Neues aus der Mongolei
22. bis 28. Juli 2013

Renate Bormann, Berlin, Ulaanbaatar
(© Text & Fotos)

Regierungssitzung
Am 29. Juli nehmen die Regierungsmitglieder ihre Arbeit nach der Sommerpause wieder auf.
Jeder Montag ist ab sofort Informationen und Erklärungen für die Öffentlichkeit über die Regierungsarbeit vorbehalten.

„Transparency International" 2013
Den Ergebnissen des Globalen Korruptionsbarometers von International Transparency 2013 zufolge sind 86 Prozent der Mongolen der Meinung, dass Korruption im öffentlichen Sektor ein ernstes Problem darstellt.
Befragt worden waren 114 000 Bürger in 107 Ländern.
Die Mongolei gehörte mit einem Wirtschaftswachstum von 12,3 Prozent (laut IWF) zu den 2012 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt.
Gleichzeitig befürchtet USAID, die weitverbreitete Korruption könnte die Wirtschaft- und Demokratieentwicklung zunehmend negativ beeinflussen.
Trotzdem war weniger als die Hälfte der befragten Mongolen der Meinung, die Korruption in ihrem Land hätte in den letzten zwei Jahren zugenommen - im Vergleich zu 53 Prozent im Weltdurchschnitt.


Sukhbaatarplatz vor der Fertigstellung des Chinggis-Komplexes an der Nordseite

Namensänderung für zentralen Platz der Hauptstadt
Der Gouverneur und Bürgermeister der mongolischen Hauptstadt E. Bat-Uul hat die Umbenennung des Sukhbaatar-Platzes in Chinggis-Khaan-Platz verteidigt.
Die Stadt habe das Recht, Straßen und Plätze umzubenennen. Die Umbenennung sei auch kein Ausdruck von Geschichtsvergessenheit. Chinggis Khaan nähme als Begründer des mongolischen Staates eine herausragende Stellung in der mongolischen Geschichte ein, sei ein Symbol für die Einheit des mongolischen Volkes.
Die Idee, den Platz umzubenennen, sei nicht neu. Spätestens seit 2006, als der Chinggis-Khaan-Komplex vor dem Regierungsgebäude fertiggestellt war, sei beklagt worden, Denkmal und Name des Platzes passten nun nicht mehr.
Kritik kam dennoch, auch von Künstlern und natürlich von der MVP.
Die ursprüngliche Namensgebung des Platzes beruhe auf einem Beschluss von Regierung und Volkskhural zurück, das Sukhbaatardenkmal in der Mitte des Platzes sei Symbol für den Beginn der Neuzeit in der Mongolei, für die Erringung der politischen Unabhängigkeit von China.
Auch die Enkelin Sukhbaatars G. Sukhjargalmaa äußerte sich ablehnend. Nicht nur die Leistung ihres Großvaters, sondern die ganzer Generationen, die für die Unabhängigkeit der Mongolei gekämpft hätten, würde mit Füßen getreten.
Der Generalsekretär der MVP, G. Zandanshatar, erklärte, der Sukhbaatarplatz gehöre zum Territorium des Regierungspalastes, die Ulaanbaatar-Stadtverwaltung hätte keine Befugnisse über den zentralen Platz. Er forderte die Rücknahme des Beschlusses.

MVP-Delegation zu Besuch in der Demokratischen Volksrepublik Korea
Auf Einladung der Partei der Werktätigen der Demokratischen Volksrepublik Korea (Nordkorea) reiste eine MVP-Delegation unter Leitung des Fraktionsvorsitzenden N. Enkhbold am 24. Juli nach Pjöngjang.
Der Delegation gehören weitere Mitglieder der Großen Staatsversammlung sowie der Sekretär für Auslandsbeziehungen der Partei D. Tsogtbaatar an.
Neben der Teilnahme am Arirang-Festival werden die Delegationsmitglieder Gespräche über die Zusammenarbeit zwischen beiden Parteien und die Situation auf der koreanischen Halbinsel führen.


Mongolische Staatsbank - Mongolbank

Zusammenlegung Spar- und Mongolbank
Auf Beschluss der Mongolbank in Absprache mit der Regierung wird die Sparbank (Khadgalamjiin Bank) ab dem 23. Juli mit der Mongolbank zusammengelegt.
Alle 503 Filialen werden weitergeführt, auch für die Spareinlagen der Bürger bestehe keine Gefahr.
Die Sparbank gehörte zu den fünf größten Banken der Mongolei.
Ihre Auflösung sei nötig geworden, da der einzige Aktionär der Bank Konkurs anmelden musste.


Sparbank

Nordkoreanische Arbeitskräfte in der Mongolei
Mongolische Medien meldeten am 26. Juli, sich berufend auf eine Information der (südkoreanischen) Nachrichtenagentur Yonhap am 25. Juli (es handelt sich nicht um eine nordkoreanische Presseagentur wie in den mongolischen Medien gemeldet), 1 750 Arbeitskräfte aus Nordkorea würden im Bauwesen und beim Straßenbau in der Mongolei eingesetzt werden und dafür monatlich zwischen 600 und 700 USD verdienen. Damit würde eine Vereinbarung zwischen Nordkorea und dem Arbeitsministerium der Mongolei umgesetzt.
In derselben Meldung (bei Yonhap) hieß es, in der Mongolei arbeiteten zudem 5 976 Chinesen, 528 Russen, 428 US-Bürger und 414 Vietnamesen als Vertragsarbeiter.

Strompreiserhöhung
Die Energiebehörde hat zum 05. August dieses Jahres eine Erhöhung der Strompreise zwischen 15 und 30 Prozent beschlossen.
Unter anderem erhoffen sich die Verantwortlichen durch diese Maßnahme, die Verbraucher zum Stromsparen zu motivieren.
Für Kunden in festen Wohnungen und in den Gervierteln, die bis 150 kWh verbrauchen, kostet die kWh zukünftig 79 Tugrug, wer mehr verbraucht, muss 96 Tugrug pro kWh bezahlen.
Bisher waren es in den festen Wohnungen 74 Tugrug pro kWh und in den Gervierteln 71.
Außerdem wird ein Basistarif eingeführt: 3 000 Tugrug monatlich für Wohnungen bis 40 m2, 5 000 Tugrug bis 80 m2 und 10 000 Tugrug monatlich für eine Wohnung über 80 m2.

90 Jahre Khan Khentii
Am 26. Juli begannen auf dem Chinggis-Khaan-Platz mit Kranzniederlegungen die Feierlichkeiten aus Anlass des 90-jährigen Gründungsjubiläums der Khan-Khentii-Region, des ehemaligen Setsen-Khan-Aimags.
Ein erster Höhepunkt war die Einweihung eines Denkmalkomplexes, das den aus der Region stammenden neun Landesmeistern im traditionellen Ringen gewidmet ist.
Der frischgebackene Landeshabicht (Ulsyn Khartsaga), Judoolympiasieger N. Tuvshinbayar, schaffte es beim Jubiläumsringkampf bis in die fünfte Runde.
Inzwischen wird jedoch auch vorsichtige Kritik am Feiermarathon geübt.
Vier Aimags (Zavkhan, Tuv, Khentii, Arkhangai) begingen ihr 90-jähriges Gründungsjubiläum, von den 330 Sums würden ebenfalls einige Jubiläen zu feiern haben, hinzu kämen Schul- und sonstige Jubiläen, die insgesamt Milliarden Tugrug und jeweils mehrere Arbeitstage kosteten.


1. Reihe Mitte Prof. O. Lattimore, l. Dr. Klaus Bormann. IV. Internationaler Mongolistenkongress 1982 in Ulaanbaatar

Owen-Lattimore-Gedenkvorlesungsreihe
Die Mongolische Staatsuniversität Ulaanbaatar hat eine Vorlesungsreihe ins Leben gerufen, die nicht nur die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Wissenschaftler und Hochschullehrer wach halten, sondern darüber hinaus der Verbreitung der aktuellen Forschungsergebnisse der internationalen Mongolistik dienen soll.
Prof. Owen Lattimore, geboren 1900 in Washington, gestorben 1989 in Providence (US-Bundesstaat Rhode Island), Sinologe, Mongolist, Geograph, Anthropologe und Journalist war 1969 als erstes ausländisches Mitglied in die AdW der Mongolei aufgenommen worden.
Der treue Freund der Mongolei und der Mongolen habe sich stets für die Unabhängigkeit des Landes eingesetzt, zudem gelte er als Vater der Mongolistik und der Zentralasienstudien in den USA und Großbritannien.
In den 50-er Jahren gehörte er zu den Verfolgten der Mc McCarthy-Ära, musste sich in fünf Verfahren wegen Meineids verantworten, das letzte wurde 1955 eingestellt.
Die erste Vorlesung im Audimax der Staatsuniversität hat am 25. Juli Prof. Nicola die Cosmo vom Institute for Advanced Study Princeton (USA) gehalten. Sein Thema: "Owen Lattimore, Klimaveränderungen und die Entstehung des mongolischen Weltreichs. Naturdeterminismus oder Ressourcendetermination?

Erstes Internationales Kinofestival in Ulaanbaatar
Unter dem Namen „Ulaanbaatar" findet vom 03. bis zum 10. Oktober das erste internationale Kinofestival in der Mongolei statt.
Ihre Teilnahme zugesagt haben bisher 20 Regisseure, Produzenten und Schauspieler aus Asien, Europa und Amerika.
Feierlich eröffnet wird das Festival am 04. Oktober mit einem mongolischen Spielfilm im „Tengis-Kino" auf dem Platz der Unabhängigkeit in Ulaanbaatar.
Bis zum 26. August haben die mongolischen Kinoschaffenden die Möglichkeit, ihre Filme einzureichen. Am 01. September wird der Name des Siegerfilms verkündet werden.

„Mongolische Klöster und Tempel zu Beginn des 20. Jahrhunderts"
So lautet das Thema einer Ausstellung mit Fotos mongolischer Klöster und Tempel, die am 22. Juli in der Blue Moon Art Gallery in Ulaanbaatar eröffnet wurde.
Es ist die erste vom Gandankloster organisierte Ausstellung.
Die etwa 80 Fotos zeigen Gebäude, Szenen aus dem Klosterleben und Mönche beim Verrichten religiöser Handlungen oder im Alltag.
Die Fotos sind oftmals das einzige, was von den 1937 während der kommunistischen Herrschaft zerstörten Klöstern der Nachwelt geblieben ist.
Die internationalen Teilnehmer am 13. Internationalen Tibetologenkongress gehörten zu den ersten Besuchern.
„Wollen Sie mehr über die verlorenen Klöster, Tempel und die ermordeten Lamas erfahren, ist Blue Moon der geeignete Ort", so ein Kongressteilnehmer.
Die Ausstellung war bis zum 28. Juli zu besichtigen.

„Deeltei Mongol" reif für das Guinness Buch der Rekorde
15 000 Mongolen beteiligten sich in diesem Jahr am 8. Festival „Mongolen im Deel". Vor sieben Jahren waren es gerade 200.
Vier Kameras auf dem gerade von Sukhbaatar- in Chinggis-Khaan umbenannten Platz dokumentierten das Geschehen für die Guinness-Buch-Jury.
Das Festival war gleichzeitig die erste große Veranstaltung auf dem Chinggis-Khaan-Platz.
In zwei bis drei Wochen hoffen die Veranstalter, ein positives Ergebnis zu bekommen.

144. HIV-Infektion
Das Nationale Zentrum zur Behandlung von Infektionskrankheiten hat im Juli die 144. HIV-Infektion in der Mongolei registriert.
Das sind sechs mehr als im Mai dieses Jahres.

 


   

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Last Update: 04. Januar 2024