Neues aus der Mongolei
25. November bis 1. Dezember 2013

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)

 

Friedenssoldaten aus dem Sudan zurück
Am 30. November wurden auf dem internationalen Flughafen in Ulaanbaatar 850 mongolische Angehörige der UNMISS-Friedensmission der Vereinten Nationen im Sudan empfangen und mit der Friedensmedaille geehrt.
Unter den Heimkehrern befand sich auch der zweite Sohn des mongolischen Staatspräsidenten Ts. Elbegdorj E. Erdene.
Von März 2013 bis Ende November tat der Arzt gemeinsam mit seinen Landsleuten seinen verantwortungsvollen Dienst zur Friedenssicherung in dem nordostafrikanischen Staat.
Sein Vater, gerade erst von seiner Südostasienreise zurück, ließ es sich nicht nehmen, seinen Sohn und die anderen Heimkehrer persönlich zu begrüßen.
Die mongolische Öffentlichkeit erfuhr erst jetzt davon, dass ein Kind ihres Staatsoberhauptes an dieser auch gefährlichen Mission teilgenommen hatte.
Aus Sicherheitsgründen war seinerzeit darüber nicht berichtet worden.

Welttag für den Kampf gegen Aids
Der 01. Dezember jedes Jahres ist dem Kampf gegen Aids gewidmet.
Auch in der Mongolei bemühen sich soziale und Gesundheitsrichtungen mit wachsendem Erfolg, dem „lautlosen Tod" Einhalt zu gebieten.
Bisher sind in der Mongolei offiziell 149 Infektionen mit dem HIV-Virus registriert worden, 19 Menschen sind der Seuche erlegen.
Die Verantwortlichen schätzen die Dunkelziffer bei den Infizierten auf fast 680.
80 Prozent der erkrankten bzw. infizierten Mongolen seien Männer, alle seien über sexuelle Kontakte infiziert worden.
Zu den besonders gefährdeten Personen gehörten die 18-45-Jährigen und im Ausland lebende Mongolen.
Sieben mit dem HIV-Virus infizierte Frauen haben Kinder geboren. Keines der Kinder war infiziert.
Trotzdem gibt es Kritik an der mangelnden Sensibilität für die Krankheit in der mongolischen Gesellschaft und seitens der Politik.
2014 sind für Aufklärung, Medikamente und medizinische Betreuung im Zusammenhang mit Aids 1,4 Milliarden Tugrug im Staatshaushalt vorgesehen.

Streit um Gesetzesvorschlag
Der vom Mitglied der Großen Staatsversammlung J. Batzandan eingebrachte Ergänzungsvorschlag zum Gesetz über die Vorbeugung von Interessenkonflikten von Staatsbediensteten stieß nicht nur auf Zustimmung.
Nach den Änderungen sollen Offshore-Konten von hohen Staatsangestellten generell verboten sein, vor der Wahl oder der Berufung in ein hohes Amt sollen ausländische Ehepartner vom nationalen Sicherheitsrat befragt werden, der zudem sein Einverständnis für die entsprechende Personalie geben sollte.
Obwohl der zuständige Ausschuss die Änderungen bereits abgelehnt hat, wird mit einer Mehrheit dafür in der Staatsversammlung gerechnet.
Auf der Parlamentssitzung am 28. November votierten die Mitglieder der parlamentarischen Frauengruppe R. Burmaa und L. Erdenechimeg gegen eine Ungleichbehandlung von in- und ausländischen Ehepartnern.
Batzandan bekräftigte seinen Vorschlag, ähnlich würde auch in den USA, Kanada und Großbritannien verfahren.
Bis zum Beginn der 1990er Jahre hätten russische Ehepartner(innen) mongolischer Spitzenpolitiker die Politik der Mongolei mit beeinflusst.
Jetzt drohe eventuell ähnliches durch chinesische oder amerikanische Ehepartner.
Sollte das Gesetz Wirklichkeit werden, wäre die Ministerin für Kultur, Sport und Tourismus Ts. Oyungerel eine erste Betroffene, ihr Mann Jeffrey ist US-Staatsbürger.
Oyungerel: Die Mongolei ist heute ein demokratischer Staat. Mit wem eine Mongolin oder ein Mongole verheiratet sei oder zusammenlebe, sei in erster Linie deren private Entscheidung.


Dr. E. Pohl und D. Götting

40 Jahre Deutsch-Mongolische Gesellschaft
Fast genau ein Jahr vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der damaligen Bundesrepublik Deutschland und der Mongolei (1924-1992 MVR) wurde in Bonn die Deutsch-Mongolische Gesellschaft (DeMoGe) gegründet.
Ihr Beitrag für einen steten, erfolgreichen interkulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern und ihren Bewohnern ist nicht hoch genug einzuschätzen.
Die tiefgreifenden politischen und ökonomischen Veränderungen in der Welt und in der Mongolei seit Beginn der 1990er Jahre und vor allem nach der Jahrtausendwende haben der Partnerschaft neue Facetten hinzugefügt: Neben den traditionell engen kulturellen Beziehungen verbindet heute die Mongolei und Deutschland eine Vielzahl an Verträgen und Vereinbarungen in Wirtschaft, Politik, Militär und natürlich nimmt die Entwicklungszusammenarbeit nach wie vor eine herausragende Stellung ein.
Doch wer hätte es zum Beispiel vor zehn Jahren für möglich gehalten, dass die Mongolei eine Mongolistik Professur in Deutschland finanziert?
Mit dem Programm der Jahrestagung und der Mitgliederversammlung vom 29. November bis zum 01. Dezember in Berlin hat sich die Gesellschaft ein würdiges Jubiläum bereitet.
Der im vergangenen Jahr gewählte Vorstand mit dem Präsidenten Dr. Ernst Pohl wurde im Amt bestätigt und mit viel Lob für die geleistete Arbeit bedacht, was auch für den wissenschaftlichen Beirat mit Prof. Dr. Ines Stolpe an der Spitze gilt.
Doris Götting leitete am 29.11. im Alexander-von-Humboldt-Haus der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin die Jubiläumsfeierlichkeiten mit einer Lesung aus ihrer Biografie „Etzel – Forscher, Abenteurer und Agent. Die Lebensgeschichte des Mongoleiforschers Hermann Consten (1878-1957) ein. Die stimmige musikalische Begleitung lieferte G. Enkhchimeg auf der Querflöte.


G. Enkhchimeg

Im Anschluss konnten sich die Besucher anhand der Fotoausstellung „Bilder aus der Ferne" selbst ein Bild von Constens Abenteuern in der Mongolei, von Land und Leuten zu Beginn des 20. Jahrhunderts und in den ersten Jahren nach der Volksrevolution verschaffen.
Anspruchsvoll war auch das Vortragsprogramm der Jahrestagung am 30. November – Wissenschaftler und Diplomaten aus Ulaanbaatar, Bonn und Berlin referierten über die archäologischen Forschungen in Karakorum und Khar Balgas (E. Pohl und Dr. Christina Franken), über Digitalisierung und Erschließung von mongolischem Kulturerbe in Zusammenarbeit von Max-Planck-Institut und AdW der Mongolei (Dipl. Soz. Urs Schoepflin und Simone Rieger), über „Mongolica im Ethnologischen Museum Berlin" (Dipl. Rest. Birgit Kantzenbach), „Deutsche Mongolistik im Wandel der Zeit" (Prof. Udo Barkmann) sowie über „Die Ausbildung von Mongolen in Deutschland und ihr(en) Know-how-Transfer" (Ts. Batmunkh).
Zum Empfang der DeMoGe, des DAAD und der mongolischen Botschaft in Deutschland am Abend waren auch 40 mongolische Stipendiaten und ihre Lehrer von der Bergakademie Freiberg angereist.
Damit waren die Jubiläumsfeierlichkeiten in Berlin noch nicht zu Ende.


Aus der Turfansammlung

Für den 1. Dezember hatte die Gesellschaft eine fachkundige Führung durch die Turfanausstellung im Museum für Asiatische Kunst Berlin organisiert.


2. v. l. D. Yanjin

Berliner Mongolei-Stammtisch gegründet
Nach dem offenen Mongolei-Stammtisch in Bonn, haben am 25. November Mongoleifreunde und –interessierte auch in Berlin einen Mongoleistammtisch gegründet.
Vielleicht einigen sich die Initiatoren später noch auf den, von einem mongolischen Teilnehmer vorgeschlagenen Namen „Jurtentisch".
Die Idee, einen Berliner Mongoleistammtisch einzurichten, war nach der Netzwerkveranstaltung des Verbandes mongolischer Akademiker in Deutschland im Oktober entstanden.
Corinna Bethke von "Urban Nomads" und die Begründer des Fördervereins Ulaanbaatar e. V. D. Yanjin und seine Frau I. Otgonbileg luden ein und alle kamen: Vertreter von zehn in Berlin ansässigen Mongoleigesellschaften oder –vereinen, darunter der mongolisch-deutsche Wirtschaftsclub, „Landart Mongolia", „Maidar", Deutsches Mongoleiforum (Hamburg), Weltgartenverein „Bäume" sowie die Fachvertreterin Mongolei vom Zentralasienseminar der HUB Dr. G. Altangerel.
Der Förderverein stellte einen attraktiven Versammlungsraum zur Verfügung – ein mongolisches Ger (rundes Filzzelt, Jurte) in der Schwedter Straße in Berlin.


1. Mongoleistammtisch in Berlin. 25.11

Erst am 03. November dieses Jahres hatte „Ulaanbaatar e. V." diesen zweiten Standort (nach dem in Berlin-Baumschulenweg) auf dem Gelände der Freien Internationalen Tankstelle (FIT).
Nach der Vorstellung der vertretenen Vereine, entspann sich eine lebhafte Diskussion über Programm und Ziele künftiger Treffen. Nicht nur unverbindliches Plauschen bei Tee, Glühwein oder Wein sollte im Vordergrund stehen, geplant sind thematische Veranstaltungen und Diskussionen zu Wirtschaft, Kultur und Politik und Überlegungen, welche Möglichkeiten sich für gemeinsame Projekte finden lassen.


Tatjana Tatar und Temujin Shirzada (Golden Horde Productions)

Der König und der Vogel
Das französische Kulturzentrum in Ulaanbaatar lädt am 04. Dezember in den mongolisch - französischen Filmklub ein.
Ab 18:20 Uhr wird das Märchenabenteuer „Le roi et l’oiseau" (Der König und der Vogel) gezeigt.
Paul Grimault drehte den Film 1979, das Drehbuch, basierend auf dem Märchen von Hans Christian Andersen „Die Hirtin und der Schornsteinfeger", schrieb er gemeinsam mit Jaques Prévert, die Musik stammt von Woiciech Kilar.

 


   

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