Nun steht das Haus in Songinokhairkhan leer. Die 22 Kinder sind mit Betten und andere Möbeln, Küchengeräten, Schul- und Spielzeug nach Dambadardsha, an den neuen Standort im Osten von Ulaanbaatar gezogen (Foto). Die Stadt hatte uns Haus und Grundstück zur Nutzung überlassen, wir hatten es mit Eigenmitteln renoviert, erzählt Jan Felgentreu, der für MISEREOR das Straßenkinderprojekt Temuulel (Sehnsucht) betreut. Mit der Hilfe zur Selbsthilfe hat das Projekt nach zwei Jahren laufen gelernt und trägt sich selbst. Dass sich die Behörde im Zuge der Privatisierung von der Immobilie trennen wollte, tut den Temuulel-Bewohnern nicht sonderlich weh. Die Kriminalität sei dort größer gewesen, sagt der deutsche Sozialarbeiter. Zum Beispiel hatte man mehrfach bei uns eingebrochen und hatte Werkzeuge und Tiere geklaut. Zum andern hatte das Grundstück keine Nachbarn, der niedrige Zaun war für niemand ein Hindernis.
Dambadardsha ist ein typisches städtisches
Jurtenviertel, in dem ein reger Bauboom herrscht. Das Grundstück für die Straßenkinder
mit einem einstöckigen Haus hat Temuulul dank deutscher Spenden für 5000
Dollar erstanden. Von drei Seiten in Nachbarn eingebettet, haben sich die Kinder mit
Beginn der Schulferien hier eingerichtet. In der Küche (Foto) sorgen Sainzaja und Sugar
für das nächste Mittagessen. Nebenan wächst unter der Regie des 23jährigen Mjagmarshaw
ein zweistöckiges Holzhaus (Foto) heran. Dort sollen ab August unten die
Tischlerwerkstatt und oben die älteren Kinder untergebracht werden. Der älteste Junge
der
Gruppe, dessen Eltern verschollen sind, ist seit fünf Jahren bei Temuulel und
hat in der Zeit eine gute Ausbildung als Holzfacharbeiter erhalten. Auf den kann ich
mich verlassen, was den Bau betrifft, sagt Felgentreu, dessen Wiege in Vorpommern
stand. Auf Mega hören die anderen Kinder und Jugendlichen.
Auf dem Hof haben die Kinder ein Stück umgegraben und Radieschen und Petersilie sowie die ersten Blumen angesät. Offensichtlich für eine Terrasse hatte der vormalige Besitzer eine mit Betonkanten umfriedete Fläche gedacht. Hier müsste unser Gewächshaus stehen, schlugen die Temuulel-Bewohner vor. Hin und wieder, wenn der Bau am Holzhaus wegen fehlenden Materials oder wie dieser Tage wegen des Umzugs ruht, reifen detaillierte Pläne für die 4 x 5 Meter große Fläche, auf der im nächsten Jahr Tomaten und Gurken für den Eigenbedarf gezogen werden sollen.
Quelle: mit freundlicher Genehmigung von Hugo
Kröpelin, News Stories Photos aus Berlin und Brandenburg
(Juli 2000)
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Last Update: 03. Januar 2022