Mongoleinachrichten

April 2024

Renate Bormann, Berlin

 


3. v. l. Uta Schöne in Ulaanbaatar

Erinnerungen an Dr. sc. Uta Schöne (28. November 1941 – 07. April 2024)

Am 11. April erreichte uns die traurige Nachricht vom Tod unserer ehemaligen Kollegin, der international bekannten und anerkannten Mongolistin, Dr. sc. Uta Schöne.
Nach ihrem Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin und der Mongolischen Staatsuniversität Ulaanbaatar, arbeitete sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2007 und unentgeltlich lange darüber hinaus als Hochschullehrerin und Wissenschaftlerin an der Sektion Asienwissenschaften, dem späteren Institut für Afrika- und Asienwissenschaften, Zentralasien-Seminar.
Wir alle haben nicht nur zusammengearbeitet, wir reisten gemeinsam zu Mongolistenkongressen nach Ulaanbaatar, zu Konferenzen nach Warschau oder Szeged, verbrachten gemeinsam Studienaufenthalte in der Mongolei, feierten die Jahrestage der Mongolei bei traditioneller mongolischer Musik, Buuzen, Khuushuur und Suutei Tsai (Milchtee).
Uta Schöne war eine überaus hilfsbereite und freundliche Kollegin, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen umstandslos teilte.
Sie unterrichtete mongolische Sprache, Kultur, Geschichte und aktuelle Politik der Mongolei, betreute Magister-, Bachelor- und Masterarbeiten sowie Dissertationen, so einigen jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern den Weg in eine akademische Laufbahn ebnend.
In ihren Forschungen konzentrierte sie sich auf die moderne mongolische Geschichte und sozialpolitische Themen, u. a. beschäftigte sie sich mit Genderfragen in der mongolischen Gesellschaft, arbeitete bei all ihren Projekten eng mit mongolischen Kollegen zusammen.
Für ihre erfolgreiche Arbeit in Forschung und Lehre sowie ihr Engagement für die Festigung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Völkern wurde sie wiederholt ausgezeichnet.
Nach einem Erlass von Tsakhiagiin Elbegdorj, mongolischer Staatspräsident von 2009 bis 2017, war Uta Schöne im Jahr 2016 mit dem Orden „Polarstern", dem höchsten Orden für ausländische Bürger, geehrt worden.
Unser tiefempfundenes Beileid gilt ihrem Mann Lothar, ihren Kindern und Enkelkindern.

 

Wahlen 2024
Der Vorsitzende der Zentralen Wahlkommission P. Delgernaran informierte am 29. April, dass 26 politische Parteien, darunter die DP, die MVP, die Grünen, die Sozialdemokraten, die Republikanische Partei, die Liberalen, die demokratischen Liberalen, die Partei der Werktätigen u. a. sowie zwei Wahlbündnisse, darunter das Neue Vereinigte Bündnis fristgerecht ihre Wahlunterlagen eingereicht haben.
Über die Zulassung werde in Kürze entschieden.
Am 30. gab die Wahlkommission ihre Entscheidung bekannt: 23 Parteien und zwei Bündnisse (Nationaler Bund und Neues Vereinigtes Bündnis) seien zu den Parlamentswahlen am 26. Juni zugelassen.
Bei drei Parteien hätten die eingereichten Unterlagen nicht den Anforderungen (Finanzierung, Programm, Statut, Mitglieder) entsprochen.
Laut Wahlgesetz sei ab dem 29. April ein Wechsel des Wohnortes nicht mehr möglich.
37 politische Parteien sind offiziell beim Obersten Gericht der Mongolei registriert.
Delgernaran dankte der US-Botschaft für die Unterstützung bei der Bereitstellung von Equipment und versicherte, alle Wahlbeobachter der Botschaften in der Mongolei, der internationalen Organisationen sowie der ausländischen Wahlbeobachter werden alle Möglichkeiten erhalten, ihre Aufgaben zu erfüllen.

800 000 Euro-Hilfe für Landwirtschaft
Das Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten Frankreichs hat über seine Botschaft in der Mongolei dem Land 800 000 Euro an nicht rückzahlbarer Unterstützung für ein WIFI-Projekt zur Entwicklung einer nachhaltigen, hohen Qualitätsstandards genügenden Fleisch verarbeitenden Industrie zur Verfügung gestellt.
Realisiert werde das Projekt durch „Veterinäre und Agronomen ohne Grenzen".

Statistik März 2024
Nach Informationen aus dem Amt für Nationale Statistik wurden im 1. Quartal 2024 14 244 Kinder geboren, 13,4 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Vier Mütter starben während oder kurz nach der Geburt, zwei weniger als im Vorjahr.
171 Babys starben vor ihrem ersten Geburtstag, im Vorjahr waren es 222. Vor ihrem 5. Geburtstag starben 210 Kinder, 52 weniger als 2023.
In der Mongolei arbeiten 8 090 ausländische Vertragsarbeiter1, davon 1 140 Frauen und 6 950 Männer.
500 000 Menschen beziehen Altersrente, 30 373 Sozialhilfe.
Im ersten Quartal 2024 besuchten 667 799 ausländische Touristen die Mongolei, 2 334 aus Amerika, 453 aus Afrika, 44 035 aus Europa, 61 842 aus Ostasien-Pazifik, 1 366 aus dem Nahen Osten und 828 aus Südasien.
2021, coronabedingt war die Reisetätigkeit weltweit fast zum Erliegen gekommen, stammten 29 der ausländischen Reisenden aus Deutschland, 2024 waren es 1 414.
Das Außenhandelsvolumen betrug im 1. Quartal 2024 6,1 Milliarden USD, auf den Export entfielen 3,7 Milliarden, auf den Import 2,4 Milliarden USD.
91,4 Prozent der Exporte gingen nach China, 5,9 Prozent in die Schweiz und 0,8 Prozent nach Russland.
Auch bei den Importen lag die VR China mit 35,6 Prozent wieder an der Spitze, gefolgt von Russland mit 28,2 Prozent und Japan mit 11,6 Prozent.
2,1 Prozent der Importe bezog die Mongolei aus Deutschland.
Die Inflationsrate erreichte im März 2024 sieben Prozent im Vergleich zum März des Vorjahres, im Vergleich zum Vormonat waren es plus 0,9 Prozent.
Im März 2023 lag die Inflation bei 12,2 Prozent.
Mit Stand 15. April waren die Verbraucherpreise um 2,4 Prozent gestiegen.
In Ulaanbaatar waren die Verbraucherpreise im März 2024 um 0,8 im Vergleich zum Vormonat und um 2,0 Prozent im Vergleich zu Dezember 2023, sieben Prozent im Vergleich zum März 2023 gestiegen.
Wegen der hohen Viehverluste werden die Fleischpreise weiter steigen und damit im Zusammenhang erwarten die Ökonomen eine höhere Inflationsrate in den kommenden Monaten.
Die höchste Temperatur war im März mit 25 Grad im Shinejinst-Sum im Bayankhongor-Aimag gemessen worden, am kältesten war es im Galuut-Sum, ebenfalls in Bayankhongor, mit minus 35 Grad Celsius.

Außenminister Großbritanniens in der Mongolei
Auf Einladung seiner mongolischen Amtskollegin B. Battsetseg absolvierte der Außenminister Großbritanniens, David W. Cameron, am 25. und 26. April einen offiziellen Besuch in der Mongolei.
In den Gesprächen ging es um die bilateralen und internationalen Beziehungen sowie Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit.
Beide Seiten unterzeichneten Kooperationsvereinbarungen in den Bereichen Seltene Erden, geologische Wissenschaften und Technologie.
Am 26. April war Cameron von Präsident U. Khurelsukh empfangen worden.
Im vergangenen Jahr begingen beide Länder den 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen.
Der Besuch D. Camerons war der erste eines britischen Chefdiplomaten in der Mongolei seit elf Jahren.

Hilfe für Viehhalterfamilien
Die Vereinigte Nationale Organisation für Landwirtschaft und Nahrungsgüter hat beschlossen, 1 000 Viehhalterfamilien, die besonders unter den Folgen der Zudkatastrophe zu leiden hatten und haben, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen.
In den ersten drei Monaten dieses Jahres seien bereits 6,3 Millionen Tiere verendet, 9,2 Prozent des gesamten Viehbestandes.
Bis zum 16. März waren 1,6 Millionen Ziegen dem Zud zum Opfer gefallen, dadurch gingen der mongolischen Wirtschaft 400 Tonnen Kaschmirwolle oder 50 Milliarden Tugrug verloren.
Für viele Viehhalterfamilien sind die Erlöse aus der Kaschmirproduktion die wichtigste Einnahmequelle.
Insgesamt sei die die Existenz von 190 Viehhalterfamilien durch Zudkatastrophen bedroht.
Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO (FAO) stellt 1 000 Familien in 107 Sums in 15 Aimags, die am meisten vom Weißen und/oder Schwarzen Zud betroffen sind, je 660 000 Tugrug an Soforthilfe zur Verfügung.
Davon profitieren Familien mit bis zu 500 Tieren, die 30 bis 90 Prozent ihrer Herde verloren haben, Menschen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, Schwangere, stillende Mütter, alleinerziehende Väter und Mütter mit zwei oder mehr Kindern unter 14 Jahren.
Außerdem verspricht die FAO Unterstützung zur Vorbeugung gegen ähnliche Katastrophen und entsprechende Hilfe für die Nomadenfamilien.

62 Jahre S. Zorig
Am 20. April wäre der Mitbegründer der mongolischen Demokratiebewegung S. Zorig 62 Jahre alt geworden.
Sein Vater war der damalige stellvertretende Volksbildungsminister Sanjaasuren.
Zorig war im Juni 1990 in die erste demokratisch gewählte Große Volksversammlung gewählt worden, 1992 und 1996 in die Große Staatsversammlung.
Er war Infrastrukturminister in der 2. Regierung des „Demokratischen Bündnisses".
Am 02. Oktober 1998 war er im Hausflur seines Wohnhauses schwer verletzt gefunden worden, kurz darauf konnte nur noch der Tod festgestellt werden.
Trotz unzähliger Ermittlungsverfahren, Zeugenvernehmungen, Verhaftungen und plötzlicher Todesfälle von Zeugen oder Untersuchungsbeamten, ist der Tod des jungen Politikers bis heute nicht aufgeklärt.
MVP und DP beschuldigen sich gegenseitig, hinter dem Verbrechen zu stehen, auch private Hintergründe gerieten ins Visier der Ermittler.
Regelmäßig zu seinem Todestag und zu seinem Geburtstag, wenn Blumen und Kränze an seinem Denkmal gegenüber der Zentralpost in Ulaanbaatar niedergelegt werden, werden Forderungen nach neuerlichen unvoreingenommenen Untersuchungen laut.
Bisher ohne Ergebnis.

Gouverneur des Sukhbaatar-Aimags vorübergehend festgenommen
Auf Anordnung der Antikorruptionskommission waren der Vorsitzende des Sukhbaatar-Aimags M. Iderbat und der Vorsitzende der Bürgerversammlung des Aimags D. Khosbayar am 15. April festgenommen worden.
Seit dem 08. April war gegen sie ermittelt worden
Nach 72 Stunden wurden sie wieder freigelassen.
Die Sitzungen im Aimag nach der Festnahme leitete Iderbats Stellvertreterin G. Munkhzaya.
Am 23. war Iderbat offenbar wieder in Amt und Würden, er saß der Leitungssitzung vor.
Iderbat und Khosbayar, beide DP, hatten 2020 die Wahlen im Sukhbaatar-Aimag gewonnen.

„Wolkensammler"
Die Ausstellung „Wolkensammler" mit Werken mongolischer und deutscher Künstler und Künstlerinnen ist anlässlich des 50. Jahrestages der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der BR Deutschland und der Mongolei als Beitrag der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft e. V. in Zusammenarbeit mit der mongolischen Botschaft konzipiert worden.
Vom 15. Mai bis zum 05. Juni präsentieren elf Künstler1 ihre Werke im Kunstraum F200.
Der Präsident der DeMoGe Dr. Udo Haase lädt zur Vernissage am 15. Mai, 17:00 Uhr, in die Friedrichstraße 200, 10117 Berlin ein.
Grußworte sprechen Botschafter a. D. Jörn Rosenberg und Botschafter Dr. B. Mandakhbileg.
Kulturbotschafter Gan-Erdene Tsend wird eine kurze Einführung in die Ausstellung geben.


Retrospektive E. Otgonbayar in Nantes

„Erzählungen über die Unendlichkeit"
Nach dem Ende seiner Solo-Ausstellung „Otgo – Retrospektive. 1998 – 2024. Zwischen Tradition und Moderne" vom 13. Januar bis zum 31. März 2024 im Bernard-Boesch-Museum in Le Pouliguen an der Loire sind die Werke des mongolischen Künstlers Ershuugiin Otgonbayar (Otgo) vom 06. bis zum 28. April im Château der Herzöge der Bretagne, Museum für Geschichte in Nantes im Rahmen der Chinggis-Khaan-Ausstellung „ Wie die Mongolen die Welt veränderten" ausgestellt worden.
Ein weiteres großformatiges Gemälde „Das letzte Abendmahl" war zusätzlich im Naturkundemuseum der Stadt präsentiert worden.
Das Interesse der Besucher an beiden Ausstellungen, an mongolischer Kunst und Kultur, aber auch Geschichte und Mentalität war überwältigend.
Hier finden Sie weitere Informationen:
https://otgo.info/


Otgo-Retrospektive im Bernard-Boesch-Museum

„Nomaden "
Der mongolische Künstler Gan-Erdene lädt alle Kunstfreunde und Mongoleiinteressierte zur Eröffnung seiner Ausstellung „Nomaden" - Installation/Objekte/ Malerei ein.
Attraktionspunkt der Ausstellung ist die Installation „Himmelszelt", ein stilisiertes Ger (Jurte), bespannt mit Wolkenmustern auf blauem Stoff.
„Die Ausdehnung der Städte und die zunehmende Umweltzerstörung bedrohen die traditionelle Lebensweise der Nomaden", heißt es im Prospekt zur Ausstellung.
Dem müssen wir entgegen wirken.
Eröffnet wird die Ausstellung am 03. Mai, 19:00 Uhr, im KunstQuartier Osnabrück, Bierstraße 33.
Öffnungszeiten: Do. – Fr. 14 – 18 h, Sa. 11-16 h.
Der Eintritt ist frei.
Bis zum 15. Juni können die Werke des Künstlers bewundert und begutachtet werden.


Himmelszelt

Und hier noch ein Literaturhinweis:

Liebe Studierende und liebe Mongolei-Interessierte,
ich freue mich Ihnen mein neues Buch vorzustellen: Classical Mongolian.
A Textbook for Students, Scholars and Everyone Interested in Mongolian by Ganchimeg Altangerel.
Erschienen am 23. April 2024 beim Dr. Ludwig Reichert Verlag Wiesbaden.
Eine genaue Beschreibung des Titels und weitere Informationen finden Sie auf der Verlags-Website unter:
https://reichert-verlag.de/schlagworte/lehrwerk_schlagwort/9783752008203_classical_mongolian-detail
Mit besten Grüßen,
Ganchimeg Altangerel
Dr. Ganchimeg Altangerel
Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Asien- und Afrikawissenschaften
Zentralasien-Seminar/ Mongolistik
Invalidenstraße 118
5.Etage, Raum 504
10115 Berlin
Tel.: (+49-30)2093-66061
Fax: (+49-30)2093-66084
https://www.iaaw.hu-berlin.de/de/region/zentralasien-seminar/seminar/person/1687540

 

1 Die Berichterstatterin verwendet für alle Geschlechteridentitäten das generische Maskulinum, wahlweise die weibliche oder männliche Form.

 


April in der Mongolei

 

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann


 

 


 
 

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Last Update: 05. Mai 2024

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