Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 24. Februar bis 2. März 2003

von Dr. Renate Bormann Ulaanbaatar


v.l. Lkhagvaa, Erdenesuren, Tsogtbaatar

„Nordkorea nicht isolieren"
In seinen Gesprächen mit US-Präsident George W. Bush und dessen Sicherheitsberaterin Condolezza Rice, betonte Präsident Natsagiin Bagabandi, die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel beträfen direkt mongolische Interessen. Südkorea sei der zweitgrößte Investor in der Mongolei und der fünftgrößte Handelspartner. Über 10 000 Mongolen lebten und arbeiteten in Südkorea. Die Probleme mit Nordkorea müssten durch diplomatische Aktivitäten, Gespräche und Verhandlungen gelöst werden. „Besser ist es, Nordkorea in die Zusammenarbeit in der Region einzubinden, anstatt das Land zu isolieren", vertrat Bagabandi seine Position und die der mongolischen Regierung.
Präsident Bagabandi nahm in New York an den Feierlichkeiten anlässlich des 10-jährigen Jubiläums der UN-Alphabetisierungskampagne teil.
Auf einer Pressekonferenz am 25.02. im Regierungspalast informierten der außenpolitische Berater des Präsidenten, D. Tsogtbaatar, der stellvertretende Minister für Bildung, Kultur und Wissenschaft, B. Erdenesuren und der Präsidentenberater für Sozialpolitik, L. Lkhagvaa, über die Ergebnisse der Reise.
Beide Präsidenten hätten auch zur Irakfrage ihre Meinungen ausgetauscht. Bagabandi erklärte die völlige Übereinstimmung der mongolischen Position mit der Resolution des UNO-Sicherheitsrates. Außerdem: „Die Mongolei ist kernwaffenfrei und unterstützt alle internationalen Aktivitäten im Kampf gegen den internationalen Terrorismus."
Am Rande der Eröffnung einer Fotoausstellung zum Thema „Gegen Analphabetismus" in der New Yorker Zentralbibliothek äußerte Laura Bush ihre Bewunderung für die erfolgreiche Bildungspolitik der Mongolei in den vergangenen Jahrzehnten und die hohe Alphabetisierungsquote (80 Prozent der jungen Menschen, 96 Prozent der Kinder).
Im Gespräch mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan hatte Präsident Bagabandi noch einmal die Bedeutung von dessen Besuch in der Mongolei im Oktober des vergangenen Jahres hervorgrhoben.


Nuntius Morandini

Papst Johannes Paul II. besucht die Mongolei
Auf Einladung von Präsident Bagabandi wird das Oberhaupt der katholischen Kirche, Papst Johannes Paul II., Ende August 2003 der Mongolei einen offiziellen Besuch abstatten.
Dies teilte der Außerordentliche und Bevollmächtigte Botschafter des Vatikans in der Mongolei, Nuntius Giovanni Batista Morandini, auf einer Pressekonferenz am 28.02. im Außenministerium mit.
Der Vertreter des Heiligen Stuhls war u.a. in Begleitung des mongolischen Botschafters beim Vatikan, Ch. Batjargal und des Apostolischen Präfekten, Monsignore Wenceslao Padilla, Priester an der katholischen Kirche in Ulaanbaatar, erschienen.
Mit Papst Johannes Paul II. wird zum ersten Mal ein Oberhaupt der katholischen Kirche die Mongolei besuchen. Damit folgt er der Einladung, die der mongolische Präsident bei seinem Besuch im Vatikan im Jahre 2000 ausgesprochen hatte.
Der Nuntius drückte seine Wertschätzung und die des Papstes für den Beitrag der Mongolen auf dem Weg zur „Neuen Mongolei" aus. Besonders beeindruckend sei die religiöse Toleranz von Staat und Bevölkerung.
Auf die entsprechende Frage antwortete er, es gäbe mittlerweile 136 mongolische Katholiken. Mit Billigung des mongolischen Staates seien 23 Priester tätig.
Msgr. Padilla ergänzte, 126 Kinder und Jugendliche zwischen zwei und 18 Jahren würden in einem Montessori-Kindergarten betreut oder in einem technischem Trainingszentrum ausgebildet. Im Uvurkhangai-Aimag wären mit Hilfe der Kirche 17 Tiefbrunnen angelegt worden, zur Beseitigung der Zudfolgen in den vergangenen Jahren hätte sie insgesamt 300 000 US-Dollar gespendet. Während sie in der Stadt sehr wohl als religiös-theologische Institution wahrgenommen würde, sähe das auf dem Land anders aus. Hier sähen die Menschen die katholische Kirche als eine von vielen NGO’s, die humanitäre Hilfe leisten, an.


v.l. Morandini, 3. Batjargal, 4. Padilla

Khamba Choijamts zum Präsidenten der Buddhistischen Friedenskonferenz gewählt
Auf ihrer 10. Sitzung in Vientiane (Laos) wählten die Delegierten den Oberlama des Gandantegchinlen-Klosters von Ulaanbaatar, D. Choijamts, zum Präsidenten der Buddhistischen Friedenskonferenz.
Die Buddhistische Friedenskonferenz wurde 1969 auf Initiative des damaligen Khamba-Lamas vom Gandankloster, S. Gombojav, gegründet. Das erste Treffen asiatischer Buddhisten aus vier Ländern fand 1970 in Ulaanbaatar statt. Inzwischen gehören der Organisation Vertreter der buddhistisch-lamaistischen Kirche aus 16 Staaten, darunter Japan, Korea, Vietnam, Singapur, Kambodscha und Indien, an.
Alle vier Jahre findet eine Plenarsitzung, alle zwei Jahre eine Sitzung der 20 Ratsmitglieder statt.
In Vientiane nahmen 80 Delegierte aus 16 Ländern teil, zum ersten Mal war ein Gast aus der VR China dabei.

Gipfeltreffen der Nichtpaktgebundenen
Eine mongolische Regierungsdelegation unter Leitung von Ministerpräsident Nambaryn Enkhbayar hat am 13 Gipfeltreffen der nichtpaktgebundenen Staaten vom 20. bis zum 25. Februar in Kuala Lumpur (Malaysia) teilgenommen.
Der Delegation gehörten u.a. Außenminister L. Erdenechuluun, der außenpolitische Berater des Ministerpräsidenten, Yo. Otgonbayar, die Minister für Finanzen und Wirtschaft sowie Verteidigung, Ch. Ulaan und J. Gurragchaa, an.
Noch am Eröffnungstag führte Enkhbayar Gespräche mit den Regierungschefs von Thailand, Indien und Afghanistan über Möglichkeiten der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit.
Die Teilnehmer am Gipfeltreffen vertraten einhellig die Meinung, alle strittigen Fragen friedlich, auf diplomatischem und dem Verhandlungsweg zu klären. In der Irakfrage und der Koreafrage käme es darauf an, alle Möglichkeiten für eine friedliche Lösung zu sondieren. Das letzte Wort müsste in jedem Fall die UNO haben.
Das nächste Treffen der Nichtpaktgebundenen wird im Jahre 2006 in Kuba stattfinden.


Erstklässler in Altanbulag, Selenge-Aimag

„Willkommen in der Mongolei"
Das Jahr 2003 wurde zum Jahr des Tourismus unter dem Motto „Willkommen in der Mongolei" erklärt. Träger sind die mongolische Regierung, die IHK und die Tourismusbehörde.
Am 27.02. informierten der Marketingchef der Tourismusbehörde, J. Boldbaatar und der Leiter der Informationsabteilung des Außenministeriums, J. Ganibal, über Maßnahmen mit dem Ziel, die Mongolei zu einem Attraktionspunkt für mehr ausländische Touristen zu machen.
Unterstützt durch das europäischen Tacis-Programm entwickelten das Infrastrukturministerium und die Tourismusbehörde ansprechendes Informations- und Werbematerial über die Mongolei, ihre kulturellen und historischen Schätze, sportliche Betätigungsmöglichkeiten und natürlichen Reichtümer.
Hier einige Programmpunkte aus dem Ereigniskatalog für das Jahr 2003: Musikfestival „Dröhnende Hufe" im Juni bei Karakorum, „Pferdetreck ins Land Chinggis-Khaans" im Juli, „Mit mongolischen Schönheitsköniginnen auf den Spuren von Khulan-Khatan" im August, „Tsamtanzaufführung" im September in Ulaanbaatar, „Adlerjagdfestival" im Bayan-Ulgii-Aimag im Oktober.
Über Zahlen gehen die Angaben, wie oft, auseinander. Für das Jahr 2002 ist die Rede von 160 000 bis 230 000 ausländischen Gästen insgesamt, davon Touristen im engeren Sinn: 90 000 bis 140 000. Laut Boldbaatar besuchten im Jahr 2001 160 000 Touristen die Mongolei., im Jahr 2002 180 000.
Geplant sind die Eröffnung von mehr Grenzübergängen, der Einsatz von mehr Zügen zwischen Peking und Ulaanbaatar, mehr Flugangebote, die Ausgabe von Visa direkt am Flugplatz und die Erhöhung der Zahl der Konsuln.

Internationaler Flugplatz in Dalanzadgad
Die erste Dienstreise im Jahr des Schwarzen Schafes führte den Vorsitzenden des Großen Staatskhurals, S. Tumur-Ochir, in die Aimags Dund- und Umnugov‘ (Mittel- und Südgobi).
In den meisten Sums (Landkreis) der Gobiaimags herrscht Trinkwassermangel. Tumur-Ochir versprach Hilfe für die Reparatur und den Bau neuer Brunnen.
Im Südgobiaimag besuchte er die Gold- und Kupferlagerstätte „Oyutolgoi".
Die kanadische Bergbaufirma „Ivanhoe Mines" beschäftigt bei den Prospektionsarbeiten 500 mongolische Arbeiter und Ingenieure, die einen Durchschnittslohn von 250 000 Tugrug bekommen. Bisher wurden 382 Bohrlöcher angelegt, erklärte der mongolische Chefgeologe, T. Munkhbat. Die Vorkommen in Oyutolgoi reichen für 30 Jahre, schätzt die Betriebsleitung.
Weniger positiv waren die Auskünfte im Wärmekraftwerk von Dalanzadgad.
Das Wärmekraftwerk wurde mit Hilfe koreanischer Kredite errichtet und im Jahr 2000 in Betrieb genommen. Seitdem hat es öfter stillgestanden als Wärme und Strom produziert. Spezialisten wiesen nach, dass veraltete Öfen, falsche Aschebeseitigungsanlagen und defekte Wasserkocher eingebaut worden waren.
Inzwischen wird das Kraftwerk für 394 Millionen Tugrug rekonstruiert.
In Dalanzadgad legte der Parlamentschef den Grundstein für einen neuen internationalen Flughafen.

2,3 Milliarden für Wärmekraftwerk in Baganuur
Die Ausschreibung für die Privatisierung des Wärmekraftwerkes in Baganuur (Außenstadtbezirk 110 km östlich von Ulaanbaatar), gewann die russische „MAAT"-Gruppe.
In der Endphase der Ausschreibung waren noch zwei Wettbewerber im Rennen: „Ulaanbaatar Management" und „MAAT" mit Firmensitz in Moskau.
„Ulaanbaatar Management" bot 1,5 Milliarden Tugrug, 1,4 Milliarden hatte das Staatliche Eigentumskomitee als Mindestpreis veranschlagt.
„MAAT" ist in zehn Ländern aktiv. Ihr Betätigungsfeld ist weitgefächert: Bau, Textilindustrie, Catering, Spirituosen, Fleischproduktion u.a.
In Jakutien betreibt die Holding ein Kohlebergwerk.

„Erdenet"-Verhandlungen werden fortgesetzt
Am 31. Dezember 2002 war der 1991 zwischen Russland und der Mongolei geschlossene Joint-Venture-Vertrag über das größte Bergbauunternehmen in der Mongolei „Erdenet" abgelaufen. Seit zwei Monaten ringen beide Seiten um den neuen Vertrag. Eine Einigung konnte bisher nicht erzielt werden. U.a. geht es um den Wunsch der russischen Seite, ihren Anteil von bisher 49 Prozent zu erhöhen.
Am kommenden Freitag sollen die Gespräche fortgesetzt werden.

Wie viel müssen die Mongolen zahlen?
Ein anderes Problem in den Beziehungen zwischen Russland und der Mongolei betrifft die Rückzahlungsmodalitäten der Altschulden, „Big debt" oder „Ikh Ör".
Auf der gemeinsamen Sitzung des Haushalts- und Wirtschaftsausschusses beim Großen Staatskhural am 26.02. ging es um oben genannte Themen. Zwischenzeitlich informierten die Minister Ulaan (Wirtschaft und Finanzen), Ganzorig (Industrie und Handel) sowie der stellvertretende Außenminister, S. Batbold, die Abgeordneten über den Stand der Dinge.
Zwischen 1949 und 1991 nahm die Mongolei von der UdSSR/Russland Kredite in Höhe von 9,8 Milliarden Transferrubel in Anspruch. Nach mongolischer Rechnung beläuft sich die Summe mit Zinsen auf 10,2 Milliarden transferable Rubel, nach russischer Rechnung auf 11,7 Milliarden. Uneinigkeit herrscht auch über den Umtauschkurs und über die Zinsbelastung nach 1990. Die Mongolen sind der Meinung, dass auch die Verwendung der Kredite (Infrastruktur, Handel mit sozialistischen Ländern, Gehaltszahlungen für sowjetisch/russische Spezialisten etc.) bei der Berechnung der tatsächlichen Schuld eine Rolle spielen müsste.
Politiker und Ökonomen, nicht nur der Opposition, vertreten die Meinung, die Altschulden überhaupt nicht oder nur zu einem geringen Teil zu bezahlen.
Andere weisen auf die Möglichkeit einer generellen Schulderlassung für arme asiatische Länder (vgl. Afrika) hin. Man solle einfach abwarten.
Batbold erklärte, dass der geplante Termin für die Moskaureise des Ministerpräsidenten am 13. und 14. März noch nicht endgültig sei. Viel hänge vom Verlauf der mongolisch-russischen Gespräche im Vorfeld des Besuches ab.
Vorgesehen seien außerdem Besuche in Burjatien, Tschita und der Region Altai innerhalb der Russischen Föderation.

Zusammenschließen – aber mit wem?
Die Parlamentswahlen im kommenden Jahr werfen ihre Schatten voraus. Die politischen Parteien sammeln ihre Kräfte und suchen nach Bündnispartnern.
Die Spitzen der Bürgermut-Republikanischen Partei diskutieren eine Vereinigung mit der Demokratischen Partei, die Basis plädiert jedoch eher für einen Zusammenschluss mit der „Mutterland - Neuen Demokratischen Sozialistischen Partei.

Ehegattenmord
Weil ihr 68-jähriger Ehemann nicht sofort auf ihr Klopfen an der Wohnungstür reagierte, griff eine Frau aus dem Batshireet-Sum im Khentii-Aimag zur Axt und erschlug den Mann.
Die zuständige Polizeidienststelle hat mit der Untersuchung des genauen Tathergangs begonnen.


   

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