Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 24. - 30. Dezember 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


O. Oyuntuya. Juli 2001 in Berlin

Superlative des vergangenen Jahres
Den heißesten Sommertag des Jahres 2001 erlebten die Einwohner des Tes-Sums im Uvs-Aimag: 42 Grad.
Den Minusrekord hält ein Januartag im Zuunburen-Sum des Selenge-Aimags: –53 Grad.
Ministerpräsident N. Enkhbayar ist der „Mensch des Jahres". Trotz der Steuererhöhungen, die ihm und seiner Regierung viel Kritik einbrachten, gilt er als „Mann mit einer sympathischen und weltmännischen Ausstrahlung". Vor allem die mongolischen Frauen schätzen ihn von allen bisherigen Ministerpräsidenten am meisten.
Zum Sportler des Jahres wurde der Ringer O. Purevbaatar gewählt, der mit seiner Silbermedaille bei den Ringerweltmeisterschaften in Sofia für Furore sorgte.
Der neue Stern am Sumo-Himmel, D. Dagvadorj, sowie der Sieger bei fast allen Wettkämpfen im traditionellen Ringkampf, A. Sukhbat, werden von den Mongolen aber mindestens genauso gefeiert.
Von allen mongolischen Spitzenmodels haben es bisher erst zwei geschafft, von einer außerasiatischen Agentur verpflichtet zu werden: O. Oyuntuya, die in Berlin arbeitet, und G. Gantungalag, die in diesem Jahr von der in Paris ansässigen Agentur „Metropolitan" unter Vertrag genommen wurde.
Das Jahr 2001 war das Jahr der Jubiläen: 90 Jahre Unabhängigkeitserklärung von China und Bildung der Bogd-Khaan-Regierung, 80 Jahre mongolische Volksrevolution, 80 Jahre MRVP, 80 Jahre Armee der Mongolei, 50 Jahre Justiz, Volksbildung, Diplomatischer Dienst, 40 Jahre UNO-Mitgliedschaft.


In Nairamdal bei Ulaanbaatar

Neujahrsfeierlichkeiten in der Mongolei
Die Vorbereitungen auf das neue Jahr werden von den Mongolen von Jahr zu Jahr intensiver betrieben. Dabei vermischen sich das christliche Weihnachtsfest und der bevorstehende Jahreswechsel zu einer einzigen Jahresendfeier, die sich fast über zehn Tage erstreckt.
Teils belustigt, teils kritisch begleiten die Medien die Feiern in den Unternehmen, Behörden, Schulen, Universitäten....:"Die Mongolei ist das einzige Land auf der Welt, wo der Wechsel von einem zum nächsten Jahr zehn Tage dauert."
Allerdings bezieht sich dies auf die Hauptstadt und die wenigen anderen größeren Städte des Landes. Und auch in der Hauptstadt sind die Einkaufstaschen weniger prall gefüllt, je weiter weg vom Zentrum man sich umschaut.
Doch schon jetzt richten nicht nur ältere Mongolen ihren Blick auf „Tsagaan Sar", das asiatische Neujahrsfest nach dem Mondkalender. Das Pferdejahr wird am 13. Februar 2002 das Schlangenjahr ablösen.

Privateigentum an Boden bald Realität?
Kein Diskussionsthema in den Herbstsitzungen des Parlaments hat so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie der Gesetzentwurf über die Bodenverhältnisse.
Der Gesetzentwurf wurde vor einem Jahr eingebracht und stand seitdem mehrmals im Mittelpunkt der Debatten. Privateigentum an Boden ja oder nein?. In welchem Umfang? Zu welchen Konditionen? Wer?
Das Ganze ist nicht nur eine Frage der Verfassung („Jeder Mongole kann Land erwerben"), sondern auch eine des Natur- und Umweltschutzes, der Wirtschaftlichkeit, der Verringerung von Investitionsrisiken für Ausländer.
Allmählich scheint sich auch unter den Parlamentariern die Meinung durchzusetzen, dass eine Privatisierung von Boden oder eine langfristige Verpachtung auch an Ausländer, der weiteren Verwüstung nicht genutzter Bodenflächen entgegenwirken könnte.
In den Frühjahrssitzungen des Parlaments sollen die Änderungen und Ergänzungen zum Bodengesetz abschließend behandelt werden.

609 Anträge auf Entschädigung zurückgestellt
Der Generalstaatsanwalt der Mongolei hat die Bearbeitung von 609 Anträgen auf Entschädigung wegen politischer Repressalien in der kommunistischen Ära gestoppt, da entweder keine ausreichenden Nachweise erbracht werden konnten oder die Angaben nach Vergleichen mit Archivmaterialien Fehler aufwiesen.

650 000 Tiere verendet
In einigen Sums des Bayankhongor-Aimags verschärft sich die Lage für Menschen und Tiere weiter.
Am 23., 24. und 25.12. hat es ununterbrochen geschneit, Windstärken bis zu 15 m/s führten zu starken Schneestürmen, alle verirrten Menschen konnten jedoch wohlbehalten geborgen werden.
Die Temperaturen in den Sums Gurvanbulag, Zag, Galuut und Jargalant sanken auf minus 38 –43 Grad.
Bisher sind im Aimagmaßstab 650 000 Tiere verendet.

Motorräder für Landärzte
169 Bag-Ärzte wurden mit Motorrädern ausgestattet, um ihre mitunter weit entfernt siedelnden Patienten besser erreichen zu können. Die meisten sind Ärztinnen, die gar nicht Motorrad fahren können, so dass deren Ehemänner oder Kinder mit den Krafträdern spazieren fahren. Manche der Ärztinnen tauschen das Motorrad gegen ein Pferd und wenn dieses verendet, laufen sie zu Fuß zu ihren Patienten und zwar im Sommer wie im Winter: Eine Herausforderung, der sich nicht alle Gesundheitsarbeiter stellen.

Heizungen für Sum-Krankenhäuser
Mit finanzieller Unterstützung der Bundesrepublik sollen zwischen 2002 und 2003 alle Krankenstationen in den Sums mit kleinen Heizkörpern ausgestattet werden.

475 Hausärzte und Krankenschwestern in Ulaanbaatar tätig
Über die Ergebnisse bei der Verwirklichung des „Programms zur Entwicklung des Gesundheitswesens" informierten der Leiter des hauptstädtischen Amtes für Gesundheit, Ts. Gankhuu, sowie die Programmberater Dr. R. Batsuur und Dr. G. Dashtseveg die Presse.
Danach wurden nach 1998 in Ulaanbaatar 112 „Familienkrankenhäuser" errichtet, in denen 475 Ärzte und Schwestern arbeiten. Sie sind zuständig für die Betreuung von 674 000 Menschen in sechs Stadtbezirken. Finanziert werden die Familienkrankenhäuser vom Staat und von der Asiatischen Entwicklungsbank.
Wie vom Staat werden auch in den Krankenhäusern die Menschen entsprechend ihres sozialen Status‘ und ihres Alters in fünf Gruppen eingeteilt.
Für Kinder aus armen Familien im Alter zwischen 0 und einem Jahr stehen im Jahr 6 255 Tugrik zur Verfügung, 16-49-jährigen Frauen und Rentnern 3 200 , geringfügig Erkrankten 1 600 Tugrik.
Erschwert wird die Arbeit der Familienpraxen durch den unkontrollierten Zuzug vom Land in die Stadt und die Menschen ohne ständige Wohnadresse, die sehr häufig die Dienste der Familienkrankenhäuser in Anspruch nehmen müssen.

Schule geschlossen
Die 31. Grundschule im Sukhbaatar-Duureg (Stadtbezirk) von Ulaanbaatar musste wegen defekter Heizungen geschlossen werden.

Wasserzähler in jeder Wohnung
Ab 1. Quartal 2002 werden alle Wohnungen in Ulaanbaatar mit Wasserzählern ausgestattet.
Die Wasserzähler sind aus deutscher Produktion und entsprechen internationalem Standard.

6 638 Häftlinge in mongolischen Gefängnissen
General J. Choijamts, Chef der Gerichtsvollzugsbehörde, in einem Pressegespräch über die Situation in mongolischen Haftanstalten:
In der Mongolei gibt es 28 Haftanstalten, in denen 6 638 Menschen festgehalten werden.
48 Prozent von ihnen sind unter strengen oder verschärften Kerkerbedingungen eingesperrt. Acht müssen lebenslänglich hinter Gittern bleiben.
In diesem Jahr gelang 170 Häftlingen die Flucht, bis auf 17 konnten alle gefasst werden.
289 Gefangene werden im Tuberkulosekrankenhaus behandelt, für dessen Ausstattung die Schweiz zehn Millionen Tugrik bereit gestellt hat.
60 Prozent der Häftlinge können gegenwärtig einer Arbeit nachgehen. In Zukunft wird der Bau der „Jahrtausendstraße" neue Beschäftigungsmöglichkeiten für die Insassen der Haftanstalten schaffen.
Die Kinder der Gefängniswärter ergreifen sehr oft den Beruf ihrer Väter, da sie kaum Möglichkeiten zur Weiterbildung finden.

Verstöße gegen das Immatrikulationsrecht
Die Staatliche Kontrollbehörde überprüfte die Ausgaben aus dem Staatshaushalt im Hochschulbereich und stellte erhebliche Unregelmäßigkeiten fest.
3 860 Studenten, die entweder die zehnte Klasse nicht abgeschlossen oder die Aufnahmeprüfungen nicht bestanden haben, wurden an Universitäten und Hochschulen eingeschrieben. Allein 890 davon gehören der Universität für Landwirtschaft an.
29 Studenten an der Landwirtschaftsuni haben bisher 4,2 Millionen Tugrik Studiengebühren nicht überwiesen.
Zwischen 1994 und 2000 nahmen 14 792 Studenten staatliche Kredite in Höhe von drei Milliarden Tugrik in Anspruch, von denen lediglich 1 615 Absolventen 163,6 Millionen Tugrik zurückgezahlt haben.

Staatsbesuch in China
Ministerpräsident Enkhbayar wird vom 07.-12. Januar 2002 der Volksrepublik China einen offiziellen Staatsbesuch abstatten.


Stadt aus Eis

Eisstädtchen eröffnet
Seit dem 28. Dezember kann die „Alte Mongolei" auf dem Sukhbaatarplatz bestaunt werden. Schon in den Tagen zuvor spazierten ganze Familien auf den Platz, um sich vom Fortgang der Arbeiten zu überzeugen.
Burkhan-Bagsh (Buddha), Khaane und Königinnen, Krieger und Palastjurten wurden von mongolischen Künstlern, Bauarbeitern, Soldaten und Studenten aus Eis geformt und erfreuen Einwohner und Gäste der mongolischen Hauptstadt.
Für die Kinder gibt es zudem Rutschbahnen, die trotz der eisigen Kälte eifrig genutzt werden.
Finanziert wurden Bau und Eröffnungsfeuerwerk von mongolischen Firmen wie „Mobikom", Skaitel", „Golomtbank", „Petrovis" u.a.


Es ist doch gar nicht kalt...

Ulaanbaatar – kälteste Hauptstadt der Welt
Der Wetterdienst weist die potenziellen Besucher des Eisstädtchens in der Silvesternacht vorsorglich darauf hin, sich warm anzuziehen, da die Temperaturen auf dem Sukhbaatarplatz fast –30 Grad erreichen werden.
Am kältesten wird es jedoch am Flugplatz sein: Ab Januar ist in Buyant Ukhaa mit Minustemperaturen zwischen 30 und 40 Grad zu rechnen.

Den Lesern von MongoleiOnline ein friedliches, gesundes, glückliches und erfolgreiches Jahr 2002. R.B.


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