Neues aus der Mongolei
18. Juni bis 1. Juli 2012

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)


Wahltag in Ulaanbaatar

Wahlen 2012
65,4 Prozent der 1,8 Millionen Wahlberechtigten haben am Donnerstag ihr neues Parlament, die Große Staatsversammlung, gewählt.
Die Hauptstädter stimmten zudem über die Zusammensetzung der 45-köpfigen Stadtverordnetenversammlung ab.
Erst Stunden nach der Schließung der Wahllokale waren aus den Wahlkampfzentralen der Parteien erste Ergebnisse zu erfahren. Der Trend, wonach die Demokratische Partei die meisten Direktmandate gewonnen hat, bestätigte sich in der Nacht und am folgenden Tag. Die endgültigen Ergebnisse aus fünf Wahlkreisen lagen auch am Abend des 29. Juni noch nicht vor.
Nach Informationen seitens der Zentralen Wahlkommission kurz nach 17.00 Uhr am 29. entfielen auf die DP 20 Mandate, die MVP 15, die MRVP/MNDP vier, Unabhängige gewannen zwei Mandate. Die Entscheidung über die restlichen sieben Mandate war noch nicht gefallen. Weite Entfernungen, schlechtes Wetter, unterbrochene Stromverbindungen, Nachzählungen hätten eine rechtzeitige Übermittlung der Daten aus fünf Wahlkreisen an den Zentralserver in Ulaanbaatar verhindert.
Am Nachmittag des 30. Juni konnte der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung N. Luvsanjav das Eintreffen der bisher fehlenden Ergebnisse aus fünf Wahlkreisen vermelden.


Wahlen 2012. Beteiligung 28.06., 16.00 Uhr

Allerdings kommt es in mindestens zwei Wahlkreisen zu Stichwahlen, da die Dritt- bzw. Zweitplatzierten nicht auf die erforderlichen 28 Prozent kamen.

Mit 399 194 Stimmen oder 35,32 Prozent liegt die DP auch bei den Parteien vor der MVP mit 353 830 Stimmen oder 31, 31 Prozent, mit 252 077 Stimmen oder 22,31 Prozent folgt die MRVP/MNDP. Die Zivilcourage Grüne Partei haben 62 310 Bürger oder 5,51 Prozent gewählt. Die anderen Parteien und Bündnisse scheiterten deutlich an der Fünf-Prozent-Marke.

Drei unabhängige Kandidaten, darunter Gewerkschaftspräsident S. Ganbaatar, werden in die Staatsversammlung einziehen.

Nach aktuellem Stand (ungeachtet der Stichwahlen in Nalaikh und Songinokhairkhan) erringen die DP 22 Mandate, die MVP 19, die MRVP/MNDP vier und Unabhängige drei Direktmandate.


Die ZWK informiert. 2. v. Ch. Sodnomtseren, Sekretär der ZWK, N. Luvsanjav, Vorsitzender, J. Nergui, Presse-und Informationsch

Die übrigen 28 Mandate wurden über die Parteienlisten vergeben.
Danach entfallen auf die DP zehn, auf die MVP neun, auf die MRVP/MNDP sieben und auf die Zivilcourage - Grüne Partei zwei Mandate.
Die DP ist demnach künftig mit 32 Abgeordneten, die MVP mit 28, die MRVP/MNDP mit elf und die ZCGP mit zwei Abgeordneten in der Großen Staatsversammlung vertreten.
Hinzu kommen die drei Unabhängigen.


Im Wahllokal 13. Leiter Direktor des Staatlichen Musik- und Tanzcollegs der Mongolei G. Erdenebat

Erstmals konnten auch die im Ausland lebenden und arbeitenden Mongolen ihre Stimme zu den Parlamentswahlen abgeben.
Allerdings hatten sie nur die Wahl zwischen den Parteien und Bündnissen.
Für die DP stimmten 45,4, für die MVP 24,4, für die Zivilcourage Grüne Partei 12,3 und für die MRVP/MNDP 9,68 Prozent der knapp 3 000 Wahlwilligen. 40 Wahlzettel waren ungültig.
Viele hatten offenbar den Weg in die jeweilige Hauptstadt - gewählt werden konnte nur in den Botschaften - gescheut.
In der Mongolei verlief der Tag weitestgehend friedlich. Dafür gesorgt hatten ohne Zweifel auch die knapp 2000 Sicherheitskräfte, die vor den Wahllokalen postiert waren.
Besonders erfreut zeigen sich die Mongolen über die gestiegene Zahl junger Abgeordneter. Wahrscheinlich werden auch wieder mehr Frauen in der höchsten Volksvertretung des Landes Platz nehmen. In der vergangenen Legislaturperiode waren es nur drei.
Auch für die Stadtverordnetenversammlung, in den letzten Jahren eine Bastion der MVP, wird zukünftig die DP die Oberhand haben. Von den 30 Direktmandaten konnte sie 20 gewinnen. Die restlichen 15 wurden über Parteienlisten vergeben: Außer den beiden großen Parteien konnten nur noch die MRVP/MNDP und die Zivilcourage - Grüne Partei die Fünf-Prozent-Hürde überspringen.
Nach den aktuellen Informationen aus der Hauptstadtwahlkommission gehen 26 Sitze an die DP, 14 an die MVP, vier an die MRVP/MNDP und einer an die ZCGP
Der neue Bürgermeister der Hauptstadt wird wohl erstmals ein Mitglied der DP sein und der hieße dann Erdeniin Bat-Uul, Spitzenkandidat der Hauptstadtdemokraten. Für seine Kandidatur hatte er auf einen aussichtsreichen Listenplatz für die Wahl zur Großen Staatsversammlung verzichtet.
Die Forderung der MVP und anderer Parteien, die Stimmzettel in allen 26 Wahlkreisen von Hand nachzählen zu lassen, wurde von der ZWK zurückgewiesen.


Exabgeordneter und Schamane im Gespräch im Garten der deutschen Botschaft

Ivanhoe Mines wird zu Tourquoise Hill Resources
Ab August 2012 gilt für das Bergbauunternehmen Ivanhoe Mines Co. der neue Name „Oyutolgoi Bayalag" oder „Tourquoise Hill Resources".
Demzufolge wird ab dem 06. August das Unternehmen an den Börsen unter dem Code TRQ geführt.
Außerdem wurde die Zahl der Vorstandsmitglieder von neun auf elf erhöht.

Nationalfeiertag „Naadam" 2012
An der Programmgestaltung für die Naadamfeierlichkeiten vom 10. bis zum 13. Juli beteiligen sich wie in jedem Jahr Theater, Museen, der Kulturpalast und Galerien mit Konzerten, Schauspielaufführungen, Estradenprogrammen und Ausstellungen. Am 11. Juli hat die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit Sponsoren aus Politik und Wirtschaft ein großes Volksfest auf dem Sukhbaatarplatz vorbereitet.
Um das Zentralstadion wurde die Zahl der Parkplätze von 3 000 auf 4 500 erhöht.
Die Eintrittskarten für die Eröffnungsveranstaltung kosten zwischen 8000 und 12 000 Tugrug, für die Abschlussveranstaltung zwischen 6000 und 9000 Tugrug.
Ausländische Touristen können ab 02. Juli Eintrittskarten bestellen. Für sie kostet der Eintritt zur Eröffnung der Feierlichkeiten am 11. Juli im Zentralstadion von Ulaanbaatar 25 US-Dollar.

Mongolische Olympiamannschaft verabschiedet
Am 23. Juni wurden die mongolischen Olympiateilnehmer auf dem Sukhbaatarplatz in Anwesenheit von Präsident Ts. Elbegdorj, Vizeministerpräsident M. Enkhbold und Gesundheitsminister N. Khurelbaatar feierlich verabschiedet.
„Wir hoffen, ihr sorgt dafür, dass die mongolische Flagge in den Himmel über London steigen wird", so der Präsident in seiner Rede vor den versammelten Sportlern, Trainern und Funktionären.
29 mongolische Sportler beteiligen sich in der Leichtathletik, im Boxen, im Freistilringen, im Sportschießen, im Judo, im Bogenschießen und im Schwimmen am Kampf um die Medaillen.
Sechs Sportler haben die Norm für die XIV. Paralympics im Schießen, Bogenschießen, in der Leichtathletik und im Judo geschafft.

Tyrannosaurus Bataar bald wieder in der Mongolei?
Das Auktionshaus "Heritage Auctions" aus Dallas hat versprochen, die Mongolei bei der Klärung der Eigentumsverhältnisse in Bezug auf das Dinosaurierskelett eines Tyrannosaurus Bataar, ein kleinerer Verwandter des Tyrannosaurus Rex, zu helfen.
Das fast vollständig erhaltene Skelett war am 20. Mai über „Heritage Auctions" für 1,5 Millionen US-Dollar in New York an einen unbekannten Kunden verkauft worden, der es aber vermutlich nie erhalten wird.
Der von Präsident Ts. Elbegdorj verfügte Stopp des Verkaufs – die Mongolei hatte einen Anwalt in Houston beauftragt, den Verkauf gerichtlich verhindern zu lassen, blieb zunächst wirkungslos, da Gerichtsentscheidungen in Texas keine Rechtskraft in New York hätten.
„Heritage Auctions" gab als Fundort „Gobi" an. Das könnte Nordchina oder Südmongolei bedeuten, wobei 90 Prozent der Gobi zur Mongolei gehören. Allerdings ist seit 1924 und 1949 in der Mongolei bzw. in China der Export solcher Artefakte verboten.
Eine von der mongolischen Regierung nach New York entsandte Expertendelegation stellte die Herkunft des 70 Millionen Jahre alten Tyrannosaurus Bataar aus der Mongolei fest. Daraufhin ordnete ein New Yorker Gericht am 22. Juni die Einlagerung des Fossils an einem sicheren Ort in New York an.
Wissenschaftler und mongolische Offizielle sind nun zuversichtlich, dass das wertvolle Skelett bald wieder in die Mongolei transportiert werden kann.
2010 war es in London zum Verkauf angeboten worden. Die Einfuhr in die USA wäre unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, angeblich handelte es sich um „Knochen" im Wert von 15 000 US-Dollar, bewerkstelligt worden.


Ausgezeichnete mit Botschafter B. Davaadorj 5.v.l. Foto: Botschaft der Mongolei

Freundschaftsmedaille für Frank Voßen
Anlässlich seines Staatsbesuches in Deutschland im März dieses Jahres hat Präsident Ts. Elbegdorj deutsche Bürger für ihre Verdienste um die Entwicklung der mongolisch-deutschen Beziehungen mit der Freundschaftsmedaille ausgezeichnet.
Botschafter B. Davaadorj überreichte die Auszeichnungen am 25. Juni in einer feierlichen Zeremonie in der mongolischen Botschaft in Berlin und dankte den Ausgezeichneten für ihr Engagement.
Zu den Ausgezeichneten gehörten die Mitarbeiter in den BM für Wirtschaft und Technologie sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Karl Wendling und Monika Westphal, der Abteilungsleiter für internationale Beziehungen im Gesundheitsministerium Peter Pompe, das Vorstandsmitglied der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft Frank Voßen und der Mongolist Rainer Nuklies.
Außerdem konnten der Gründer und langjährige Leiter der Tanz- und Musikgruppe „Steppenmädchen" Martin Barenberg sowie der ehemalige Intendant des Bonner Kunsthalle Wenzel Jakob ihre ihnen bereits 2005 verliehenen Medaillen in Empfang nehmen.


Mitglieder der mongolischen Musik- und Gesangsgruppe Tenger. Ganz rechts Prof. Wulff

14. „Roaring Hooves" –Musikfestival vom 18. Juni bis zum 01. Juli 2012
„Es ist zur schönen Tradition geworden, den Abschluss unseres Musikfestes in der deutschen Botschaft feiern zu können." „Dafür möchte ich im Namen der Musiker dem Botschafter danken." Prof. B. Wulff aus Freiberg, der Initiator und Leiter des Musikfestivals „Roaring Hooves", das mittlerweile zum 14. Mal Musiker verschiedener Länder in die Mongolei geführt hat, zeigte sich begeistert von der zunehmenden Aufmerksamkeit, die das Ereignis nicht nur in Ulaanbaatar, sondern auch auf dem Land, genießt.
In diesem Jahr traten die Künstler, Sänger, Musiker und Tänzer in Ulaanbaatar, in der Ostgobi und in Kharkhorin auf.
„Seit unserem Abschlusskonzert heute Nachmittag im Dionosauriersaal im Naturkundemuseum, habe ich ein anderes Verhältnis zu diesen Tieren", so der Festivalchef in seiner Rede vor den internationalen Gästen, darunter die Botschafter aus den USA, Großbritannien und Frankreich sowie der Ehrenpräsident des Mongolischen Roten Kreuzes und Vorsitzende der Noyon Khutagt-Stiftung L. Odonchimed.
Botschafter Peter Schaller verwies auf das Jubiläumskonzert im nächsten Jahr und dankte den Künstlern und Organisatoren für ihren Beitrag zur Bereicherung des kulturellen Lebens in der Mongolei und den beteiligten Ländern.
Wie international das Festival ist, belegte eindrucksvoll die Musikdarbietung eines Schweizers und eines Brasilianers, die gemeinsam die Komposition eines US-Amerikaners vortrugen.
Insgesamt beteiligten sich an der diesjährigen Konzertreise 30 Musiker, Sänger, Tänzer und Komponisten aus der Mongolei, der Schweiz, Österreich, Frankreich, Brasilien, Spanien, Deutschland und den USA.


Ein Brasilianer, zwei Österreicher und ein Schweizer musizieren gemeinsam

Zwei Kinder sterben durch Unwetter
Im Amgalan Khoshuu im Baruun-Urt-Sum (Sukhbaatar-Aimag) sind am 27. Juni zwei zehn- und neun Jahre alte Jungen in einem durch starke Regenfälle entstandenem Wasserloch ertrunken.
Die Katastrophenschutzbehörde warnt davor, Kinder unbeaufsichtigt an Flüsse und andere Gewässer gehen zu lassen. Vor allem in Bergbaugebieten würden schnell künstliche Seen oder Wasserlöcher entstehen, die zur Gefahr für Mensch und Tier würden.
Ausflüglern wird geraten, auf den Genuss alkoholischer Getränke zu verzichten, da im Falle plötzlicher Unwetter angemessenes Reagieren nicht mehr gewährleistet sei.


   

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Last Update: 04. Januar 2024