Mongoleinachrichten

März 2025

Renate Bormann, Berlin


März in der Mongolei

Eröffnung der Frühjahrssitzungen
In seiner Rede zur Eröffnung der Frühjahrssitzungsperiode der Großen Staatsversammlung am 17. März erklärte der Vorsitzende D. Amarbayasgalan, er und die Mitglieder der Staatsversammlung hätten sich während der Parlamentsferien mit Menschen in der Khangai-Region, im Westen, im Osten, in der Gobi-Region und im Zentrum mit Viehhaltern, Genossenschaftsbauern, Händlern, Unternehmern, Staatsangestellten, Mitarbeitern im Justizwesen und mit Schülern und Schülerinnen getroffen, insgesamt mit 25 000 Bürgern, um sich über ihre Sorgen und Nöte, ihre Erwartungen an die Politik zu informieren.
Die Abgeordneten seien beauftragt, die Interessen der Bevölkerung zu vertreten, sich dafür einzusetzen, Arbeitsplätze mit gutem Einkommen zu schaffen, für eine moderne Schul-, Aus- und Weiterbildung zu sorgen, die Voraussetzungen für die Verbesserung der Infrastruktur und der Gesundheitsfürsorge zu schaffen.
Das sei unsere Aufgabe, entsprechende Gesetzesvorhaben für mehr Lebensqualität aller zu beraten, zu beschließen und schließlich umzusetzen.
Es ginge um die Schaffung der rechtlichen Grundlagen für die 14 Megaprojekte der Koalitionsregierung, die Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessen in den Regionen und entsprechende Gesetzesvorhaben für die Durchsetzung eines fairen Wettbewerbs, die Auslotung der Finanzierungsmöglichkeiten.
Vor den Mitgliedern der Staatsversammlung stünden gewaltige Herausforderungen, Staatshaushalt 2026, Gesetzentwurf für den Haushalt 2027-2028, der Beschlussentwurf über die „Bestätigung des Entwicklungsprogramms der Mongolei 2026", Rechenschaftslegung über den Haushalt 2024, den Schuldentilgungsplan der Regierung 2026 bis 2028, die Agenda für die Herbstsitzungsperiode 2025 u. a.
Die Opposition bezweifelt die Erfolgsaussichten für die 14 Megaprojekte, bisher sei nichts geschehen.


Aufgang zu den Ausstellungsräumen im Chinggis-Museum in Ulaanbaatar

Staatsbesuch in Tschechien
Auf Einladung seines tschechischen Amtskollegen Petr Pavel absolvierte Präsident U. Khurelsukh vom 09. bis zum 12. März einen Staatsbesuch in Tschechien.
Ein Anlass für den Besuch war der 75. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Staaten.
Es ist der erste Besuch eines mongolischen Staatsoberhauptes in Tschechien seit zehn Jahren.
Neben Vieraugen-Gesprächen der beiden Präsidenten, kam es auch zu Treffen mit Ministerpräsident Petr Fiala und Senatspräsident Miloš Vystrčil und Konsultationen über den mongolisch-tschechischen Handel, den kulturellen Austausch, Zusammenarbeit in der Landwirtschaft, im Sport, beim Naturschutz, im Justizwesen und im Bildungsbereich.
Präsident Pavel lobte die Mongolei für ihre aktive Beteiligung an internationalen Friedensmissionen und die Außenpolitik, deren Ziel es sei, internationale Konflikte nicht durch Krieg, sondern durch Verhandlungen zu lösen.
Die Mongolei sei zwar in einer schwierigen geografischen Lage zwischen China und Russland, befolge eine Politik des „Dritten Nachbarn" und obwohl diese Länder, zu denen auch Tschechien gehöre, weit entfernt läge, vertrete die Mongolei die gleichen Werte.
Khurelsukh und Pavel betonten, dass der Frieden in der Ukraine „gerecht sein müsse und nicht auf Kosten ihrer Souveränität gehen dürfe".
Die Präsidenten nahmen am mongolisch-tschechischen Business-Forum teil und waren Gäste bei der Eröffnung der unter ihrer Schirmherrschaft stehenden Ausstellung „Chinggis-Khaan und sein Erbe" im Nationalmuseum in Prag.
Staatsvisiten mongolischer Präsidenten in Tschechien: 1999 Präsident N. Bagabandi, 2015 Präsident Ts. Elbegdorj und tschechischer Staatsoberhäupter in der Mongolei: 2006 Václav Klaus, 2016 Präsident Miloš Zeman (im Rahmen der ACEM).

Amarbayasgalan in Großbritannien
Vom 18. bis zum 23. März hat der Vorsitzende der Großen Staatsversammlung D. Amarbayasgalan auf Einladung von Sir Lindsay H. Hoyle, Sprecher des britischen Unterhauses, einen offiziellen Besuch im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland absolviert.
Als Dritter Nachbar der Mongolei und wichtiger EU-Partner misst Großbritannien den diplomatischen und ökonomischen Beziehungen zur Mongolei strategische Bedeutung bei.
Dies sei auch durch den ersten offiziellen Besuch eines Vorsitzenden der Staatsversammlung deutlich geworden.
Ziele des Besuchs seien die Stärkung der bilateralen Beziehungen, die Erweiterung der Zusammenarbeit in Wirtschaft, Energie und Bildung sowie die Etablierung eines rechtlichen Rahmens für die Vertiefung der Kooperation gewesen.
Zudem sollte das gegenseitige Verständnis sowie die interparlamentarischen Kontakte zwischen beiden Nationen gefördert werden.
Am 19. März traf sich Amarbayasgalan mit jungen mongolischen Frauen und Männern, die in weltweit führenden Technologie-Unternehmen lernen und arbeiten, Erfahrungen sammeln und Wissen anhäufen.
Außerdem traf er mit mongolischen Wissenschaftlern zusammen, die an der 7. Internationalen Konferenz über die Lebensbedingungen der Menschen, die in der Gobi leben, teilnahmen.
Die Konferenz war vom Institut für Geografie und Umwelt an der Oxford Universität organisiert worden.
Beim Erfahrungsaustausch mit dem Kanzler der Universität William Hague und dem Direktor des Instituts für Geografie und Umwelt Giles Wiggs ging es um die Bildungsziele in der Mongolei, um laufende Programme und um potentielle Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit im Wissenschaftsbereich.

L. Gantumur auf dem Boao-Wirtschaftsforum
Der Erste Stellvertreter des Ministerpräsidenten L. Gantumur hat am Boao-Forum für Asien (BFA) im südchinesischen Hainan teilgenommen.
Das diesjährige Forum stand unter dem Motto „Asien in einer sich verändernden Welt: Auf dem Weg zu einer gemeinsamen Zukunft".
Beim offiziellen Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen Ding Xuexian äußerte Gantumur den Wunsch nach transparenten Beziehungen zwischen beiden Ländern, dazu gehörten die Stärkung der Grenzverbindungen, die Sicherung der Exportstabilität und die Beschleunigung trilateraler Wirtschaftskorridor-Projekte.
Ein zweites wichtiges Anliegen sei die Entwicklung des Energie- und Industriesektors.Weiter betonte er die Bedeutung der Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft, Künstliche Intelligenz (KI) und bei der Errichtung von Wissenschaftsparks.
Ding Xuexian erklärte die Bereitschaft Chinas, die praktische Zusammenarbeit in allen Bereichen, die den Menschen beider Länder zugute kommen zu intensivieren.
„Wir sollten uns gemeinsam für eine grüne Entwicklung einsetzen, indem wir die wirtschaftlichen Vorteile des jeweiligen Nachbarlandes nutzen".

Eisenbahnprojekt Gashuunsukhait -Gantsmod beschlossen
Am 27. März hat die Große Staatsversammlung das Projekt der Eisenbahnstrecke Gashuunsukhait-Gantsmod ratifiziert..
Die Strecke über den Grenzübergang Gashuunsukhait und Gantsmod werde die Kapazitäten für die Kohletransporte aus Tavantolgoi erhöhen.
Den nötigen Gesetzesänderungen und -ergänzungen stimmten 79,1 Prozent der anwesenden Abgeordneten zu.
Der entsprechende Vertrag zwischen den Regierungen der Mongolei und der VR China kann nun umgesetzt werden.

Statistik
Am 20. März veröffentlichte das Nationale Amt für Statistik die Daten für Februar 2025 bzw. für Ende 2024.
Mit Stand vom 31. Dezember 2024 lebten in der Mongolei 3 514 835 Staatsbürger1.
Das BIP erreichte 80 Billionen Tugrug, ein Plus von 4,9 Prozent (Stand 31. Dezember 2024).
Am 28. Februar 2025 lag die Inflationsrate bei 9,6 Prozent.
Waren 2023 41 051 Straftaten registriert worden, sank die Zahl 2024 auf 37 312.
Im Februar 2024 registrierten die zuständigen Behörden 7 562, im Februar 2025 10 194 Straftaten.

Tsagaan Sar
Am 06. März informierte die Verkehrspolizei, dass während der Tsagaan-Sar-Feiertage vom 01. bis zum 06. März (nachträglich waren fünf arbeitsfreie Tage beschlossen worden) elf Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben verloren hätten, davon einer in Ulaanbaatar, zehn auf dem Land, 41 der Unfallopfer waren zum Teil schwer verletzt worden.
Insgesamt erreichten 10 573 Notrufe die Polizei, von denen 476 kriminelle Straftaten betrafen, 2 107 Verkehrsunfälle, 299 Autofahrer, die unter Alkoholeinfluss standen, 894 der Notrufe betrafen häusliche Gewalt.
Hauptursachen für die Verkehrsunfälle waren unangepasste Geschwindigkeit angesichts des extrem hohen Verkehrsaufkommens und Missachtung der Verkehrsordnung.
Im Unfallkrankenhaus und auf den Intensivstationen anderer Krankenhäuser waren 1 979 Menschen behandelt worden, davon 690 im Alter bis 18 Jahre.
Unmittelbar nach Ende der Feiertage erhöhte die Mongolbank die Zinsen von zehn auf 12 Prozent.

Begnadigungen
Anlässlich des internationalen Frauentages am 08. März verfügte Präsident U. Khurelsukh die Begnadigung der Journalistin Naran Unurtsetseg und zwei weiterer namhafter Journalisten1.
Zuvor seien entsprechende Anträge der Journalisten gestellt worden.
Unurtsetseg, Chefredakteurin von zarig.mn, war im November 2024 nach einem nicht öffentlichen Gerichtsverfahren zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt worden.
Die internationalen und nationalen Proteste gegen dieses politisch motivierte Urteil rissen nicht ab.

Mongolei verliert vier Plätze
Das in Göteborg (Schweden) beheimatete Forschungsinstitut V-Dem (Varieties of Democracy) hat seinen Demokratie-Report für 2024 veröffentlich.
Besorgt zeigen sich die Verfasser über die weltweit zunehmende Autokratisierung.
Die Mongolei gehöre zu den Wahl-Demokratie-Ländern im Unterschied zur liberalen Demokratie (Dänemark, Schweiz, Deutschland …), zur Wahl-Autokratie und zur Autokratie.
In 25 Ländern bestehe die Gefahr einer Entwicklung von der Demokratie zurück zu autokratischen Verhältnissen, dazu zähle auch die Mongolei.
2023 erreichte die Mongolei mit 0,43 Punkten Rang 77, 2024 verschlechterte sie sich um vier Plätze und belegt Rang 81 (0,41) unter 202 Staaten.
Den ersten Platz im Demokratie-Ranking belegt Dänemark mit 0,88 Punkten, Deutschland liegt mit 0.81 Punkten auf Rang 10.
Eritrea bildet mit 0,01 Punkten das Schlusslicht der Länderliste.

Glücksbericht 2025
Am 20. März, dem Welt-Glückstag, veröffentlichten das Gallup Oxford Wellbeing Research Centre und das UN Sustainable Development Solution Network den World Happiness Report für 2024.
Danach erreicht die Mongolei mit 5,7 Punkten Platz 77.
Die schlechteste Platzierung (102., 4,8 Punkte) reicht in das Jahr 2013 zurück.
Die glücklichsten Menschen leben in Finnland (7,7/10 Punkte).
Deutschland konnte sich von Platz 24 auf Platz 22 verbessern.

E. Amartuvshin „Bester Opernbariton"
Der „Künstler des Volkes der Mongolei", Opernsänger und Kulturbotschafter E. Amartuvshin wurde von „Opera World Online" zum zweiten Mal nach 2021 zum besten Opernbariton gekürt.
Zu den Voraussetzungen für die Wahl gehören erfolgreiche Auftritte auf den bedeutendsten Opernbühnen der Welt (Mailänder Scala, Metropolitan in New York, Nationaloper Paris, Bayerische Staatsoper), in Konzerthallen oder auf Festivals während des ganzen Jahres.
E. Amartuvshin wurde von Opernenthusiasten und Kritikern mit 5 900 Punkten bedacht, ihm folgen mit 5 200 Punkten der französische Sänger Ludovic Tézier und mit 4 800 Punkten der russische Sänger Roman Burdenko.
E. Amartuvshin begeistert seit 2009 sein Publikum auf der ganzen Welt und feierte Erfolge in allen namhaften Opernhäusern der Welt, u. a. in San Marino, Verona, Turin, Berlin oder Kiel.


V. l. Botschafter Mandakhbileg, R. Wagner Foto Privat

Polarsternorden für Rudolf Wagner
Am 04. März überreichte der mongolische Botschafter Dr. B. Mandakhbileg Rudolf Wagner den Polarsternorden.
Geehrt wurde der Kulturbotschafter aus Ingolstadt für seine Verdienste um die Verbreitung der mongolischen Kultur in Deutschland, z. B. durch die Organisation eines Morin-Khuur-Festivals (Pferdekopfgeige) in Ingolstadt und die Unterstützung für mongolische Künstler und Künstlerinnen.
Botschafter B. Mandakhbileg hatte Orden und Urkunde aus Prag mitgebracht, wo Präsident Khurelsukh zum Staatsbesuch weilte.
Bei dieser Gelegenheit war auch Mandakhbileg vom Präsidenten selbst als „Außerordentlicher und Bevollmächtigter Gesandter" ausgezeichnet worden.
An der Veranstaltung in der mongolischen Botschaft in Berlin nahmen auch Frau und Sohn R. Wagners sowie der ehemalige Präsident der Deutsch-Mongolischen Gesellschaft (DeMoGe) Dr. Udo Haase teil.


Auszeichnung für Rudolf Wagner. Foto Privat

„Das kleine Format"
Der mongolische Künstler Gan-Erdene Tsend und der Kunst- und Museumskreis Bad Essen e. V.
haben am 28. März zur Eröffnung der Ausstellung „Das kleine Format – Werke aus der Mongolei" eingeladen.
Sieben Künstler und Künstlerinnen aus der Mongolei präsentieren Malereien, Grafiken, Collagen und Objektkunst, die durch die kulturelle, soziale und emotionale Identität zur Mongolei geprägt sind.
Nach einer Einführung durch Gan-Erdene Tsend bieten die Musiker von Alien Voices, Felix Mönich und Kolja Simon, Proben ihres Könnens.
Die Ausstellung kann noch bis zum 18. Mai im Schafstall in der Bergstraße 31 in 49152 Bad Essen
besichtigt werden.
Öffnungszeiten: Donnerstag bis Sonntag 15:00 -18:00 Uhr.

Kampf gegen Wald- und Steppenbrände
Seit Jahresbeginn mussten landesweit elf Großfeuer bekämpft werden.
Besonders betroffen waren die Aimags Dornod, Khentii, Sukhbaatar und Arkhangai.
18 880 ha wurden ein Raub der Flammen.
90 Prozent der Feuer entstanden durch menschliches Fehlverhalten.
Starke Winde und Stürme taten ihr Übriges.
In Sumber, im Bayan-Ovoo-Sum im Khentii-Aimag vernichteten Brände 30 800 ha, sieben Gers von fünf Familien wurden zerstört, eine Familie verlor 300 Stück Vieh.
Bis zum 11. März erreichten Hilfslieferungen (Medikamente, Baumaterial, Kleidung, Nahrungsmittel im Wert von 400 Millionen Tugrug) die Region.
Auch dringend benötigte psychologische Hilfe für Erwachsene und Kinder wird angeboten.
Am 12. März seien die Brände weitgehend unter Kontrolle gewesen, so Staatsminister Chef der Staatlichen Katastrophenschutzkommission S. Amarsaikhan.

Flugausfall
Angesichts des von „Verdi" für den 10. März anberaumten Streiks mussten mehrere Flugplätze ihren Betrieb einstellen bzw. einschränken.
Das betraf auch den Frankfurter Flughafen.
1 170 Flüge konnten nicht abgefertigt werden, 150 000 Fluggäste ihre Reise nicht antreten.
So hatte sich die mongolische Luftfahrtgesellschaft „MIAT" gezwungen gesehen, ihre Flüge am 10. März von Ulaanbaatar nach Frankfurt und von Frankfurt nach Ulaanbaatar zu annullieren.
Betroffenen Fluggästen war geraten worden, sich an ihre Reisebüros bzw. Tickethändler zu wenden, um ihre Ansprüche geltend zu machen.

1 Die Berichterstatterin verwendet für alle Geschlechteridentitäten das generische Maskulinum, wahlweise die männliche oder weibliche Form.

 

Fotos, wenn nichts anderes vermerkt, Renate Bormann

 

 

 


 
 

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Last Update: 04. April 2025

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