Die Deutsche Mongolei Agentur aus Ulaanbaatar präsentiert:

Neues aus der Mongolei
2. bis 8. März 2009

von Dr. Renate Bormann, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)

Aktionsplan zur Überwindung der Krise bestätigt
Auf der am 03. März fortgesetzten außerordentlichen Sitzung der Großen Staatsversammlung stimmten 82 Prozent der anwesenden Abgeordneten dem Aktionsplan der Regierung zur Überwindung der Wirtschafts- und Finanzkrise zu. Der Plan sieht vor, die Regierung zu bevollmächtigen, Kredite in Höhe von 1,5 Trillionen Tugrug für die Verwirklichung diverser Vorhaben zur Ankurbelung der nationalen Produktion und die Überwindung von Zahlungsschwierigkeiten aus dem In- und Ausland einzuwerben. Die zweite große Aufgabe der Abgeordneten, über den Nachtragshaushalt 2009 zu beschließen, endete mit der erneuten Verweisung in die Ausschüsse. Eine dritte und wahrscheinlich vierte Lesung gilt als sicher.
Bisher sehen die Regierungspläne die Reduzierung des vierteljährlichen Kindergeldes von 25 000 auf 10 000 Tugrug vor. (Dieses Geld wird aus dem Entwicklungsfonds bezahlt, der durch den Einbruch der Weltmarktpreise für Kupfer stark geschrumpft ist), die 500 000 Tugrug für jede Ersteheschließung sollen auf 300 000 Tugrug gesenkt, die Steuern auf Spirituosen um 20 Prozent erhöht werden. Der Plan, die Löhne der Staatsangestellten um 20 Prozent zu kappen, ist vorerst vom Tisch. Dafür soll die Zahl der Mitarbeiter der Abgeordneten und der Minister (sehr oft nicht nach Kompetenz, sondern nach Verwandtschaftsgrad ausgewählt) reduziert werden. Die Zahl der Planstellen der beiden Shadar Saids um 20 Prozent, die des Büros der Staatsversammlung um zehn Prozent zu reduzieren, traf auf Zustimmung der Abgeordneten. Darüber hinaus wird jede Regierungsagentur drei Planstellen verlieren.

Oyutolgoiabkommen und Sondergewinnsteuer
Der von der Regierung erarbeitete Entwurf für das Investitionsabkommen zu „Oyutolgoi" liegt seit dem 05. Februar dem Parlament zur Abstimmung vor. Der Vertrag umfasst 16 Bestimmungen und vier Anhänge. Danach verbleiben 34 Prozent der Lagerstätte im Besitz des Staates (Erdenes MGL). Ivanhoe Mines und Rio Tinto tragen alle Explorationskosten.
125 Millionen USD zahlt Ivanhoe Mines vorab in den mongolischen Staatshaushalt. Die Rückzahlung beginnt nach vier Jahren (Verrechnung mit Steuern). Die Sondergewinnsteuer wird auf 30 Prozent reduziert.
Das Abkommen soll für 30 Jahre gelten, danach wird die Mongolei ihren Eigentumsanteil auf 50 Prozent erhöhen. (In früheren Vertragsentwürfen war von 15 Jahren Laufzeit die Rede).
60 Prozent der Arbeitskräfte in der Aufbauzeit müssen Mongolen sein, nach der Inbetriebnahme sollte sich diese Zahl auf 90 Prozent erhöhen. Nach der Verabschiedung in der Großen Staatsversammlung und der Vertragsunterschrift wird es etwa sechs Monate dauern, ehe er in Kraft treten kann.

224 Millionen für Mongolei
Am 06. Februar gab der Internationale Weltwährungsfonds (WWF) grünes Licht für die Realisierung eines 224 Millionen USD-Programms zur Stabilisierung der mongolischen Wirtschaft. Finanzminister Bayartsogt und Mongolbankpräsident Purevdorj rechnen mit der Unterzeichnung der Verträge im Anschluss an das Treffen der internationalen Geber in der nächsten Woche. Am 05. März unterzeichneten Vertreter der Khasbank und der Holländischen Entwicklungsbank (FMO) einen Kreditvertrag über 12 Millionen USD.

DP-Parteitag
Auf dem Parteitag der DP am 03. April wird der Kandidat der Partei für die Präsidentschaftswahlen am 24. Mai nominiert.


Gute Weidesituation im Selenge-Aimag. 05.03.09

Frühjahrslager 2009
Pünktlich mit dem ersten Frühlingsmonat beginnt in weiten Teilen des Landes der Schnee zu tauen, die Geburt der Jungtiere hat begonnen. Aufgrund des harten Winters in den fünf Westaimags sowie in den Aimags Khentii und Dornogov’ der Ostregion sind bisher landesweit 180 000 Tiere verendet. Sehr viele Tiere dieser Aimags weideten im Winter auf wenigen Flächen, die Überweidung in diesen Gebieten führt wiederum zu ungünstigen Frühjahrsweidebedingungen.
Im vergangenen Jahr wurden 12 Millionen Jungtiere geboren, in diesem Jahr wird vor allem bei den Ziegen eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Aborten erwartet. Die Viehhalter verfügen kaum über Bargeld, um notwendiges Futter zu kaufen, die Preise für die Produkte aus der Viehhaltung sinken weiter, Kredite können nicht zurückgezahlt werden.
Die Regierung hat die Banken gebeten, mit ihren Rückzahlungsforderungen mindestens bis zum Sommer zu warten.
Noch reichten die Staatsreserven für die Futtermittelbereitstellung, sollte sich die Frühjahrsweide in noch mehr Sums schwierig gestalten, wären allerdings Engpässe nicht auszuschließen, verlautet aus dem Landwirtschaftsministerium.


V. Undraa, 4 Stunden

Weltfrauentag 2009
Anlässlich des Weltfrauentages stellten in der Galerie des Künstlerverbandes vom 02. bis zum 08. März 117 mongolische Künstlerinnen ihre Werke aus. Sie präsentierten Acryl- und Ölgemälde, Aquarelle, Kalligraphien, Scherenschnitte, Seidenstickereien, Leder- und Filzapplikationen, Skulpturen in Keramik, Holz und Plastik sowie edelsteinverzierte silberne Schmuckstücke.
Am 06. März begann die Gemeinschaftskampagne der UNO-Repräsentanz in der Mongolei, des "Nationalen Zentrums gegen Gewalt", des "Netzwerks der mongolischen Frauenverbände" und des "Mongolischen Männerverbandes" zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen.


P. Oyuntsetseg, Mutter und Kind

Eine andere Veranstaltung widmete sich der Globalisierung und den Auswirkungen auf die mongolische Gesellschaft, auf mongolische Erziehungsideale, kritisierte die Vernachlässigung der nationalen Kunsttraditionen zugunsten westlicher (mehr Langlieder, weniger italienische Opernarien). Die erste Vorlesung zum Themenkomplex hielt der Schauspieler und Staatspreisträger D. Sosorbaram.


L. Munguntsetseg, Natur

Architekturwettbewerb für neues MRVP-Gebäude
Das Gebäude, in dem sich u.a. die MRVP-Zentrale, Geschäfte, ein Kosmetiksalon und die Filiale einer Fluggesellschaft befanden, kann nicht wieder aufgebaut werden. Das ergaben die monatelangen technischen Untersuchungen.
Die Brandschäden am Gebäude (es war am 01. Juli 2008 bei den gewalttätigen Ausschreitungen nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses mehrmals in Brand gesetzt und geplündert worden) sind so groß, dass es abgerissen werden müsse. Nach der Ausschreibung für den Neubau sind seit dem 01. Februar bis heute 16 Projektvorschläge eingereicht worden.
Das Siegermodell wird mit fünf Millionen Tugrug prämiert werden, für das zweitplatzierte sind drei und für das drittplatzierte Modell eine Million Tugrug ausgelobt.

Gläserner Bär für burjatisch-mongolischen Kurzfilm
Auf den 59. Berliner Filmfestspielen - Berlinale - vom 10. bis 15. Februar wurde der burjatisch-mongolische Kurzfilm „Das Lächeln des Buddhas" von Bayar Dyshenov bei der Generation Kplus mit einem „Gläsernen Bären" ausgezeichnet. In der Begründung der Kinderjury heißt es, dieser Film habe sie durch seinen Humor überzeugt und wie die Ehrfurcht eines kleinen Jungen vor seiner Gottheit dargestellt und sichtbar wurde. Der Film begleitet den Kleinen auf seinem weiten Weg von der Schule nach Hause, beobachtet ihn bei komischen und bewegenden Erlebnissen. Produziert wurde der Kinderkurzfilm 2008 im burjatischen Ulan-Ude (Russische Föderation).


Günther Uecker, D. Enkhtsetseg, H. Michel, Goethe-Institut, Verbindungsbüro Mongolei

Günther Uecker: „Huldigung an die Steppe für Ulaanbaatar"
„Interessant", „Eigenartig", „Groß", „Großartig", die Eindrücke der mongolischen Zuschauer angesichts der riesigen, deckenhohen Stofftücher, bemalt oder bedeckt mit schwarzer, roter, gelber, blauer Farbe, mit Asche und Leim, gelocht oder mit Polsterreihen, reichten von Überraschung, Begeisterung bis Unverständnis. Immer aber war Neugier zu spüren. Es ist immer interessant, den Intentionen eines Fremden über das eigene Land, das eigene Denken und Fühlen zu begegnen.
Vor 25 Jahren bereiste der mittlerweile weltberühmte deutsche Maler und Objektkünstler, Günther Uecker, Sibirien, Japan, China und die Mongolei, 1995 Tibet. Seitdem hat ihn die Faszination für die zentral- und ostasiatischen Kulturen nie mehr ganz losgelassen.


Uecker-Werke, Handlung, Aschespirale

Die unendlich scheinenden Steppenlandschaften der Mongolei regten ihn zu farbintensiven Aquarellen an, 1994 entstand eine neue Serie von Arbeiten. Die 19 großen Tücher aus gebleichtem Leinen und groben Nesselstoff, die mittels Farben, Symbolen und Formen die Gefühle und Gedanken des Künstlers vermitteln wollen, waren zuerst 1995 in Berlin und 2007 in Peking zu sehen.
Am 04. März wurde die Ausstellungsinstallation in der Gemäldegalerie für Moderne Kunst in Ulaanbaatar eröffnet. Ein Kulturereignis von hohem Rang, wie das gewaltige Zuschauerinteresse zeigte. Künstler, Kunststudenten, ausländische Gäste in der Mongolei und Vertreter des diplomatischen Corps, der Vorsitzende des Künstlerverbandes der Mongolei, Ts. Enkhjin, die Direktorin des Theatermuseums, D. Tsedmaa. Der deutsche Botschafter, Pius Fischer, dankte dem Künstler, den Organisatoren und allen Unterstützern für diesen neuerlichen eindrucksvollen Beitrag zum Verstehen zwischen den Kulturen.
Grußworte an die Besucher richteten u. a. der Leiter des Goethe-Instituts in China, M. Kahn-Ackermann und der Direktor der Universität für Kunst und Kultur, L. Bumandorj. Im Katalog mit einem Vorwort der Direktorin der Gemäldegalerie, D. Enkhtsetseg, Beiträgen von G. Uecker, Kahn-Ackermann und Ausstellungskurator, A. Tolnay, sind alle 19 gezeigten Kunstwerke enthalten. Die Ausstellung ist noch bis zum 26. März geöffnet.


Reihung I, die beiden Kunststudentinnen waren begeistert

Trebbia-Preis für Chinagiin Galsan
Am 13. März wird in Prag zum neunten Mal der Trebbia-Preis verliehen. In diesem Jahr beschloss das internationale Nominierungskomitee, dem u. a. der ehemalige Präsident der Tschechischen Republik, Vaclav Havel, angehört, den tuwinisch-mongolischen Schriftsteller Chinagiin Galsan, für sein Lebenswerk auszuzeichnen.
Der Preis, benannt nach einem Fluss in Italien und zurückgehend auf eine Legende um den Heiligen Rochus, war 2000 von der internationalen Galerie Mori ins Leben gerufen worden, um Kunstförderer und Künstler zu würdigen. Für den Galaabend zur Preisverleihung am 13. März hat Jan Figel, Europakommissar für Kultur, die Schirmherrschaft übernommen.
Der NDR und das tschechische Fernsehen werden an dem Abend durch eine Liveschaltung verbunden sein. Ch. Galsan kann wegen einer Lesereise durch Deutschland, den Preis nicht persönlich in Empfang nehmen.

Chinggis-Khaan-Ausstellung in Houston
Am ersten Tag des Erdrindjahres, am 25. Februar, eröffneten der mongolische Botschafter in den USA, Kh. Bekhbat, Erdenebat, Abteilungsleiter im Kulturministerium und der Präsident des Museums für Naturgeschichte, Joel Bartsch, eine Mongoleiausstellung. Die Ausstellung ist Chinggis-Khaan (1162-1227) und der Geschichte, Kultur und dem Leben der Mongolen im 13. Jahrhundert gewidmet. Insgesamt werden den Besuchern 150 Ausstellungsstücke gezeigt, Leihgaben aus der Eremitage in St. Petersburg, aus Museen der Mongolei, dem Institut für Archäologie der AdW, der Staatsbibliothek und dem Armeemuseum, darunter seltene Stücke, die noch nie in den USA zu sehen waren.
Zu den Teilnehmern an der Eröffnungsveranstaltung nahm der Leiter der Abteilung Kunst und Kultur im Bildungsministerium, Erdenebat sowie 200 Förderer und Sponsoren des Museums und des Ausstellungsprojektes teil. Künstler des nationalen Musik- und Tanzensembles der Mongolei sorgten für das Rahmenprogramm.
Die Ausstellung kann noch bis zum 07. September 2009 in Houston besichtigt werden, dann „wandert" sie in andere große Städte der USA.


   

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