Mongoleinachrichten

November 2024

Renate Bormann, Berlin

 

„Tag des Stolzes"
Am 02. November, dem ersten Tag des ersten Wintermonats nach dem Tierkreiskalender, begingen die Mongolen1 den Tag des mongolischen Stolzes.
Mit dem Chinggis-Khaan-Orden war in diesem Jahr der ehemalige UNO-Generalsekretär Ban Ki - Moon ausgezeichnet worden.
Traditionsgemäß legten Präsident U. Khurelsukh, der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung D. Amarbayasgalan, Ministerpräsident L. Oyun-Erdene, Mitglieder der Staatsversammlung, Repräsentanten der Zivilgesellschaft sowie die Träger des Chinggis-Ordens Blumen und Kränze am Chinggis-Khaan-Denkmal auf dem Sukhbaatar-Platz nieder.


1. Verfassung der MVR

Vor 100 Jahren wurde die erste Verfassung der Mongolei verabschiedet
Nach dem Tod des VIII. Bogd Gegeen im Mai 1924 beschloss die MRVP2 auf ihrem 3. Parteitag im August 1924 die Abschaffung der Monarchie und die Gründung einer Republik.
Der erste Große Staatskhural (Große Staatsversammlung) begann am 08. November in Niislel Khuree.
Von den 77 Delegierten waren 71 Araten (arme und solche mittleren Einkommens), sechs gehörten dem niederen und mittleren Adel an.
46 waren Mitglieder der MRVP, sechs Mitglieder des Jugendverbandes.
Am 26. November wurde die Mongolische Volksrepublik (MVR) proklamiert, gleichzeitig die erste Verfassung des Landes verabschiedet.
Die Delegierten wählten den aus 30 Mitgliedern bestehenden Kleinen Khural, 23 Araten, sechs Adlige und ein Lama.
Niislel Khuree wurde in Ulaanbaatar (der Rote Recke) umbenannt.
Bisher hat sich die Mongolei vier Verfassungen gegeben.
Die aktuelle war am 13. Januar 1992 verabschiedet worden und am 12. Februar in Kraft getreten.
Ergänzungen wurden 1999, 2000, 2019 und 2023 vorgenommen.
Anlässlich des 100jährigen Jubiläums zeichnete Präsident U. Khurelsukh verdiente Bürger und Bürger mit Titeln, Orden, Medaillen und Urkunden aus.
Der Vorsitzende der Gesellschaft „Mongolische Generale", der Verdiente Lehrer der Mongolei, General Ch. Baatar, erhielt aus der Hand des Präsidenten den Sukhbaatar-Orden.
Am 26. November würdigten die Mitglieder der Großen Staatsversammlung und Gäste die Gründung der Volksrepublik und die erste Verfassung auf einer Festsitzung der Staatsversammlung im Großen Sitzungssaal.
Zu Beginn begrüßte der Generalsekretär der Großen Staatsversammlung B. Baasandorj die Ehrengäste: Präsident Khurelsukh, Ministerpräsident Oyun-Erdene, die Vorsitzenden des Verfassungsgerichts, des Obersten Gerichts, den Generalstaatsanwalt, Mitglieder der Regierung, den Vorsitzenden des Präsidialamtes und den Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates sowie Repräsentanten ausländischer Vertretungen und internationaler Organisationen.
Den Festvortrag hielt Präsident U. Khurelsukh.
Das Ringerturnier anlässlich der Jubiläen gewann Landeselefant S. Sukhbat vor B. Zorigtbaatar.
128 Landes-, Aimag-, Sum- und Armeetitelträger hatten den Wettkampf um den Turniersieg auf genommen.

Präsidentenveto gegen den Staatshaushaltsplan 2025
Auf ihrer regulären Sitzung am 08. November hat die Große Staatsversammlung den Gesetzentwurf zum Staatshaushalt 2025 beschlossen.
68 Mitglieder stimmten dem Haushaltsplan und dem Entwurf für den Staatsfonds zu, 71 dem Gesetzentwurf über den Sozialversicherungsfonds und die Krankenkassen.
Der Gesetzentwurf für den Haushalt 2024 schreibt 23,140,589.3 Millionen Tugrug für einen ausgeglichenen Staatshaushalt vor.
An Ausgaben geplant sind 26,485,278.0 Millionen Tugrug.
3,932,432.9 Millionen seien für die Finanzierung von Investitionsprojekten und Bauprojekten 2025 vorgesehen, während die Regierung für das Jahr 2025 lediglich für eine Schuldenaufnahme von 3,500.000 Millionen Tugrug garantiert.
Nach der Annahme des Entwurfs wurde die Regierung beauftragt bis Dezember entsprechende Anpassungen (effektive und effiziente Verwendung der Steuergelder etc.) vorzunehmen.
Am 20. November legte Präsident U. Khurelsukh sein Veto gegen den Gesetzentwurf und alle damit verbundenen Gesetzesvorhaben ein.
Der Entwurf missachte relevante Bestimmungen der Verfassung und des Gesetzes über den Präsidenten.
Der Vorsitzende des Präsidialamtes bemerkte zudem, der Entwurf fördere nicht die Haushaltsdisziplin, fördere nicht die Senkung der Ausgaben und die Erhöhung der Einnahmen, beachte und fördere zu wenig die internationalen wirtschaftlichen Beziehungen der Mongolei.
Das Oberste Gericht akzeptierte das Veto, eine notwendige Mehrheit der Abgeordneten stimmte dem Veto zu.

Aus der Regierungssitzung vom 27. November
Die mongolische Regierung hat das Jahr 2025 zum „Jahr der Unterstützung der Jugend" ausgerufen.
Es ginge um Schaffung bezahlbaren Wohnraums für junge Familien, Arbeitsplätze, Gesundheitsvorsorge.
Die Winter- und Frühjahrslager 2024/25 würden sich in einigen Aimags schwierig gestalten (Trockenheit im Sommer, Zudgefahr im Winter).
Die zuständigen zentralen Behörden und die Verantwortlichen in den Aimags und Sums müssten Sorge tragen, dass Energieversorgung, Gesundheitsfürsorge, Schulbesuch, Bereitstellung von Technik und Futtermittel auch in den entfernten Weidegebieten in ausreichendem Maße gesichert werden können.
Aktuell seien die Winter- und Frühjahrsvorbereitungen zu 90 % abgeschlossen.
Erklärtes Ziel der Regierung sei es, die Mongolei für Touristen in allen vier Jahreszeiten als attraktives Reiseziel zu bewerben.
Die Preise könnten im Unterschied zum Sommer um bis zu 40 % reduziert werden, die Zahl der Inlandsflüge erhöht werden.
Maßnahmen zur Gewährleistung internationaler Standards (Hotelausstattung, Sauberkeit, Service etc.) sollten zeitnah umgesetzt werden.
Wichtig seien natürlich auch attraktive Kultur- und Sportangebote sowie Veranstaltungen, die Sitten und Bräuche der Mongolen widerspiegeln (Tsagaan Sar, Festival „Blaue Perle" am Khuvsgul, „Winter der Nomaden", „Mazaalai" (Schnee- und Eisfestival).

 


Gruppenfoto 10. Sitzung des DMWA

10. Sitzung des Deutsch-Mongolischen Wirtschaftsausschusses
Die 10. Sitzung des Deutsch-Mongolischen Wirtschaftsausschusses (DMWA), organisiert vom OAV (German Asia-Pacific Business Association) und dem Deutsch-Mongolischen Unternehmerverband (DMUV), gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), fand am 15. November in Berlin statt.
Den Vorsitz führten H.-Ch. Brumberg, managing Director, wpd Asia Solutions GmbH und in Vertretung von S. Narantsogt, Generaldirektor von Erdenes Mongol LLC, G. Yondon, Generaldirektor des Erdenet-Bergbauunternehmens.


Jens Goldstein

Nach der Begrüßung durch Jens Goldstein von der Ernst & Jung Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sprach H. Zander vom BMWK zur Rohstoffstrategie Deutschlands, B. Battumur, Minister für Wirtschaft und Entwicklung zum Investitionsklima in der Mongolei und Prof. Dr. Th. Hollenberg (DMUV) stellte eine Marktstudie zu Seltenen Erden in der Mongolei vor.
In der anschließenden Plenardiskussion ging es um Rohstoffe und Bergbau, Erneuerbare Energien und Umwelt sowie um Logistik, Transport und Infrastruktur.


10. Sitzung des DMWA

Repräsentanten und eine Repräsentantin von neun, vier und einem Unternehmen stellten ihre Ziele, Erreichtes, Probleme, Vorteile, Erfolgsaussichten und Anforderungen vor.


Ergebnisse 2023

Zum Abschluss wurden die Anliegen des Wirtschaftsausschusses an die deutsch-mongolische Regierungsarbeitsgruppe noch einmal zusammengefasst (Bürokratieabbau, Vereinfachung von Genehmigungsverfahren, Finanzierung u. ä.).
Die Regierungsarbeitsgruppe zur Zusammenarbeit im Rohstoff-, Technologie- und Industriebereich tagte am 18. November im BMWK.


H.-Ch. Brumberg

Brumberg und Yondon stellten ihren Bericht über die Perspektiven der Deutsch-Mongolischen Zusammenarbeit vor.
Es folgten Impulsstatements von Vertretern1 deutscher und mongolischer Firmen zum Rohstoffsektor, zu Erneuerbaren Energien und zur Logistik.


G. Yondon


Multimodal Logistics Park Ulaanbaatar

100 Jahre Verfassungsgeschichte der Mongolei
Die Mongolei begeht am 26. November den 100. Jahrestag der Verabschiedung der ersten Verfassung im Jahr 1924.
Aus diesem Anlass und in Verbindung mit „50 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen beiden Ländern" hatten die in der Mongolei vertretenen politischen Stiftungen, die Hans-Seidel-Stiftung (HSS), die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), am 15. November eine Konferenz zu aktuellen verfassungsrechtlichen Fragen organisiert.
Veranstaltungsort war das Chinggis-Khaan-Museum in Ulaanbaatar.
Nach Begrüßungsworten des Vorsitzenden des Verfassungsgerichts G. Bayasgalan und der stellvertretenden Botschafterin der BR Deutschland, Hana Becker, eröffneten Dr. Stefan Hanke (FES), Viktor Frank (KAS) und Felix Glenk (HSS) die Konferenz.
Vorträge hielten der erste Präsident der Mongolei Akademiemitglied Prof. P. Ochirbat, der über die Verfassungsgeschichte von 1992 referierte und O. Munkhsaikhan. Sein Thema war die Stabilität der Verfassung.
Der Sinologe und Mongolist Dr. Oliver Corff stellte den Sammelband „100 Jahre Verfassung der Mongolei" mit Beiträgen namhafter Autoren wie Ts. Sarantuya, P. Ochirbat, D. Nelle, O. Mashbat, U. Barkmann u. a. vor.
Der 1. Band „Die Geschichte der Ideenbildung" beschäftigt sich mit der Entstehungsgeschichte und den ideologischen Grundlagen der mongolischen Verfassung.
Das Buch ist in deutscher und mongolischer Sprache mit jeweils etwa 360 Seiten erschienen.
Nach einer lebhaften Podiumsdiskussion über aktuelle Herausforderungen und Perspektiven sprach Prof. Ts. Sarantuya, die 28 Jahre lang an der Spitze der HSS in der Mongolei stand, die Schlussworte.


Prof. Jowita Kramer, Botschafter D. Mandakhbileg. Foto Privat

„Zur historischen Entwicklung der Mongolistik in Deutschland – Gegenwart und Zukunft"
Die Universität Leipzig hat gemeinsam mit der mongolischen Botschaft in Deutschland eine internationale wissenschaftliche Konferenz zur historischen Entwicklung der Mongolistik in Deutschland organisiert.
Am 23. November referierten Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus der Mongolei, Deutschland, der Schweiz, der Inneren Mongolei, Österreich und ein mongolischer Student aus Tokio verschieden Aspekte des Themas.
Die Moderation hatte der Mongolist und Kulturbotschafter Darisurengiin DariSukhbaatar, 2. Sekretär an der mongolischen Botschaft in Berlin übernommen.
Grußworte sprachen der mongolische Botschafter in Deutschland Dr. Birvaagiin Mandakhbileg und Prof. Dr. Jowita Kramer, Leiterin des Instituts für Indologie und Zentralasienwissenschaften an der Uni Leipzig.
Prof. Dr. Jantsan Bat-Ireedui, Direktor des Instituts für Sprache und Literatur an der Mongolischen Akademie der Wissenschaften (MAS) wird über die Erforschung der mongolischen Literatur im Zusammenhang mit dem Studium D. Natsagdorjs in Deutschland (in den 1920er Jahren) sprechen, Dr. Michael Balk über den Bestand und den Beitrag der Staatsbibliothek zu Berlin für die Mongolistik in Deutschland, Prof. Dr. Ines Stolpe (Uni Bonn) zur Rolle innovativer Lehre für die Zukunft der Mongolistik.
Prof. Dr. Karénina Kollmar-Paulenz (Uni Bern) stellt die Mongolistik in der Schweiz zwischen 1999 und 2024 vor und Dr. Ganchimeg Altangerel und Florian Sigolf Krüger M. A. (Humboldt-Uni) zeigen neue Perspektiven der Mongolistik auf.
Insgesamt wurden 13 Vorträge zu Themen wie die „Erforschung von Schutzgottheiten", „Mongolica in Museen und Privatsammlungen", „Die Rolle des Lamaismus für den Schutz der Bodenschätze sowie der Goldvorkommen im späten 19. Jahrhundert" sowie „Die Entsendung der ersten mongolischen Schüler und Studenten1 nach Deutschland und Frankreich in den Jahren 1926 bis 1930" gehalten.
Die Veranstaltung wurde mit einer Abschlussdiskussion und Empfehlungen für weitere Forschungen beendet.


1. Reihe v. l. Prof. J. Kramer, Botschafter Mandakhbileg, Prof. I. Stolpe, 2. Reihe v. r. Ts. Batmunkh. Foto Privat

100 Jahre Proklamierung der Mongolischen Volksrepublik und Verabschiedung der ersten Verfassung
Auch in Berlin widmet man sich den Jubiläen anlässlich der Proklamierung der Volksrepublik und der Verabschiedung der ersten Verfassung der Mongolei im November 1924 mit einer Sonderveranstaltung.
Am Abend des 29. November eröffnen Botschafter B. Mandakhbileg und der stellvertretende Referatsleiter Kultur- und Medienbeziehungen im Auswärtigen Amt Jens Wagner die Veranstaltung in der James-Simon-Galerie.
Den Festvortrag hält Dr. O. Corff: „100 Jahre Proklamierung der Mongolischen Volksrepublik und Verabschiedung der ersten Verfassung 1924 – Beginn der modernen Entwicklung der Mongolei und ihre historische Bedeutung".
Anschließend präsentieren der Direktor des Chinggis-Khaan-Museums Dr. S. Chuluun und Prof. Dr. Lars-Christian Koch, Direktor des Museum für Asiatische Kunst in Berlin, das Buch „Schätze des historischen und kulturellen Erbes der Mongolei".
S. Chuluun und der wissenschaftliche Mitarbeiter im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin Dr. Anton Gass freuen sich darüber hinaus, die große Chinggis-Ausstellung „Chinggis-Khaan: Die Welt der Mongolen" für das Jahr 2026 in der James-Simon-Galerie ankündigen zu können.
Der Abend endet mit einem Empfang und der Vorführung des Dokumentarfilms „MVR 1951".

Gastvortrag an der HUB
Dr. Ganchimeg Altangerel und das Zentralasienseminar des Instituts für Asien- und Afrikastudien der Humboldt-Universität zu Berlin laden zum Gastvortrag von Dr. Zolbo Dashnyam und M. A. Sanjaajav Badraa „Deutschlandstudien in der Mongolei und aktuelle Forschungen zu den mongolisch-deutschen Beziehungen" ein.
Die Wissenschaftler von der Akademie der Wissenschaften der Mongolei möchten mit deutschen Studenten und Studentinnen sowie Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen in einen Dialog über Deutschlandstudien in der Mongolei und über aktuelle Themen der mongolisch-deutschen Beziehungen treten.
Termin: 28. November
Zeit: 10:15 Uhr
Ort:10117 Berlin, Dorotheenstraße 24, Haus 1, 5. Etage, R. 1504.


Mongolische Herbstgäste

Herbstgäste aus der Mongolei
Der Kulturbotschafter und Künstler Gan-Erdene Tsend (Tsendiin Gan-Erdene) sowie der Kunstspeicher Mettingen e. V., der Kunstverein Ibbenbüren e. V. und der Kulturspeicher Dörenthe e. V. laden zum Besuch der Ausstellung „Herbstgäste aus der Mongolei" ein.
Eröffnet am 16. November, können die 160 Werke der 20 mongolischen Künstler und Künstlerinnen noch bis zum 15. Dezember besichtigt werden.
Ausstellungsorte sind in 49497 Mettingen, Burgstraße 9, 49477 Ibbenbüren, Klosterstraße 21 und I49479 Ibbenbüren, Hafenstraße 14.
Alle Häuser sind Samstag und Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr geöffnet.

1 Die Berichterstatterin verwendet für alle Geschlechteridentitäten das generische Maskulinum bzw. die männliche oder weibliche Form.

2Auf dem III. Partei der MVP (Mongolische Volkspartei)1924 wurde beschlossen, die Partei in MRVP (Mongolische Revolutionäre Volkspartei) umzubenennen.

2010 war sie wieder in MVP umbenannt worden.

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann

 

 

 


 
 

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Last Update: 12. Januar 2025

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