Staatsbesuch von Xi
Jinping in der Mongolei
Auf Einladung des mongolischen
Staatspräsidenten Ts. Elbegdorj stattete sein chinesischer Amtskollege Xi
Jinping der Mongolei am 21. und 22. August einen
offiziellen
Staatsbesuch ab.
Es ist der erste Besuch eines chinesischen Staatsoberhauptes im nördlichen
Nachbarland seit elf Jahren.
Der Besuch steht auch im Zeichen des 65-jährigen Jubiläums der Aufnahme
diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern und dem 20. Jahrestag des
Abkommens über Zusammenarbeit und freundschaftliche Beziehungen.
Die Mongolei ist reich an Bodenschätzen, China der größte Abnehmer dieser
Schätze und auch interessiert am Import verarbeiteter Mineralien und
landwirtschaftlicher Produkte.
Gleichzeitig ist China der größte ausländische Direktinvestor sowie der
wichtigste Handelspartner der Mongolei, über die Hälfte des gesamten
Außenhandelsvolumens der Mongolei wird mit China abgewickelt.
Diese starke Abhängigkeit von China wird in der Mongolei mit Besorgnis gesehen
und das Land versucht, durch mehr Hinwendung zum Westen ein Gegengewicht
aufzubauen.
Die geografische Lage der Mongolei als Binnenland zwischen Russland und China
setze jedoch ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zu den beiden unmittelbaren
Nachbarn unseres Landes voraus, betont Elbegdorj in diesem Zusammenhang.
China unterstützt die Mongolei bei der Verbesserung des grenzüberschreitenden
Verkehrs sowie beim Ausbau der Infrastruktur.
Ein Problem dabei sind die unterschiedlichen Eisenbahnspurweiten in beiden
Ländern, was ein zeit- und kostenintensives Umladen an den Grenzen zur Folge
hat.
An den bestehenden gemeinsamen Spurweiten mit Russland wird sich zwar nichts
ändern, aber schon längst wird diskutiert, beim Bau der neuen Strecken auf die
in China und den meisten anderen Ländern üblichen Spurweiten umzustellen. Das
letzte Wort in dieser Frage habe allerdings die Große Staatsversammlung.
Beide Staatschefs unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung über die Etablierung
einer umfassenden strategischen Partnerschaft, Souveränität, Sicherheit und
territoriale Integrität des jeweils anderen nicht in Frage zu stellen.
Die Mongolei unterstützt China in den Fragen bezüglich Taiwan, Tibet und
Xinjiang.
Weitere Abkommen, insgesamt 20, wurden für die Bereiche Verkehr, Transport,
Bergbau, Energie, Finanzen und Kultur unterzeichnet.
Arbeitsbesuch von
D. Terbishdagva in Deutschland
Vom 10. bis zum 14. August
absolvierte der stellvertretende Ministerpräsident und Vorsitzende der
mongolisch-deutschen Regierungskommission D. Terbishdagva einen Arbeitsbesuch in
Deutschland.
Im Gespräch mit dem Vizekanzler und Minister für Wirtschaft und Energie, Sigmar
Gabriel, betonten beide Seiten den hohen Stand der mongolisch-deutschen
Zusammenarbeit, Terbishdagva wies zum wiederholten Mal darauf hin, dass
Deutschland der wichtigste Partner der Mongolei in Europa sei.
Am 24. Oktober dieses Jahres werde die gemeinsame Arbeitsgruppe Bergbau,
Industrie und Technologie beider Regierungen in Berlin zu ihrer dritten Tagung
zusammenkommen, um über Fortschritte bei der Umsetzung der Vereinbarung über die
Zusammenarbeit in diesem Bereich zu referieren.
Außer mit Gabriel traf sich Terbishdagva mit dem Finanzchef der Deutschen Bahn
AG R. Lutz, mit dem Direktor der deutsch-osteuropäischen Wirtschaftskommission
R. Lindner sowie mit dem Direktor von „RAG Mining Solution" Prof. M. Junker zu
Gesprächen über die Vertiefung der Zusammenarbeit.
Französische
Stipendien für mongolische Studenten
Auf Einladung des mongolischen
Außenministers L. Bold hatte dessen französischer Amtskollege der Mongolei im
Oktober 2013 einen offiziellen Besuch abgestattet.
Bei dieser Gelegenheit vereinbarten beide Seiten eine engere Zusammenarbeit in
Wissenschaft, Bildung und Kultur.
Die Vereinbarung, zehn mongolischen Studenten ein Studium bzw. die Promotion in
Frankreich zu ermöglichen, trat im August dieses Jahres in Kraft.
Danach werden vier Mongolen ein Promotionsstudium, vier ein Magisterstudium und
zwei ein Bachelor-Studium in Archäologie, Hydrologie, Ingenieurwissenschaften,
Ökonomie, Rechtswissenschaften, Landwirtschaft, Tourismus und Kommunikation an
französischen Hochschulen aufnehmen.
Unterrichtsjahr
2014/15
Zwischen dem 25. und 29. August
können Eltern ihre Kinder in den 195 Kindergärten Ulaanbaatars anmelden.
Mit Hilfe der Weltbank nehmen 17 Kindergärten, in denen 100 Kinder aufgenommen
werden können, ihre Arbeit auf.
So steht für 75 Prozent aller zwei- bis fünfjährigen Kinder ab diesem Jahr ein
Kindergartenplatz zur Verfügung.
Die Kosten in den privaten Kindergärten betragen monatlich 100 000 bis 400 000
Tugrug.
Soll der Unterricht
an den Unis und Hochschulen später beginnen?
Am 01. September beginnt
landesweit und an allen Bildungseinrichtungen vom Kindergarten bis zur
Universität gleichzeitig das neue Unterrichtsjahr.
Ulaanbaatar, wo naturgemäß die Dichte an Hochschulen am größten ist, hat seit
Mitte August mit dem Zustrom der Studenten aus den Aimags (90 000 von 140 000)
und den zurückkehrenden Urlaubern zu kämpfen. Außerdem steige von Jahr zu Jahr
im Herbst die Zahl derer, die es in die „Stadt" (Ulaanbaatar) ziehe.
Die ohnehin stark frequentierten Verkehrswege werden zusätzlich verstopft, zudem
werden die Straßenreparaturarbeiter wieder aufgenommen, die Wintervorbereitungen
beginnen …
Die Preise für Waren des täglichen Bedarfs stiegen, die Alten fänden kaum noch
freie Sitzplätze im Freien.
Beobachter stellen die Frage, ob wirklich das Schuljahr für alle gleichzeitig
beginnen muss? Wäre es nicht besser, den Beginn des Ausbildungsjahres an den
Universitäten und Hochschulen in Ulaanbaatar auf einen späteren Zeitpunkt zu
verlegen?
Treffpunkt Chinggis-Denkmal. V. l. Ganzul, Dulamjav, Erik, Marion, Otgonsuren,
Gantsteseg, Munkhoo, Otto, Marlen, Bayarmaa, Heidi, Jan, Holger
„Das richtige
mongolische Kind"
Ein Schwerpunkt im Programm der
Innovationsregierung unter N. Altankhuyag ist die Reform des Bildungswesens in
der Mongolei.
„Die Inhalte der traditionellen Bildung müssen verändert, die Qualität erhöht
werden."
Jedes Kind sollte in unserer globalisierten Zeit Botschafter für mongolische
Werte und Traditionen sein können.
Der Minister für Bildung und Wissenschaft L. Gantumur weist auf die
Notwendigkeit hin, jedem Kind den Zugang zu Bildung zu ermöglichen,
Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung jedes einzelnen Kindes zu stärken, es zu
ermuntern, seine Stärken und Begabungen zu entdecken sowie alle Voraussetzungen
zu schaffen, diese entwickeln zu können.
Für das Erreichen dieser Ziele seien eine verbesserte Ausbildung der Lehrer
aller Bildungsstufen sowie deren ständige Weiterbildung unverzichtbar.
Im August 2013 wurde das Reformprogramm „Der gebildete Mongole" ergänzt durch
das nationale Programm „Das richtige mongolische Kind".
Zu diesem Programm gehören drei Unterprogramme: „Reform der Vorschul-,
Grundschul- und Mittelschulbildung", „Talent" und „Buch".
Bei der Umsetzung der anspruchsvollen Programme strebt die Mongolei die
Zusammenarbeit mit anderen Ländern an, u. a. mit Finnland, Japan, Südkorea,
Russland und auch mit Deutschland.
Seit 2013 gehört die Schule der Künste e. V. Schwerin zu den Partnern bei der
Verwirklichung des Unterprogramms „Talent".
Jedes Kind habe besondere Begabungen und Talente, Fähigkeiten und Fertigkeiten,
die es zu fördern gelte. Dies wiederrum setze fachlich gut ausgebildete Lehrer
und Lehrerinnen voraus, die sich ihrer Verantwortung für ihre Schüler bewusst
seien.
Jedem Kind sollten Erfolgserlebnisse ermöglicht werden.
Dazu beitragen könne eine enge Zusammenarbeit zwischen Lehrern, Eltern, der
Öffentlichkeit sowie den Medien.
Nach ersten Fachkräftetreffen im April und August 2013 in Schwerin und
Ulaanbaatar wurde der Austausch von deutschen und mongolischen Fachkräften in
der schulischen und außerschulischen kulturellen Bildung im Mai bzw. August
dieses Jahres fortgesetzt.
Begrüßung vor Murun
Neun
Theaterpädagogen, Mediengestalter, Wissenschaftler und Künstler aus Schwerin,
Rostock, Neubrandenburg, Witten und Berlin reisten nach Ulaanbaatar, von dort
weiter über den Ulziit-Sum im Arkhangai-Aimag, über Murun, dem Zentrum des
Khuvsgul-Aimags an die Westküste des Khuvsgul-Sees1 im Norden der
Mongolei.
Schon die Fahrt im Reisebus über 840 km glich einem Abenteuer, steile Abfahrten,
Flussdurchquerungen und die Herausforderungen des mongolischen Landlebens
stellten die Deutschen doch das eine oder andere Mal vor Probleme, die sie
jedoch bravourös gemeistert haben.
Zu den vielen unvergesslichen Erlebnissen zählt sicher der Aufenthalt im
Sommerlager der Viehhalterfamilie Purevsuren im Baishir-Bag des Ulziit-Sums. Die
Gäste halfen beim Aufbau einer der beiden Gästegers, verfolgten das Schlachten
eines Hammels, sahen u. a. beim Melken und Zubereiten von Khorkhog (Schaf in der
Kanne), von Nermeliin Arkhi (selbstgebrannter Schnaps), Airag und Sahne zu und
kosteten von allem ausgiebig.
Der Tradition folgend, wurden die Gäste an den Sum- und Aimaggrenzen von
örtlichen Abordnungen der jeweiligen Bildungsämter mit Milch, Airag und
mongolischen Käsespezialitäten empfangen und bewirtet, ehe sie ihr „Sommerlager"
direkt am Ufer des Khuvsgul-See erreichten.
Zu den Workshops (Theater, bildende Kunst und Musik) hatten sich mit 120
Teilnehmern – Lehrerinnen, ein Lehrer, Kindergärtnerinnen und Schüler
allgemeinbildender Schulen aus Murun und den umliegenden Sums - unerwartet viele
Interessenten gemeldet.
Sowohl die Mongolen als auch die Deutschen wurden mit kulturellen Besonderheiten
des jeweils anderen konfrontiert, tauschten Erfahrungen aus und stellten fest,
„in manchen Dingen unterscheiden wir uns gar nicht so sehr."
Zum Abschluss des arbeitsreichen Projekttages präsentierten Schüler,
Kindergartenkinder und Lehrer ein Folkloreprogramm mit Musik, Tanz und Gesang,
das nicht unbedingt auf die ungeteilte Zustimmung der deutschen Fachkräfte
stieß. „Was kann man einem Kind in welchem Alter zutrauen und vor allem
zumuten?"
Nur, was dem Kind selbst Freude macht, was es selbst will.
Zur Unterhaltung von Eltern und anderen Erwachsenen beizutragen, gehört nicht zu
den Aufgaben der Kinder, sollte es auch noch „so niedlich" anzusehen sein.
Eine Ausstellung mit Arbeiten der Kindergärtnerinnen und ihrer Schutzbefohlenen
– Zeichnungen, Collagen, selbst genähte Trachten der verschiedenen
Nationalitäten, Chroniken, Fotos- ergänzte das umfangreiche Programm der
Workshoptage am Khuvsgul, die mit einem Lagerfeuer und Tanz zu Diskomusik zu
Ende gingen.
Auf dem Flugplatz in Murun wurden die deutschen Gäste feierlich vom Vorsitzenden
des Bildungsamtes des Khuvsgul-Aimags verabschiedet, ehe sie nach reibungslosem
Flug in Ulaanbaatar eintrafen.
Hier standen Treffen und Gespräche sowie Theaterworkshops in der New Era
Laboratory School (staatliches Gymnasium), in der Universität für Kunst und
Kultur, im 2012 gegründeten Institut für Lehrerfortbildung und ein Besuch im
Puppentheater auf dem Programm.
Am vorletzten Tag waren Prof. Marion Küster (Hochschule für Musik und Theater
Rostock), H. Reschke, Erik Raab (arthus Rostock), Jan Pienkniewski (NDR Hamburg)
und Munkhtogoo Gehrke (Theaterpädagogin und Dolmetscherin) die Stars einer
Gesprächsrunde über kulturelle Bildung im Nationalen Mongolischen Fernsehen.
„Wir hätten uns noch mehr Gespräche zur Auswertung z. B. der Workshops oder der
Präsentationen gewünscht".
Jetzt freuen wir uns auf die Fortsetzung unserer Zusammenarbeit und danken
unseren mongolischen Freunden für ihre außerordentliche Gastfreundschaft, ihre
Herzlichkeit, Anregungen und die Anstrengungen, (zumal in der Ferienzeit)
erfolgreiche Fachkräftetage organisiert zu haben", erklärte der Leiter der
deutschen Delegation, Holger Reschke, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer
der Schule der Künste Schwerin am letzten Abend vor der Heimreise.
Abschied. V. l. M. Gehrke, L. Otgonsuren, Leiter Programm Talent, H. Reschke
1
Der Khuvsgul-See, von den Mongolen
auch als „Blaue Perle" bezeichnet, ist mit 2 612 km2 Fläche, einer Länge von 134
und einer Breite von 39 km der größte Süßwassersee der Mongolei.
Im See liegen vier Inseln, die größte ist „Der hölzerne Nabel des Ozeans". Von
Ende November bis Anfang Juni ist der See zugefroren.
2. Mongolische
Woche in Dortmund
Auf dem Programm der Zweiten
Mongolischen Woche an der TU Dortmund vom 21. bis zum 26. August stehen
Vorträge, Lesungen, Konzerte und Filmvorführungen.
Eröffnet wurden die Veranstaltungen durch die mongolische Schriftstellerin Dr.
Gangamaa Purevdorj, die ihre Präsentation von Liedern, Lesungen und Vorträgen
unter das Motto „Die ferne Mongolei – ganz nah" gestellt hat.
Im „Konzert der Begegnungen" am 24. August trifft traditionelle mongolische
Musik auf europäische Klassik.
Die Solistin Frauke Hansen (Klarinette) musiziert gemeinsam mit Chinbat
Orkhonbaatar, Solist am Nationalen Musik- und Tanzensemble der Mongolei, dem
Amadeus-Kammerorchester Dortmund unter Leitung von Felix Reimann sowie der
mongolischen Musikgruppe „Egshiglen".
Gerelsukh Otgon zeigte seinen Film über einen Musiklehrer „Ich bin Mongole".
Dr. Alimaa Senderjav, Dr. Paula Haas und Herr Toddavaa Damdinsuren vom Institut
für Orient- und Asienwissenschaften der Uni Bonn sprechen am 25. August über
„Mongolei im Wandel".
Veranstalter der Zweiten Mongolischen Woche in Dortmund sind das
Amadeus-Kammerorchester, der Theater- und Konzertfreunde Dortmund e.V., die
Auslandsgesellschaft NRW e.V., das Kulturbüro Dortmund sowie die TU Dortmund.
Für mehr Infos und
Fotos zum Fachkräfteaustausch sh.
www.sdkev.de
R. B.
Fotos, wenn nichts
anderes vermerkt Renate Bormann