialen Dienstleistungen gerichtet werden, stellte Isselmann während eines Informationsgespräches in der Stadtverwaltung von Ulaanbaatar fest.
Die Erarbeitung eines Stadtentwicklungsplanes für den Dar-Ekh-Distrikt, einen Jurtenbezirk im Osten von Ulaanbaatar, steht auf dem Programm der Fachleute aus Bonn und Ulaanbaatar an erster Stelle.
In Zukunft soll ein regelmäßiger Austausch von Verwaltungsexperten beider Städte zur Tradition werden.

Todesursache: Giftige Gase
Die vier Menschen, die bei Arbeiten in dem seit zehn Jahren stillgelegten Uranbergwerk „Mardai" im Ostaimag den Tod fanden, sind an giftigen Gasen erstickt. Zwei der Arbeiter starben, als sie einen Luftschacht öffneten, die beiden anderen, als sie ihnen zu Hilfe kommen wollten.
Die Arbeiter sind auf die Gefahr der Konzentration von Gasen in derartigen Luftschächten nicht hingewiesen worden.


Bei Karakorum. Mongolei 2001

Mongolische Jugend soll ländliche Gebiete entwickeln helfen
Am 20. August reiste die erste Gruppe von 60 Freiwilligen aus Ulaanbaatar ab, um in den Aimags Tuv, Sumber, Ost- und Mittelgobi hauptsächlich soziale Aufgaben zu erfüllen und sich so ein neues Betätigungsfeld zu schaffen.
Im Zusammenhang mit den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Gründung des Mongolischen Jugendverbandes startete er eine Kampagne für die Mobilisierung der Jugend, einen Beitrag für die Entwicklung der ländlichen Gebiete zu leisten.
Dabei ginge es nicht nur darum, Arbeitsplätze für die jungen Landbewohner zu schaffen, sondern auch den arbeitslosen Städtern Beschäftigungsmöglichkeiten in entsprechenden Projekten zu bieten, erklärte der Kampagnenverantwortliche, Kh. Batjargal in Ulaanbaatar.
Die meisten der Interessenten sind Ärzte und Lehrer – die Berufsgruppen mit den meisten Arbeitslosen.

Japaner helfen bei Wiederaufforstung
A. Bolat, stellvertretender Minister für Natur und Umwelt, wies in einem Seminar, das sein Haus gemeinsam mit der Präfektur von Khiogo in Japan organisierte, darauf hin, dass nur noch 8,1 Prozent des mongolischen Territoriums mit Wald bedeckt sind. Für die Wiederaufforstung, den Schutz und die effektive Nutzung der Wälder müssten alle einbezogen werden: die Bürger, die Privat- und Staatsunternehmen, die Nichtregierungsorganisationen (NGO) sowie die zentralen und örtlichen Verwaltungen.
Kh. Dorjsuren, ein Seniorexperte, konnte sich zwar über 9 000 Hektar wiederaufgeforstete Fläche im vergangenen Jahr freuen. Mindestens 30 Jahre seien jedoch nötig, um den Waldbestand der Mongolei wieder herzustellen, dämpfte er allzu hohe Erwartungen.
Zunächst sind drei Projekte im Selenge- und im Khentiiaimag sowie im Bogd-Uul-Gebirge geplant.

Unterrichtsjahr 2001/02
Am 01.09. beginnt an den allgemeinbildenden Schulen für 160 000 Schüler nach fast drei Monaten Ferien der Unterricht.
Für das neue Schuljahr werden 22 neue Lehrbücher benötigt. Erst neun davon sind bereits gedruckt und stehen in den Schulbibliotheken bereit. Die restlichen sollen bis zum ersten September fertig sein.
Laut Verfassung dürfen Schulbücher nicht verkauft werden. Sie stehen allen Schülern kostenfrei zu. Da es jedoch in den letzten Jahren zu Engpässen bei der Beschaffung der Bücher gekommen ist, hat sich ein illegaler Handel entwickelt. Bei den örtlichen Polizeidienststellen wurden daher Sonderkommissionen „Lehrbuch" eingerichtet.
Galt bisher eine einheitliche Schulkleidung für die Klassen 1 bis 8, wird ab diesem Jahr auch für die Schüler der 9. und 10. Klassen das Tragen einer Schuluniform angestrebt.
Die Kosten dafür – eine Jungenuniform kostet 10 000, eine Mädchenuniform 14 000 Tugrik – können nicht alle Familien aufbringen.
Für Kinder aus armen Familien stellt der Staat bis zu 16 000 Tugrik pro Kind für den Kauf der Schulutensilien und –kleidung zur Verfügung.

Touristencamps werden überprüft
25 von 43 Touristenbasen sind bereits überprüft und eingestuft worden. Nur eine der 25 entsprach dabei den vom Staat vorgeschriebenen Standards.

Seit 40 Jahren ist die Mongolei UNO-Mitglied
Der 40. Jahrestag der Aufnahme der Mongolei in die UNO wird nicht nur durch eine Festsitzung von Parlament und Regierung gewürdigt werden. Aufsatz- und Zeichenwettbewerbe sind dem Beitrag der UNO für die wirtschaftliche, kulturelle und politische Entwicklung der Mongolei gewidmet, am ersten Unterrichtstag im neuen Schuljahr steht die Zusammenarbeit zwischen der Mongolei und der UNO auf dem Plan. Am dritten September findet in Ulaanbaatar eine Konferenz zum Thema: „40 Jahre Zusammenarbeit Mongolei und Vereinte Nationen" statt.

Enebish von Dienstreise zurück
L. Enebish, der Vorsitzende des Großen Staatskhurals, ist am 23.08. von seiner Reise nach Korea, wo er an der 67. Sitzung der Parlamentariervereinigung der Asien-, Pazifikstaaten teilgenommen hatte, in die Heimat zurückgekehrt.
17 Länder waren vertreten, die Mongolei seit ihrem Eintritt in den Bund zum ersten Mal.

Neue Funde aus dem zweiten Türkenkhanat (8.Jh.)
Mongolische und türkische Archäologen und Historiker förderten bei ihren Ausgrabungen im Arkhangai-Aimag bisher mehr als 4 000 Gegenstände zu Tage. Erst in den letzten Wochen fanden sie zahlreiche Gegenstände aus Gold und Silber (Schmuckschatullen, Ornamente, Küchenutensilien, kleine Statuen). Das Glanzstück der Funde ist eine Krone aus massivem Gold in Form eines Falken.
Die Leiter der Forschungsgruppe schätzten ein, dass durch die neuen Funde die Geschichte der Türkenkhanate nicht neu geschrieben werden müsse.
Das wichtigste Anliegen der Wissenschaftler sei die weitere Restaurierung des Bilge-Khan (734 ermordet)-Monuments, die im nächsten Sommer fortgesetzt werden soll.

Soldatenmord bewegt die Gemüter
Die Hintergründe für die tödlichen Schüsse auf zwei Angestellte der Grenztruppen im Ostgobiaimag sind noch nicht gänzlich geklärt, schon wird die Diskussion neu entfacht, wie sorgfältig die Rekrutierung der Wehrpflichtigen erfolgt.
Der Grenzsoldat, der erst seinen Vorgesetzten und dessen Stellvertreter anschoss und dann eine 23-jährige Köchin und einen anderen Grenzsoldaten jeweils mit mehreren Schüssen tötete, war nur auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen worden, bevor er seine Einberufung erhielt.
Die zuständige Polizeidienststelle des Bayangol-Stadtbezirks von Ulaanbaatar versäumte es, die Armeeführung darüber zu informieren.

Mord an 19-Jähriger vor Aufklärung
Auf dem Weg von der Arbeit bei der Mongolischen Eisenbahn im Stadtbezirk Bayangol von Ulaanbaatar wurde eine 19-jährige Frau vergewaltigt und ermordet.
Die polizeilichen Ermittlungen führten zur Verhaftung von sechs Männern, die ebenfalls bei der Bahn beschäftigt sind oder waren.

Berichtigung:
Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum betrug in den vergangenen zehn Jahren 1,4 Prozent. Insgesamt wuchs die Bevölkerung seit 1989 um 16,1 Prozent.


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