Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 30. Dezember 2000 - 6. Januar 2001

von Renate Bormann, Berlin/Ulaanbaatar


Neujahrsgruß aus Eis. Im Hintergrund die Börse

Letzte Sitzung der Regierung im 20. Jahrhundert
Auf ihrer letzten erweiterten Tagung im alten Jahr fasste die mongolische Regierung folgende Beschlüsse:

In der Mongolei werden die Ausgaben für die Wissenschaft zu 90 Prozent aus dem Staatshaushalt finanziert. In Zukunft soll die Privatwirtschaft stärker zur Finanzierung dieses Sektors herangezogen werden.

Dazu Infrastrukturminister Jigjid: In der Mongolei gibt es 11 063 km Autostraßen, davon 11,9 Prozent mit festem Belag, 12,5 Prozent Schotterstraßen und 75,6 Prozent Steppenpisten.
Die frühere Seidenstraße soll zur "Jahrhundertstraße" mit 2000 km Länge ausgebaut werden. Der Weg durch die Mongolei wäre damit 539 km kürzer als über Kasachstan nach China.

Die mongolische Regierung und die Industrie- und Handelskammer der Mongolei vereinbarten gemeinsame Aktivitäten zur Unterstützung der privaten Produzenten.

Einige Ergebnisse der Privatisierung während der vergangenen zehn Jahre
Gab es 1996 noch 486 Viehzüchter mit mehr als 1000 Stück Vieh, so waren es 1999 bereits 1400.
83 800 Wohnungen mit einer Gesamtfläche von 2,4 Millionen Quadratmetern befinden sich in Privatbesitz. In Ulaanbaatar sind 95 Prozent der Wohnungen privatisiert.
Der Staat hat durch die Privatisierung (Unternehmen, Immobilien) 1997 13,8 Milliarden, 1998 15,2 und 1999 14 Milliarden Tugrik eingenommen.
1990 gab es in der Mongolei 39 000 Kraftfahrzeuge, davon 4 560 in privatem Besitz. 1999 waren 74 840 Autos zugelassen, davon 50 810 in Privatbesitz.

Sechs Milliarden Tugrik für Hinterbliebene politisch Verfolgter
Zwischen September 1937 und April 1939 wurden in der Mongolei 25 785 Menschen Opfer politischer Verfolgungen, von denen 20 474 hingerichtet wurden. Für diese Opfer bzw. deren Hinterbliebene wurden sechs Milliarden Tugrik an Entschädigungen gezahlt. Die Opfer politischer Repressalien in den Jahren 1931 bis 1937 gingen leer aus, da die mongolische Regierung die Verantwortung für politische Verfehlungen und Verbrechen abgelehnt hat.

Präsident Bagabandi besucht Indien und Nepal
Am 01. Januar verließ Präsident N. Bagabandi Ulaanbaatar, um der Republik Indien und dem Königreich Nepal einen offiziellen Staatsbesuch abzustatten.
Begleitet wird er u.a. von Außenminister L. Erdenechuluun und dem Minister für Handel und Industrie Ch. Ganzorig. Außerdem gehören zu seiner Begleitung 14 Journalisten. Die Delegation wird am 07. Januar in Ulaanbaatar zurück erwartet.

Ehrung für Polizisten
Zum Ende des Jahres wurden nicht nur die besten Unternehmer, die besten Sportler, die besten Journalisten, die besten Filme, Gedichte, Romane, die besten Gaststätten, die besten Nachtbars... ausgewählt.
Die Polizei zeichnete als besten Aufklärer den Inspektor Major O. Zorig, als wachsamsten Mitarbeiter den Verkehrspolizisten Sergeant S. Sergelenbaatar, als freundlichsten Polizisten Z. Enkhmandakh (Ausnüchterungsdienst) und als den am meisten geistesgegenwärtigen Polizisten den Kriminalisten Major B. Davaajav aus.

Raubüberfall in der Silvesternacht
Am 31.12. überfielen drei Männer ein 24-Stunden-Geschäft in Dambadarjaa im Sukhbaatar-Distrikt von Ulaanbaatar. Der Wächter und die Verkäuferin erlitten schwere Verletzungen durch Schüsse bzw. durch Messerstiche. Die Täter erbeuteten 300 000 Tugrik, Zigaretten und Wodka. Wenig später konnten die drei Täter und der Fahrer des Fluchtautos festgenommen werden.
Die Geschäftsführung von "Monkhangai 24", zu der das Geschäft gehört, schenkte den beiden Opfern, die sich noch im Krankenhaus befinden, je eine Ein-Raum-Wohnung.


Junge Mongolen auf der Großen Chinesischen Mauer in UB. Im Hintergrund die Stadtverwaltung

Die Mongolen im neuen Jahrtausend
Die Einwohner der mongolischen Hauptstadt konnten das neue Jahr mit einem zehnminütigen Feuerwerk auf dem Sukhbaatar-Platz begrüßen. Das in den Tagen zuvor erbaute "Städtchen aus Eis" war festlich erleuchtet. Viele junge Leute und Familien mit Kindern tummelten sich zwischen Regierungspalast und Kinderpark, ehe sie, vertrieben vom eisigen Wind und Temperaturen um minus 30 Grad, zu Hause dem Neujahrsmorgen entgegenschliefen.
In ihren Neujahrsansprachen bezogen sich Präsident Bagabandi und Premierminister Enkhbayar auf die mongolische Geschichte, auf den bedeutendsten Mongolen aller Zeiten, Tschingis Khan, und beschworen die Mongolen, die Chancen wahrzunehmen und sich den Herausforderungen zu stellen, die die Globalisierung auch der armen Mongolei böte.

Erstes Neujahrsbaby - ein Mädchen
Die 20-jährige Studentin Daariijav brachte am 01.01.01, um 00.00 Uhr, ihr erstes Kind, eine Tochter, zur Welt. Das Mädchen wog fast 4 000 Gramm. Mutter und Baby sind wohlauf. Am ersten Tag des neuen Jahres wurden in Ulaanbaatar insgesamt 29 Mädchen und 24 Jungen geboren.


Bauarbeiter im Winter

Arbeit am Bau bei Eis und Schnee
Das neue Jahr hielt mit Tagestemperaturen um die minus 27 Grad Einzug in die Mongolei. Auch unter diesen Bedingungen arbeiten Bauarbeiter im Zentrum der Hauptstadt.

Viehzüchter vermisst
Vom 31. Dezember, 15.00 Uhr, bis zum 01. Januar, 04.00 Uhr, tobte in den Aimaks Mittel- und Südgobi ein Schneesturm mit einer Windgeschwindigkeit von 24 bis 26 Metern pro Sekunde. Dächer wurden abgedeckt und Jurten "hinweggefegt". Von den mit ihren Tieren im Mittelgobi-Aimak vermissten Viehzüchtern konnten drei gefunden und in Krankenhäuser eingeliefert werden. Von zwei weiteren Viehzüchtern aus dem Mittelgobi-Aimak, einer Viehzüchterin mit ihrem Kind aus dem Sukhbaatar-Aimak sowie zwei jungen Pferdehirten aus dem Dornod-Aimak fehlt bisher jede Spur.

Gonchigdorj oder Enkhsaikhan?
Am 03. Januar 2001 wurde auf einer "kleinen" Festveranstaltung der Führungsgremien der "Demokratischen Partei" der innerparteiliche Wettstreit um den Kandidaten für die diesjährigen Präsidentschaftswahlen eröffnet. Zur Wahl stehen der ehemalige Vorsitzende der mongolischen Sozialdemokraten und ehemalige Parlamentspräsident R. Gonchigdorj sowie der ehemalige Ministerpräsident und Mitglied der ehemaligen MNDP M. Enkhsaikhan.
In zwei Monaten soll der Präsidentschaftskandidat der Demokraten ernannt werden.

Rückruf der Botschafter nicht gesetzwidrig
Der Außenminister der Mongolei, L. Erdenechuluun, hat im Dezember 2000 die Botschafter aus Rußland, dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland, der Republik Ungarn, der Republik Korea, der Volksrepublik China, der Republik Kasachstan sowie der Europäischen Union per E-Mail abberufen.
Darüber informierte die Demokratische Partei am 25. Dezember die mongolische Öffentlichkeit mit dem Hinweis, die Rückrufaktion sei gesetzwidrig, nur der Präsident sei berechtigt, die Botschafter abzuberufen. Desweiteren sei die Form der Entlassung zumindest stilwidrig.
Am 04. Januar 2001 veröffentlichte die Tageszeitung "Zuuny Medee" eine Stellungnahme des Außenministeriums, in der es heißt, die Aktion sei zwischen Regierung, Parlament und Präsident abgesprochen, Gesetze seien nicht verletzt worden. Es gäbe auch keine gesetzlichen Regelungen, welche die Form der Abberufung von Botschaftern vorschreiben.

Polizeioberst R. Bayarbyamba: Manche Eltern verweigern die Aufnahme ihrer Kinder
R. Bayarbyamba, Abteilungsleiter beim Kindersuchdienst der Polizei, informierte darüber, dass im Jahr 2000 1 797 Kinder durch Mitarbeiter seiner Dienststelle aufgegriffen und betreut wurden. 39 von ihnen waren geistig behindert und 154 von zu Hause fortgelaufen. Die Aufgabe seiner Dienstelle sei es, so Bayarbyamba weiter, die Kinder ihren Eltern zurückzugeben, seien diese unauffindbar, werden die Kinder Hilfsorganisationen übergeben. 20 solcher Hilfsorganisationen seien mittlerweile in der Mongolei tätig. Einige Eltern weigerten sich, ihre Kinder wiederaufzunehmen. Begründung: "Es ist doch ein aufgewecktes Kind, das bewiesen hat, dass es sich um sich selbst kümmern kann."

Sportschützin zur besten Sportlerin gekürt
Otryadyn Gundegmaa, geboren 1978 in Ulaanbaatar, wurde als beste mongolische Sportlerin ausgezeichnet.
Sie errang bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney den fünften Platz im Sportschießen und war damit die erfolgreichste Olympiateilnehmerin der Mongolei.

Mongolische Reiter auf dem Weg nach Frankreich
Unter Leitung des Schriftstellers Kh. Khuchittur haben sich zehn Mongolen mit ihren Pferden auf den weiten Weg nach Frankreich gemacht. Vom Bulgan-Aimak sind sie zu Beginn des neuen Jahrtausends losgeritten. Stationen ihrer Reise werden Kharkhorin, Südkhangai, Bayankhongor, Khovd in der Mongolei und 36 weitere Länder sein. Im Frühjahr wollen sie Paris erreichen.

Unterstützung für Mongolische Oper
In Berlin nahm ein "Club zur Unterstützung der Mongolischen Oper" seine Arbeit auf, wie Dr. Hans-Henning Sawitzki, Büroleiter der GTZ in Ulaanbaatar, mitteilte. Gleichzeitig wurde in Ulaanbaatar ein Club zur Förderung der mongolischen Kultur eröffnet.


   

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