Neues aus der Mongolei
16. bis 22 Juli 2012

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)

Dreier-Koalition beschlossen
Nach mehrtägigen Koalitionsverhandlungen, in die mit kurzer Zeitverzögerung auch die Zivilcourage-Grüne Partei (ZCGP) einbezogen wurde, steht fest: Die Mongolei soll bis 2016 aus einer Koalition von DP, MRVP/MNDP und Zivilcourage-Grüne Partei regiert werden.
Ein entsprechendes Dokument haben Kh. Battulga für die DP, Ch. Ulaan für die MRVP/MNDP und S. Demberel für die ZCGP unterzeichnet.
Danach soll sich die Regierung zu 75 Prozent aus DP und ZCGP und zu 25 Prozent aus MRVP/MNDP zusammensetzen.
Am Mittag des 22. Juli hat die 40. Tagung des Nationalrates der DP, an der 150 der 228 Mitglieder sowie die neugewählten DP-Abgeordneten teilnehmen, begonnen und wird zur Stunde hinter verschlossenen Türen fortgesetzt.
Gegen 20.00 Uhr am heutigen Sonntag ist die 40. Nationalratssitzung der DP zu Ende gegangen.
Die Mitglieder haben schließlich den Beschlüssen im Zusammenhang mit der Bildung einer Koalitionsregierung zugestimmt.
Die erste Sitzung der Großen Staatsversammlung mit der Wahl ihres Vorsitzenden soll nun am 23. Juli, 11.00 Uhr, beginnen – sofern die MVP-Kollegen nicht anders entscheiden.


MVP-Parteigebäude

MVP boykottiert Parlamentssitzung
Die MVP-Fraktion sah sich außerstande an der ersten Sitzung der Großen Staatsversammlung am 20. Juli, auf der der Vorsitzende und der Ministerpräsident gewählt werden sollten, teilzunehmen.
Die Wahl des Vorsitzenden hätte mit ihr abgesprochen werden müssen. Immerhin könnte nach Stichwahlen und der endgültigen Entscheidung im Uvurkhangai-Aimag die Zahl der MVP-Abgeordneten auf 29 steigen.
Daraufhin bildeten die in der Staatsversammlung vertretenen Parteien am 21. Juli eine Arbeitsgruppe, um einen Ausweg aus dieser ersten Krise zu finden.
Am 23. will die MVP-Fraktion ihre Entscheidung über ihre Teilnahme an der Sitzung verkünden.

L. Erdenechimeg zur Vorsitzenden der Frauenparlamentariergruppe gewählt
Luvsangiin Erdenechimeg (DP), Geschäftsführerin des Kosmetik- und Pharmaziehandelsunternehmens Monos Pharma Trade Co., Ltd, wurde am 21. Juli zur Vorsitzenden der Frauengruppe in der Großen Staatsversammlung gewählt.
Bei den Wahlen zur Großen Staatsversammlung am 28. Juni gelang neun Frauen der Einzug ins Parlament: Fünf von der DP, zwei vom Bündnis „Gerechtigkeit" (MRVP/MNDP) und je eine von der MVP und der Zivilcourage-Grüne Partei.
Die Wahl gilt für ein Jahr, dann wird eine neue Vorsitzende gekürt.
Die Frauen wollen vor allem bei der Interessenvertretung von Müttern, Kindern, behinderten Menschen, auf dem Gebiet der Gesundheitsfürsorge und Sozialpolitik zusammenarbeiten.

Unabhängige bildeten Parlamentsgruppe
Die drei in die Staatsversammlung gewählten unabhängigen Kandidaten Ts. Davaasuren (ehemals MVP), Gewerkschaftspräsident S. Ganbaatar und Kh. Bolorchuluun haben sich in einem „Rat" zusammengeschlossen und wollen, je nach Übereinstimmung mit den eigenen politischen Programmen, die im Parlament vertretenen Kräfte unterstützen.
„Im Grunde wählt das Volk 76 unabhängige Vertreter", so S. Ganbaatar.

„Der Erste Flügel der Volkspartei"
Am 19. Juli wandte sich eine Gruppe von MVP-Mitgliedern in einem offenen Brief an den Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten S. Batbold.
Darin fordern sie Batbold, Generalsekretär Khurelsukh und den gesamten Führungsrat auf, die politische Verantwortung für die Niederlage bei den Wahlen zur Großen Staatsversammlung und zur Stadtverordnetenversammlung Ulaanbaatars zu übernehmen.
In der Legislaturperiode 2008 bis 2012 hätte die MVP 45 der 76 Abgeordneten und 39 der 45 Stadtverordneten gestellt. Jetzt seien es noch 25 bzw. zehn.
Unser Ziel ist es, die Partei im Interesse der Entwicklung des Landes zu alter Stärke zurückzuführen.
Wir fordern die Einberufung des 27. Parteitages spätestens bis zur ersten Septemberwoche dieses Jahres, heißt es weiter in dem Schreiben.
Bis zum 24. Juli werde eine Antwort Batbolds erwartet.

Neuer MVP-Vorsitzender
Der über die Parteiliste in die Staatsversammlung gewählte MVP-Generalsekretär U. Khurelsukh hat unmittelbar vor Ablegung des Amtseids um seine Ablösung vom Posten des Generalsekretärs gebeten.
Sein Nachfolger wird voraussichtlich der Präsident der MVP-Jugendorganisation Oyun-Erdene.
Zum neuen Vorsitzenden der Partei soll U. Enkhtuvshin gewählt werden.
Auf der Sitzung der MVP-Fraktion am 16. Juli kürten die Abgeordneten N. Enkhbold zu ihrem Vorsitzenden.
Die endgültige Entscheidung über Parteivorsitz und Generalsekretär fällt auf der Führungsratssitzung, die nun am 24. Juli stattfinden soll.
Zunächst hatte der Führungsrat seine Sitzung auf den Herbst verschieben wollen.

Erneute Verschiebung des Enkhbayar-Prozesses
Wegen einer schweren Erkrankung des Kindes seiner Verteidigerin O. Saingerel wurde der für den 18. Juli anberaumte Verhandlungsbeginn auf den 31. Juli verschoben.


Die neuen Ehrenbürger von Bayangol mit Botschaftsrat Bolor und Stadtbezirksbürgermeisterin Amgalan

10. Deutsch-Mongolisches Volksfest in Waßmannsdorf
„Begegnungen zwischen den Menschen gehören zu den besten Voraussetzungen für Völkerfreundschaft und friedliches Zusammenleben." So oder so ähnlich formulierten es alle Redner zur Eröffnung des diesjährigen deutsch-mongolischen Volksfestes in Waßmannsdorf, einem Ortsteil von Schönefeld bei Berlin.
Seit 15 Jahren verbindet Schönefeld und Bayangol in Ulaanbaatar ein Partnerschaftsvertrag. Regelmäßige Besuche trugen und tragen zum immer besseren Verstehen des jeweils anderen bei, es entstanden persönliche Freundschaften, die sich nicht nur beim Feiern bewähren


Khukh Mongol

Botschaftsrat Ts. Bolor, die Stadtbezirksbürgermeisterin von Bayangol L. Amgalan und der Bürgermeister von Schönefeld Dr. U. Haase begrüßten die deutschen und mongolischen Gäste, die auf dem Sportplatz in Waßmannsdorf einen heiteren, sonnigen und spannenden Festtag erleben konnten.
Nachdem Frau Amgalan Bürger der Gemeinde Schönefeld für ihr langjähriges Engagement und ihren Beitrag, die deutsch-mongolische Zusammenarbeit und Freundschaft zu vertiefen, ausgezeichnet hatte, eroberten die Musiker und Sänger der mongolischen Folkloreband „Khukh Mongol" die Bühne und begeisterten junge und ältere, Alt- und Neumongoleifreunde mit Obertongesängen, Lang- und Kurzliedern.


Einer wird gewinnen

Den Höhepunkt des Festes bildete wie bei den Naadamfeiern in Ulaanbaatar, den Aimags und Sums das traditionelle mongolische Ringen. Nicht nur die mongolischen Zuschauer verfolgten gebannt die Kämpfe der 12 Starter und feuerten „ihre" Favoriten lautstark an.
Doch nicht nur Musiker, Tänzer, Ringer, Reiter sorgten für die Unterhaltung der Gäste. Besonders beliebt bei den Kindern war die bunte Hüpfburg und auch ein Kurzlehrgang im Bogenschießen zog Interessenten an.


Volksfest in Waßmannsdorf

An den Ständen, an denen Buuz und Khuushuur, gefüllte Teigtaschen, gedämpft bzw. gebraten, verkauft wurden, bildeten sich lange Schlangen.
Und natürlich wollte jeder, zumindest der nichtmongolischen Besucher, einmal das Innere eines echten mongolischen Gers kennenzulernen.
Für die mongolische Botschaft hielt die Gemeinde Schönefeld eine besondere Überraschung bereit.
Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Bayangol-Schönefelder-Partnerschaftsbeziehungen überreichte Bürgermeister Haase an Botschaftsrat Bolor einen bemalten märkischen Stein.


V. l. Ts. Bolor, W. Reineck, U. Haase

Der Maler Wolfgang Reineck aus dem Ortsteil Waltersdorf hat einen, in seinem Garten entdeckten halben Findling zu Ehren des 300. Geburtstages Friedrichs des Großen bemalt und sich entschlossen, das Werk im Namen der Gemeinde Schönefeld den Mongolen und der Mongolei zu widmen.
Reineck ist zudem der Schöpfer des aktuell vermutlich größten Gemäldes in Deutschland. Mit Motiven des Dorfes Selchow, heute ebenfalls ein Ortsteil von Schönefeld, – Mohn- und Getreidefelder, Bauernhäuser, Weiher und Wälder - bemalt er eine der drei ILA-Hallen in Selchow: 150 x 9 Meter. Ende Juli 2013 will er es geschafft haben.


Das macht Spaß

Tödlicher Unfall
Trotz schneller medizinischer Hilfe ist der 13-jährige T. im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen, die er sich beim Sturz vom Pferd beim Naadamrennen im Gurvanbulag-Sum im Bayankhongor-Aimag zugezogen hatte, erlegen.
Der Reiterverband der Mongolei hatte in diesem Jahr 3000 Helme, Knie- und Ellenbogenschützer zur Verfügung gestellt.
Die örtliche Polizeidienststelle prüft nun, ob der Junge am Wettkampftag die vorgeschriebene Schutzkleidung getragen hat.


Juliturniersieger Harumafuji. Foto Sumoverband Japan

Sumo
Ozeki Harumafuji D. Byambadorj hat das Nagoya Basho mit 14:0 gewonnen und damit sein drittes Turnier in der höchsten Sumoliga.
Am letzten Wettkampftag am 22. Juli besiegte er Großmeister Hakuho M. Davaajargal, mit dem er bis dahin gemeinsam an der Spitze gelegen hatte.
Die Ergebnisse der anderen mongolischen Sumoprofis: Hakuho 14:1, Ozeki Kakuryu M. Anand 9:6, Kyokutenho N. Tsevegnyam 2:13, Tamabashi B. Munkh-Orgil 4:11, Tokitenku A. Khuchitbaatar 9:6, Shotenro D. Nyamsuren 7:8.


   

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