Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 12.-18. Februar 2001

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Tote Tiere unterm Schnee begraben

Zud 2000/2001
Im Uvs-Aimak hat es seit Oktober des vergangenen Jahres immer wieder geschneit, so dass die Schneedecke in den Ebenen bis 40 cm, in den Bergregionen bis 80 cm und in Schneeverwehungen bis 1,40 m beträgt.
Die Tiefsttemperaturen liegen bei minus 48 Grad.
Vom Zud betroffen sind 2 370 Haushalte (9 592 Menschen) und 735 900 Stück Vieh, die in ihren Heimat-Sums überwintern. 229 Haushalte (774 Personen) sind mit 300 400 Tieren in benachbarte Sums des Aimaks gezogen, 116 Familien (447 Personen) überwintern mit 200 600 Stück Vieh in anderen Aimaks.
Bis zum 08. Februar waren 42 963 Tiere, davon 149 Kamele, 3 202 Pferde, 13 104 Rinder, 15 078 Schafe und 11 480 Ziegen verendet.
Von der Staatlichen Katastrophenschutzkommission und der des Aimaks wurden 625 Tonnen Heu, 500 Tonnen Futtermittel zusätzlich zu den Heuvorräten der Araten bereitgestellt. Alle Vorräte sind aufgebraucht. Die Viehzüchterfamilien können keine medizinische Hilfe mehr in Anspruch nehmen, Medikamente, sowohl für die Menschen als auch für die Tiere, sind knapp geworden. Das gleiche gilt für Lebensmittel und warme Kleidung.
Das Krankenhaus-Fahrzeug für die Sums Undurkhan und Tes ist nicht einsatzfähig.
Wenn ab Mitte März die Jungtiere geboren werden, wird sich die Versorgung mit Futter, Lebensmitteln und Medikamenten weiter verschärfen.
Mit der Bitte um Hilfe für den Aimak, auch bei der Heubevorratung im kommenden Sommer, wandte sich der Abgeordnete Ch. Avdai an die deutsche Botschaft in Ulaanbaatar und dankte gleichzeitig für die bisher erwiesene Unterstützung.
Im Bayan-Ulgii-Aimak haben 16 706 trächtige Tiere einen Abort erlitten.
Im Mittelgobi-Aimak sind bisher über 11 000 Tiere verendet, davon 13 Kamele, 807 Pferde, 4 384 Rinder und 7 729 Schafe.
Im Khentii-Aimak hat es in den vergangenen Tagen fast ununterbrochen geschneit. 18 895 Tiere sind verendet, davon 31 Kamele, 1 072 Pferde, 7 054 Rinder, 6 288 Schafe und 4 450 Ziegen. Die Pässe Zuunsaikhan und Manuukhait sind unpassierbar.


W. Wagner und seine Helfer beim Verpacken der Medikamente

Deutsche Nothilfe - LKWs auf dem Weg in den Zavkhan- und in den Uvs-Aimak
"Das genaue Ausmaß der Katastrophe wird sich erst im Frühsommer feststellen lassen." Der das sagt, ist Dr. Wolf Wagner, Gesundheitsberater der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) im mongolischen Gesundheitsministerium. Seit Tagen packen er und seine Helfer Medikamente und medizinische Ausrüstungsgegenstände für die vom "Tsagaan Zud" am schlimmsten betroffenen Sums im Zavkhan-Aimak. Die beiden Laster mit ihrer Fracht im Wert von 240 000 DM, zusätzlich werden neun Tonnen Milchpulver geladen, sind Sonntagfrüh auf die insgesamt 3 000 km lange Reise gegangen. Benzingutscheine im Wert von 30 000 DM für die Gesundheitsteams, die die Versorgung in entlegenen Siedlungen sichern sollen, ergänzen diese erste Hilfslieferung. Bis zum Ende des Winters wird das deutsche Nothilfeprogramm, vor Ort organisiert von der GTZ, fortgesetzt.
Bereits in der Nacht zum 16.02. ist ein Hilfstransport, vorbereitet von der deutschen Botschaft, gestartet. Er wird in Khar Khorin Mehl laden, das für die notleidende Bevölkerung im Khuvsgul-Aimak bestimmt ist.

140 Milliarden Tugrik Inlandsschulden
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz des Vorsitzenden der Ständigen Kommission "Haushalt", N. Bayartsaikhan, und des Vorsitzenden der Ständigen Kommission "Wirtschaft", T. Ochirkhuu, informierte Bayartsaikhan Vertreter nationaler und internationaler Medien über einige Finanzdaten der Mongolei. Danach hat sich die finanzielle Situation des Staates in den letzten fünf Jahren weiter verschlechtert. Die Inlandsverschuldung beträgt 140 Milliarden Tugrik, davon Regierungsschulden: 53,2 Milliarden, an die Mongolbank: 23,4 Milliarden, überzogene Auslandskredite: 35 Milliarden, Schulden der staatlichen Organe auf dem Lande: 18 Milliarden.
Die Viehsteuer wurde entsprechend der Entfernung vom Markt nach drei Zonen neu festgelegt. In den entferntesten Siedlungen müssen pro Schaf (Verrechnungseinheit) 50 Tugrik, in den mittleren Regionen 75 Tugrik und in der Hauptstadt sowie den zentralen Aimaks 100 Tugrik bezahlt werden.

Inflationsrate beträgt 8,1 Prozent
Laut Mongolbank erreichte die jährliche Inflationsrate 8,1 Prozent.
Das Amt für Statistik informiert: Die Verbraucherpreise stiegen im Januar 2001 um 5,5 Prozent im Vergleich zum Vormonat und um 10,2 Prozent im Vergleich zum Januar des Vorjahres. Verantwortlich dafür sind u.a. die Preissteigerungen für Elektrizität, Heizung und Wasser.

Fleischexport
Das Mongolische Veterinäramt hat in Zusammenarbeit mit US-Experten des Projekts "Von Farmer zu Farmer" sowie dem Verband der Fleischexporteure neue Regularien für die Fleisch- und Wurstproduktion erarbeitet. Ziel ist es, neue Märkte, v.a. in Europa, zu erschließen.
Die Mongolei könnte jährlich 40 000 bis 50 000 Tonnen Fleisch exportieren, erreicht aber bis jetzt nicht die hohen Standards für einen Export in die Länder der Europäischen Union.
In den neuen Richtlinien wurden drei Kategorien für die Schlachthäuser entsprechend ihrer Technologie und Kapazität festgelegt:
Kategorie AAA, Kategorie AA für den Binnenmarkt und den Export ins Ausland, wenn entsprechende Verträge und Zertifikate vorliegen, Kategorie A nur für den Binnenmarkt.
Bis jetzt existieren in der Mongolei keine Fleischindustrie, die den Anforderungen der Kategorie AAA, also internationalem Standard, entsprechen würde.
Die neuen Richtlinien treten am 01. April in Kraft. 40 Inspektoren aus 12 fleischproduzierenden Betrieben werden im Rahmen des Projekts "Von Farmer zu Farmer" aus- und weitergebildet.
Vor 1990 exportierte die Mongolei 60 000 Tonnen Fleisch, im letzten Jahr waren es lediglich 13 000 Tonnen.
Während eines Arbeitsbesuches des Ministers für Handel und Industrie, Ch. Ganzorig, in Burjatien, vereinbarten beide Seiten die Lieferung von Pferdefleisch aus der Mongolei nach Burjatien. Außerdem will man in der Teppichproduktion und bei der Kohleförderung kooperieren.

Maul - und Klauenseuche
Im Erdenetsagaan-Sum des Sukhbaatar-Aimaks sind 600 Rinder an der Maul- und Klauenseuche erkrankt, bis zum 16.02. waren 92 Rinder an der Seuche gestorben.
Auch aus dem Kherlen-Sum des Dornod-Aimaks sind die ersten vier Rinder der Seuche zum Opfer gefallen. Über beide Sums wurde strenge Quarantäne verhängt.

Jurten für die Brandopfer
Mit Unterstützung des Bürgermeisters vom Bayanzurkh-Duureg, Ts. Davaadorj, der Parlamentsabgeordneten, T. Gandi, und diverser Hilfsorganisationen, konnte den 46 Menschen, die beim Brand ihres Wohnhauses am ihr Obdach und ihre gesamte Habe verloren haben, ein neues Zuhause übergeben werden. Noch vor Tsagaan Sar können die 46 in die 14 Jurten in Dari Ekhiin Ovoo einziehen.

Pferdediebe
In der Nacht vom 09. zum 10. Februar wurden einem Viehzüchter aus dem Tes-Sum im Uvs-Aimak 14 Pferde gestohlen. Die beiden Diebe wurden zwar von der Grenzpolizei entdeckt, aber sie ignorierten die Warnschüsse und flüchteten mit zehn der gestohlenen Pferde über die Grenze nach Russland.

0:6 gegen Saudi-Arabien
Ihre ersten drei Vorrundenspiele für die Fußball-Weltmeisterschaft 2002 hat die mongolische Nationalmannschaft verloren. Im ersten Spiel gegen die gastgebende Mannschaft von Saudi-Arabien verloren die Mongolen 0:6, das Spiel gegen Vietnam ging mit 0:1 verloren, das gegen Bangladesh mit 0:3. Auch das erste Rückspiel am 15.02. gegen Saudi-Arabien verloren die Mongolen mit 6:0.
Präsident des Mongolischen Fußball-Verbandes ist der ehemalige Premierminister R. Amarjargal. Der Mongolische Fußball-Verband ist seit 1998 Mitglied der FIFA und belegt Platz 196 in der Weltrangliste.

Kein Flugverkehr am 24. Februar
Am ersten Tag des Eisernen Schlangenjahres werden im Inland keine MIAT-Flugzeuge verkehren. Ab dem 25.02. wird der Flugverkehr wieder fahrplanmäßig aufgenommen.
Gleichzeitig gab die MIAT bekannt, dass vom 05. Juni bis zum 28. August ein Direktflug zwischen Ulaanbaatar und Hongkong möglich sein wird und zwar jeweils am Dienstag.

Tsagaan Sar - Das buddhistische Neujahrsfest
Zu Zeiten Tschingis-Khans im Herbst gefeiert, um einen milden Winter zu erbitten, wurde Tsagaan Sar später, ähnlich wie in anderen asiatischen Ländern, im Januar bzw. Februar in Abhängigkeit vom Mond gefeiert. In den Jahren zwischen 1924 und 1990 wurde Tsagaan Sar als "Tag der Viehzüchter" begangen. Erst seit 1990 ist er in der Mongolei wieder ein offizieller Feiertag.
Ähnlich wie unser Weihnachtsfest hat der Feiertag heute für viele, zumindest Städter, seinen ursprünglichen Sinn verloren. Es wird viel gegessen, viel getrunken und es werden Geschenke übergeben.
Der obligatorische Besuch der Kinder bei ihren Eltern und älteren Verwandten wird nicht selten aus Vernunftsgründen auf eine günstigere Jahreszeit verschoben. "Meine Eltern leben im Uvs-Aimak. Sie haben mir geschrieben, komme jetzt lieber nicht, es liegt hoher Schnee, es gibt kaum ein Durchkommen...", erwidert die junge Enkhtsetseg auf die entsprechende Frage.
Aber natürlich werden die meisten Mongolen den alten Sitten folgen, neue Deels anziehen, die Eltern besuchen, Geschenke überreichen und Unmengen von Buuz (gedünstete, mit Fleisch gefüllte Teigtaschen) zubereiten und verspeisen.
Am 24. Februar beginnt in der Mongolei das Jahr der Eisernen Schlange und löst das Jahr des Eisernen Drachen ab.
Vom 22. bis zum 27. Februar wird in Betrieben, Behörden etc. die Arbeit ruhen.


Argali-Felsen bei Choir. Gobi-Sumber-Aimak


   

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