Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:
von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
Sonntag auf dem Gelände des Gandanklosters. 06.07.08
06.07.08: Die Mongolei nach dem „Schwarzen Dienstag"
Für die Wahrung der Einheit des mongolischen Volkes
Auf einem von Präsident Enkhbayar
initiierten Treffen von Vorsitzenden der im Parlament vertretenen Parteien
drückten alle Anwesenden ihr tiefempfundenes Beileid angesichts der Toten und
Verletzten der Unruhen vom 01./02. Juli aus.
S. Oyun (Zivilcouragepartei), B. Erdenebat (Mutterlandpartei), B. Jargalsaikhan
(Republikanische Partei), Ts. Elbegdorj (DP), S. Bayar (MRVP) haben sich am
04.07. mit einem Appell an ihre Landsleute gewandt, alle strittigen Fragen im
Namen und im Interesse der nationalen Einheit zu lösen, bei der Aufklärung der
Vorfälle und der Benennung der Schuldigen (Aufwiegler, Randalierer, Schläger und
Brandstifter) sachlich zusammenzuarbeiten.
Bis zum 03. Juli, 17:00 Uhr, waren 400 der 728 Festgenommenen in ihre
Stadtbezirke entlassen worden.
Alle Parteien sind sich einig, die weitgehend friedlichen Proteste von
Wahlverlierern sind durch Provokateure und Aufwiegler zum bisher brutalsten
Gewaltausbruch in der jüngeren Geschichte der Mongolei getrieben worden.
Khamba Lama Choijamts: „Ärger lässt sich nicht
durch Ärger überwinden"
Der Oberlama des Gandanklosters, D.
Choijamts, hat in einem Interview für die Zeitung „Udriin Sonin" am 05.07. die
Mongolen aufgefordert, Ärger und Wut nicht durch Ärger und Wut bezähmen zu
wollen. Klugheit, Menschlichkeit und Kompromissbereitschaft seien nötig.
Wünschenswert sei eine Rückbesinnung der Mongolen auf den Buddhismus mit seinen
Lehren zur Achtung der Würde des anderen. Probleme und Widersprüche müssten
durch gemeinsame Anstrengungen der Kontrahenten gelöst werden.
Allen sollte die friedliche Entwicklung, der wirtschaftliche Fortschritt in der
Mongolei wichtig sein.
Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen könnten, die eine Aufgabe zu
erfüllen hätten, seien kaum an Zerstörungen von Werten und vor allem nicht an
der körperlichen und seelischen Verletzung von Menschen interessiert.
Internationaler Kongress buddhistischer Frauen in Ulaanbaatar. 01. Juli 2008
70 Milliarden Tugrug Sachschaden
Infolge der schweren Krawalle am 01. Juli
seien Sachschäden in Höhe von 60 bis 70 Milliarden Tugrug entstanden. Große
Verluste hätten die Galerie für moderne Kunst und die in einem Gebäudeteil des
Kulturpalastes untergebrachte Philharmonie, in deren Räumen mehrere
Musikensembles residieren, zu verzeichnen. Ob das Gebäude der MRVP-Zentrale
wieder aufgebaut werden könne, müssten weitere technische Untersuchungen
ergeben, erklärte Ministerpräsident S. Bayar am Abend des 04. Juli auf einer
Pressekonferenz im Regierungspalast.
Das MRVP-Parteiarchiv und weitere wichtige Dokumente seien zerstört worden.
Auf entsprechende Fragen antwortete Bayar, im Zusammenhang mit den Geschehnissen
der vergangenen Tage müssten auch Fragen nach einer angemessenen Ausrüstung der
Polizisten und dem Umgang der politischen und Polizei- sowie
Nachrichtendienstführungen mit Situationen wie am 01. Juli derartigen Umständen
gestellt, eventuelle Versäumnisse benannt werden.
Sollten Neuauszählungen oder Neuwahlen in einigen Wahlkreisen oder im ganzen
Land beschlossen werden, sei die MRVP bereit, sich erneut dem Wählervotum zu
stellen.
Zensur ist nicht der richtige Weg
Die internationale Vereinigung
„Journalisten ohne Grenzen" hat die Angriffe von Demonstranten auf Journalisten
und die Zerstörung eines Redaktionsgebäudes verurteilt.
Bei den gewaltsamen Protesten gegen das umstrittene Wahlergebnis am 01. Juli
sind drei Journalisten, zwei Mongolen und ein Japaner, schwer verletzt worden.
Gleichzeitig kritisiert die Vereinigung die Abschaltung aller mongolischen
Fernseh- und Rundfunksender außer dem Nationalen Mongolischen Fernseh- und
Hörfunk.
Zensur sei nicht der richtige Weg, eine Krise zu überwinden.
Andere Nachrichten:
Sommerweide
Die ergiebigen Regenfälle in weiten Teilen
der Mongolei haben einerseits zu einer weiteren Verbesserung der
Sommerweidesituation geführt.
Andererseits haben bei den Unwettern seit Ende Juni im ganzen Land elf Menschen
ihr Leben verloren.
In sechs Stadtbezirken Ulaanbaatars wurden Straßen beschädigt, es entstanden
Schäden an Gers und Gebäuden, Stromleitungen wurden zerrissen.
Die Katastrophenschutzbehörde warnt die Familien, die in großer Zahl an den
Ufern der Tuul ihre Sommerlager aufgeschlagen haben vor möglichen weiteren
Unwettern.
Enterovirus – 71
Bis Ende Juli wurde bei insgesamt 2 585 Menschen
die Hand-Fuß-Mundkrankheit diagnostiziert. 272 werden im Forschungszentrum für
Infektionskrankheiten behandelt.
Die meisten der Erkrankten sind Kinder bis zu elf Jahren.
Zwei Bürger über 55 Jahre sind inzwischen ebenfalls betroffen.
Naadam 2008
Nach den bisherigen Plänen werden 512
Landes- und Aimagtitelträger in diesem Jahr den zentralen Naadamwettkampf
bestreiten.
Am 07. Juli sollen die die Wettkämpfe im Uriankhai-Bogenschießen, am 08. und 09.
im Burjatischen Bogenschießen und die Kinderwettkämpfe beginnen.
Am 10. Juli folgen die Khalkh-Wettbewerbe.
Der alte Mann liest die Gebete auf Mongolisch vor. 06.07.08.
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Last Update: 12. Januar 2025