Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
vom 4. bis 17. Oktober 2004

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar


Wahlzentrale der Demokraten im Duut-Sum

Kommunalwahlen
Am 17. Oktober finden in der Mongolei die Kommunalwahlen statt.
In Ulaanbaatar, in den 21 Aimags, 340 Sums und Stadtbezirken, in den 1 176 Bags und Wohnvierteln werden die Gouverneure und Mitglieder der Bürgerversammlungen neu gewählt.
Mit ersten Ergebnissen ist nicht vor dem frühen Morgen des 18. Oktober zu rechnen.
Der Wahlausgang wird mit Spannung erwartet. Die Frage lautet: Kommt es zu einem ähnlichen Patt zwischen den beiden „Großen" wie bei den Parlamentswahlen am 27. Juni, oder korrigieren die Wähler ihre damalige Entscheidung?

30 Jurten für Bedürftige
Das Mitglied des Großen Staatskhurals, D. Gankhuyag, hat 30 sehr armen Familien im Bayanzurkh-Duureg, in dem sein Wahlkreis liegt, dreißig Jurten (mong.: ger) als Geschenke übergeben.


H. Jung übergibt 500 Euro für den Kindergarten im Toli-Bag

Entwicklungshilfe in der Westmongolei
„Als ich vor zwei Jahren hier ankam, gab es nichts: Keine Strukturen, noch nicht einmal Ansprechpartner für irgendeine Art von Zusammenarbeit. Internationale Organisationen hatten sich, bis auf UNFPA, längst zurückgezogen." Heike Jung, gelernte Krankenschwester, Sozialarbeiterin, Beraterin für Projekte der internationalen Entwicklungszusammenarbeit in Bosnien und Herzegowina, scheint selbst erstaunt über das, was sie schließlich geschafft hat.
Die junge Frau aus Halle hat nach und nach Kontakte zu potenziellen mongolischen Partnern in den drei Westprovinzen Uvs, Khovd und Bayan-Ulgii geknüpft und offensichtlich die richtige Wahl getroffen: Togtokh aus Ulaangom, Sauletkhan und Ainagul aus Ulgii, Odontuya und Tserenjav aus Khovd wissen, welche Probleme ihre Landsleute bewegen und verfügen über die nötige Autorität, das Wissen und die Fähigkeiten, ihnen Wege aus der Arbeits- und Hoffnungslosigkeit zu weisen.
Erst seit 2002 ist der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) in Kooperation mit der GTZ in der Mongolei mit Naturschutz- und Berufsausbildungsprojekten aktiv sowie mit der Förderung von arbeits- und einkommensschaffenden Maßnahmen im besonders strukturschwachen Westen vertreten.
In einem Seminar vom 09. – 14. Oktober in Ulaangom, der Hauptstadt des Uvs-Aimags, kamen die Mitglieder der drei Selbsthilfegruppen zusammen, um über die Ergebnisse ihrer Anstrengungen im den vergangenen 12 Monaten, Schwierigkeiten und Hindernisse sowie die zukünftige Arbeit zu berichten und um ihre Erfahrungen auszutauschen.
Neben Heike Jung der Projektberaterin „ Aufbau und Förderung von Nichtregierungsorganisationen und Selbsthilfeaktivitäten im ländlichen Bereich der drei Aimags Khovd, Bayan-Ulgii und Uvs" hörten auch die DED-Berater für kleine und mittlere Holzverarbeitungsbetriebe, Herbert Fickel und Thomas Rau, aufmerksam zu, was die mongolischen Kleinunternehmer zu berichten hatten. Im Khovd-Aimag stieß später auch Matthias Schuhmacher, Erster Sekretär der deutschen Botschaft, dazu, der sich persönlich einen Eindruck über die Fortschritte der deutschen Entwicklungszusammenarbeit in der Region verschaffen wollte.
Sie vernahmen durchaus Bemerkenswertes: In Uvs arbeiten eine kleine Bäckerei, mehrere Nähwerkstätten, Schreinereien, Obst- und Gemüseverarbeitungsbetriebe sowie eine landwirtschaftliche Kooperative im Malchin-Sum sehr erfolgreich. Besonders stolz verwies Baasan, der Leiter der Kooperative „Ulaanbulag" auf die Ertragssteigerung, die durch einen von der deutschen Botschaft spendierten Traktor möglich wurde. Mitglieder der Kooperative können jetzt eine viel größere Fläche bearbeiten als vorher. Die Viehhalter der Umgebung beziehen immer öfter Futter für ihre Tiere von der Kooperative, der angebaute Weizen wird zu Mehl verarbeitet, das an die Bäckereien verkauft wird, die angebauten Gurken in einem kleinen Betrieb in Ulaangom verarbeitet. Dafür wurde ein Abwasser- und Wasseranschluss vorfinanziert.


Baasan referiert über Pflanzenanbau

Gemüse- oder Pflanzenanbau ist im Khovd-Aimag nicht überall möglich, vor allem nicht im Duut-Sum – er ist der kleinste, höchstgelegene (2 400 m ü. M.) und kälteste Landkreis im Aimag. Mit Hilfe eines DED-Kredites wurde auch hier eine kleine Bäckerei eingerichtet, fünf Frauen arbeiten zusammen in einer Nähwerkstatt – sie nähen auf altertümlichen Nähmaschinen traditionelle mongolische Deels und Westen. In naher Zukunft werden einige von ihnen einen Nähkurs „Europäische Kleidung" in der Hauptstadt Khovd besuchen. Eine gelernte mongolische Schneiderin wird ihn leiten und auch die Räume zur Verfügung stellen.


Filzverarbeitung im Duut-Sum

Nach Anlaufschwierigkeiten funktioniert seit einigen Monaten auch die Filzherstellung im Sum. Verkauft werden die Stiefel, Jacken und Decken nicht nur an Ort und Stelle, sondern auch im Aimagzentrum. Sehr erfolgreich arbeitet die Tischlergruppe, die übrigens von einer Frau geleitet wird. Sie haben sich zusammengetan, um gemeinsam Holz einzukaufen, einen gemeinsamen Marktstand zu betreiben und tauschen regelmäßig Erfahrungen, Ideen und Meinungen aus. Weiterbildungskurse bei Herbert Fickel im Holzinstitut in Ulaanbaatar kommen nicht nur den drei, vier Teilnehmern zugute, diese geben das neu Gelernte nach ihrer Rückkehr in den Heimataimag umgehend an ihre Kollegen und – wohlgemerkt – Konkurrenten weiter.
Kurse werden nicht nur im Holzbau, sondern auch für die Milchverarbeitung, für Buchhaltung, Backen, Nähen, Computer und Englisch angeboten. Die Kursleiter sind in der Regel Mongolen mit der entsprechenden Qualifizierung.
Besonders schwierig gestaltet sich der Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft in der westlichsten Provinz der Mongolei, im Bayan-Ulgii-Aimag. Hier leben vorwiegend Kasachen, es gibt nur noch eine Schule, in der in mongolischer Sprache unterrichtet wird, die meisten Betriebe sind geschlossen. Die hohe Arbeitslosigkeit geht mit einer zunehmenden Gewalt innerhalb der Familien einher. Hier kommt es vor allem darauf an, das durch die Sprachbarriere stetig anwachsende Informationsdefizit zu bekämpfen. Im Zusammenwirken von DED und der lokalen Frauenorganisation wird viermal im Jahr eine Zeitung in kasachischer Sprache herausgegeben. Die Themenpalette reicht von Gesundheits- und Haushaltstipps bis hin zu sexueller Aufklärung und Rechtsberatung. Dasselbe Anliegen verfolgt ein Radiosender in kasachischer Sprache. Ainagul und Sauletkhan, Richterin die eine, Lehrerin die andere, bestätigten, dass beide Medien weite Verbreitung finden. Auch weil die beiden Frauen und ihre Helfer sich nicht scheuen, bis in die abgelegenen Siedlungen zu fahren, um mit den Einwohner zu sprechen, sie zu beraten.
Alle Teilnehmer am Seminar beteiligten sich an den Diskussionen, brachten Vorschläge ein für neue Projekte. Nicht immer konnte Heike die gewünschte finanzielle Unterstützung zusagen – der Gesamtetat für 2004 beträgt 12 000 Euro - aber immer sagte sie Hilfe in Form von Beratung oder bei der Kontaktaufnahme mit anderen Einrichtungen zu.
Keiner und keine der Diskussionsteilnehmer verzichtete darauf, die engagierte Arbeit, den Durchsetzungswillen und das Durchhaltevermögen von Heike Jung hervorzuheben.
Gemeinschaftlich produzieren, verkaufen, Ideen austauschen und zwar nicht nur innerhalb der eigenen Familie, sondern über die Aimaggrenzen hinweg war für die Frauen und Männer, vertreten waren alle Altersklassen, etwas Neues, desgleichen Buch über Ausgaben und Einnahmen zu führen, um die Kredite zwischen 22 000 und 700 000 Tugrug zurückzahlen zu können. Zinsen werden nicht berechnet, aber mittlerweile weiß jeder, Heike fordert freundlich, aber bestimmt das gewährte Darlehen zurück und auch die Ankündigung weit weg zu ziehen, hilft dem säumigen Zahler nicht.


Modenschau

Zum Abschluss des dreitägigen Seminars veranstalteten die Teilnehmer eine Modenschau mit selbst genähten Kleidern, die sie auch selbst vorführten. Die Begeisterung der Akteure war groß, stand aber der ihrer Gäste aus Deutschland nicht nach.


Teilnehmer am Workshop in Ulaangom

Amerikanisches Konsulat erneut geschlossen
Vom 18. bis zum 28. Oktober wird die Konsularabteilung der US-Botschaft in Ulaanbaatar erneut geschlossen.
Für amerikanische Staatsbürger wurde ein Notdienst eingerichtet und auch mongolische Studenten, die sich zurzeit in der Mongolei aufhalten, können ihre Visaangelegenheiten durch einen Sonderdienst regeln lassen.

Waldbrand im Khentii
Am 14. Oktober griff ein Waldbrand von Russland aus auf das Gebiet des Dadal-Sum im Khentii-Aimag über. Ein Jurtenlager brannte völlig nieder, Menschenleben sind zum Glück nicht zu beklagen.72 Tonnen Heu wurden vernichtet.
Die örtliche Feuerwehr ist mit 40 Mann im Einsatz, um das Feuer zu löschen.

Einbrecher und Vergewaltiger festgenommen
In der vorigen Woche nahm die Polizei einen Mann fest, der sich unter dem Vorwand, die Heizungsanlagen überprüfen zu wollen, Zugang zu 20 Wohnungen im den Stadtbezirken Bayanzurkh, Chingeltei, Sukhbaatar und Bayangol verschafft hatte, fest.
Der Mann stahl Handys, Silberschalen und Bargeld und hat sechs Frauen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren vergewaltigt.


Informationen zur Mongolei:
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Last Update: 04. Januar 2024