Neues aus der Mongolei
19. bis 25. Februar 2018

Renate Bormann, Berlin


Erdenet-Bergbauunternehmen in der gleichnamigen Stadt im Orkhon-Aimag. Foto news.mn

Standard Bank gegen mongolische Regierung
Im Zusammenhang mit einem Kreditvertrag (2009/11) zwischen der mongolischen „Just Group" und der Standard Bank Südafrikas über die Zahlung von insgesamt 103 Millionen USD hat sich die Standard Bank wegen ausbleibender Rückzahlungen (keine Zinsen, kein Kapital) an den zuständigen Internationalen Gerichtshof in London gewandt.
Offenbar hatten die Kreditnehmer mit dem 51-Prozent-Staatsanteil des Bergbauunternehmens „Erdenet" gebürgt.
Die aktuelle mongolische Regierung weist die Verantwortung zurück.
Zwar sei „Erdenet" ein Staatsunternehmen, aber der Vertrag sei zwischen J. Batkhuu, Generaldirektor der „Just Group", (Fleisch, Kraftstoffe und Bergbau) und der südafrikanischen Standard Bank abgeschlossen worden.
Ministerpräsident U. Khurelsukh erklärte, mit dem Fall sei die nationale Antikorruptionskommission beauftragt worden, abschließende Ergebnisse lägen nicht vor.
Die Führung von „Erdenet" verneinte, den Verantwortlichen der Just Group Vollmachten über die Kreditaufnahme gegeben zu haben.


V. l. S. Bayar, J. Batzandan. Foto news.mn

Das internationale Handelsgericht in London gab sowohl 2016 als auch im November 2017 dem Kläger Recht.
Das Unternehmen sei zur Rückzahlung verpflichtet.
Die Opposition, allen voran J. Batzandan, wirft dem ehemaligen Ministerpräsidenten S. Bayar, dem als Botschafter für Südkorea vorgeschlagenen B. Khurts u. a. vor, in den Deal verwickelt gewesen zu sein, „Erdenet" als Pfand eingesetzt zu haben.
Bayar hat inzwischen angekündigt, Batzandan verklagen zu wollen.


Beim Kloster Khugnu-Khan in der Nähe Karakorums

Volkszählung 2020
Auf der ersten Sitzung der Kommission für die Organisation der regulären Volkszählung im Jahr 2020 wurden der Ablaufplan beschlossen und das Nationale Amt für Statistik mit der Vorbereitung der nötigen Maßnahmen beauftragt.
Sowohl die Hauptstadt als auch die Aimagverwaltungen hätten entsprechende Kommissionen zu gründen und für das Funktionieren eines Internet-Informationssystems Sorge zu tragen.
Die Volkszählung beginnt um 0.00 Uhr in der Nacht vom 08. zum 09. Januar 2020 und dauert eine Woche.
Die vorläufigen Endergebnisse sollen im Juni 20120 veröffentlicht werden.
Die im Ausland lebenden, arbeitenden und studierenden Mongolen haben die Möglichkeit, sich online registrieren zu lassen.

Außenminister Tsogtbaatar in Japan
Außenminister D. Tsogtbaatar weilte vom 21. bis zum 25. Februar zu einem offiziellen Besuch in Japan.
Außer mit seinem Amtskollegen Kōno Tarō führte er Gespräche mit dem Minister für Wirtschaft, Industrie und Handel Hiroshige Seko und nahm am mongolisch-japanischen Business-Forum teil.
Tsogtbaatar betonte, der strategische Partner und „Dritte Nachbar" Japan sei für die Mongolei einer der wichtigsten Partner für Zusammenarbeit und Entwicklung.
Beide Seiten waren sich darüber einig, die Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Kultur, Sport und Bildung weiter zu vertiefen.
Außenminister T. Konō nahm die Einladung zu einem Besuch in der Mongolei dankend an.
Außerdem sagte er der Mongolei Unterstützung beim Abbau des japanisch-mongolischen Handelsdefizits, bei der Entwicklung exportfähiger Produkte sowie bei der Gewinnung von Investoren zu.
Im Zusammenhang mit dem neuen Hauptstadtflughafen im Zentralaimag, der in diesem Jahr eröffnet werden soll, versprach der japanische Gastgeber bei Ausbildung und Qualifizierung mongolischer Mitarbeiter tatkräftig zu helfen.
Andere wichtige Gesprächsthemen waren der visafreie Reiseverkehr zwischen beiden Ländern und die Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 2020 in Japan.

Mongolei verliert zwei Punkte
Im neuen Korruptionswahrnehmungsindex von Amnesty International, der am 23. Februar in Berlin vorgestellt worden ist, findet sich die Mongolei mit 36 von 100 Punkten nur noch auf Platz 103 unter 180 Ländern.
2016 waren es noch 38 Punkte und Platz 87 (176 Länder), 2015 lag die Mongolei auf Platz 72.
In den vergangenen beiden Jahren hat die Mongolei als 31 Plätze verloren.


Die beanstandete Zeichnung. Foto gogo.mn

Mongolen in Japan protestieren gegen Comic
Mongolische Staatsbürger, denen sich auch Bewohner der Inneren Mongolei angeschlossen hatten, haben in Japan gegen die Ausgabe eines Comicheftes der japanischen Manga-Zeitschrift „CoroCoro“ des Shōkakugan-Verlags protestiert.
Sie beanstanden eine Chinggis-Khaan verunglimpfende Zeichnung.
Die Redaktion hätte die Geschichte und Kultur eines fremden Landes zu respektieren.
Da ihrer Forderung, die Herausgabe des beanstandeten Heftes zu stoppen, nicht Folge geleistet worden sei, hätten sie die Protestkundgebung vor dem Gebäude organisiert.
Sollte bis zum 02. März die Geschichte nicht zurückgezogen werden, werde man sich an das Gericht wenden.
In mongolischen Medien ist von einem offiziellen Protest der Regierung nicht die Rede.
Vielleicht hat Tsogtbaatar seinem Amtskollegen eine Protestnote überreicht?
https://sumikai.com/japan/nachrichten-aus-japan/mongolei-protestiert-wegen-japanischem-kindercartoon-der-dschingis-khan-verspottet-214221/

Wildpferde sind doch ausgestorben
Sind die Takhis, in Europa eher unter dem Begriff Przewalski-Pferde bekannt, gar keine echten Wildpferde, sondern lediglich verwilderte ehemals domestizierte Tiere?
https://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/ueberraschendes-forschungsergebnis-echte-wildpferde-gibt-es-auf-der-welt-nicht-mehr/20999330.html

Schlafplätze für mongolische Studenten gesucht
Urban Nomads//Nomads Citizens sucht für die mongolischen Teilnehmer und Teilnehmerinnen am „Michael-Kohlhaas"-Projekt noch Schlafplätze.
Unten finden Sie alle notwendigen Angaben.

Liebe Berliner Freunde der Mongolei,

für unten beschriebenes DAAD gefördertes Projekt werden DRINGEND noch Schlafplätze in Berlin für eine Gruppe von mongolischen Studierenden vom 17. bis zum 31. März 2018 gesucht. Die beteiligten deutschen Studierenden können leider nicht alle aufnehmen, das Projektbudget reicht für eine Aufwandsentschädigung von 10 Euro pro Student und Gastgeber pro Nacht. Dafür ist in Berlin leider kein zentrales Hostel zu bekommen. Alle mongolischen Studierenden sprechen Englisch.
Interessenten/ Unterstützer melden sich bitte möglichst bald unter office@urbannomads.org mit der Information, wer unter welcher Adresse wie viele Studierende für 14 Tage aufnehmen könnte. Angebote für eine bezahlbare gemeinsame Unterkunft für 16 Personen sind natürlich ebenfalls herzlich willkommen.
Vielen herzlichen Dank für Ihre Unterstützung ! Berlin 21.2.2018

Hier Informationen zum Projekt:

Mongolian State University of Arts and Culture (MSUAC) in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst (HfS) „Ernst Busch", Berlin, der Hochschule der Populären Künste (hdpk), Berlin, und der NGO Urban Nomads // Nomad Citizens.
„Michael Kohlhaas" Workshop nach Heinrich von Kleist - Eine interdisziplinäre künstlerische Forschung anhand von Theater / Performance und Visueller Kommunikation mit mongolischen und deutschen Studierenden. Öffentliche Präsentation der Ergebnisse am 27., 28. und 29.3.2018 in Berlin.
Heinrich von Kleist beschreibt in seiner Novelle „Michael Kohlhaas" den klassischen Konflikt zwischen Macht und Moral, Staatsraison und Gerechtigkeit. Wie gestaltet sich eine gerechte Beziehung zwischen Staat und Individuum? Wo beginnt Machmissbrauch? Ist Selbstjustiz eine Option? Wie kann der Einzelne einem scheinbar übermächtigen Staat begegnen, wenn er sich radikal ungerecht behandelt sieht? Mit diesem Konflikt werden sich 16 mongolische Studierende zusammen mit deutschen Studierenden (Fachrichtungen Regie, Schauspiel, Bühnen- und Kostümbild, Szenisches Schreiben, Musik, Visuelle Kommunikation) vom 17.3. bis zum 31.3.2018 eingehender beschäftigen. Parallel zur szenischen Inszenierung des Stoffes im bat-Studiotheaters in Prenzlauer Berg, werden dabei zum „Kohlhaas"-Stoff auch Projekte der Visuellen Kommunikation als Ausstellung realisieren. Initiiert und künstlerisch mitgestaltet wird dieses Projekt von der deutsch-mongolischen Forschungs- und Performance Plattform Urban Nomads // Nomad Citizens, welche sich bereits seit 2012 in zahlreichen Kunst-, Bildungs- und Forschungsprojekten um den Austausch deutscher und mongolischer Studierender und, unter Mitwirkung von internationalen Künstler_innen und Wissenschaftler_innen verschiedener Fachbereiche, mit dem sozialen Wandel und den Zukunftsperspektiven der Mongolei auseinandersetzt. Die Novelle von Kleist wurde 2016 mit Förderung vom Goethe Institut Ulan Bator durch den Admon/ Monsudar Verlag erstmals vom Deutschen ins Mongolische übersetzt.

SAVE THE DATE – Vorstellungs- und Ausstellungstermine in Berlin: Dienstag, 27.3.2018, 20 Uhr, öffentliche Generalprobe Mittwoch, 28.3.2018, 20 Uhr, Vorstellung Donnerstag, 29.3.2018, 20 Uhr, 2. Vorstellung

Spiel-und Ausstellungsort: Berliner Arbeiter Theater (bat-Studiotheater): Belforter Straße 15, 10405 Berlin/Prenzlauer Berg

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

   

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